Frankreich
Der klassische Auftakt der Le-Mans-Woche: die technische Abnahme der Fahrzeuge in aller Öffentlichkeit. Tausende Fans finden sich am Montag und Dienstag vor dem Rennen auf dem Place de Jacobins ein, um Fahrer und Autos aus der Nähe zu begutachten. Audi bringt erstmals den neuen R15 TDI als Nachfolger des erfolgreichen R10 an die Sarthe.
Doch sofort nach der Ankunft der Ingolstädter gibt es Streit mit dem Rivalen Peugeot. Die Franzosen beklagen sich über aerodynamische Lösungen am R15 TDI, die aus Sicht von Peugeot nicht dem Reglement entsprechen. Die drei deutschen Autos werden dennoch zugelassen. Die Piloten können sich zum offiziellen Gruppenbild in der Innenstadt aufstellen.
Sowohl das Freie Training als auch die Qualifikationen im Verlauf der Woche nutzen die beiden Favoritenteams für Abstimmungsfahrten. Audi und Peugeot geht es nicht um schnelle Runden, sondern um das perfekte Setup für das Rennen. Schnell sind die Diesel dennoch. Stéphane Sarrazin holt mit dem Peugeot die dritte Pole-Position in Folge an der Sarthe.
Nachdem die Le-Mans-Piloten am Freitag vor dem Start in die Langstreckenschlacht an der traditionellen Fahrerparade im Stadtzentrum von Le Mans teilgenommen haben, geht es am Samstag gut gelaunt in den Renntag. Den rund 250.000 Zuschauern wird viel geboten: Rennen, Boxenstopps, Dramen und Damen, Musikkonzerte, Riesenrad und Bierbuden en Masse.
So viele Gasfüße sieht man selten an einem Ort. Insgesamt 165 Fahrer machen sich mit 55 Autos am Samstag, 13. Juni 2009 auf die lange Reise. Unter den Teilnehmern sind alljährlich viele Motorsportstars, die teils auch schon in der Formel 1 unterwegs waren. In Le Mans sind die Autos in vier Klassen unterteilt: LMP1, LMP2, GT1 und GT2.
Startschuss am Samstag 15 Uhr. Sogleich liefern sich die Autos von Audi und Peugeot an der Spitze eine herbe Schlacht. Die beiden Dieselmaschinen sind in etwa gleich stark. Dahinter halten die Benziner zunächst Anschluss, fallen aber später teils um viele Runden zurück. Das Duell an der Spitze hält die Zuschauer über viele Stunden in Atem.
Zwischen die Werksaustos von Audi und Peugeot mischt sich 2009 ein grün-blauer Farbtupfer. Le-Mans-Legende Henri Pescarolo, der 2010 erstmals seit 33 Jahren nicht teilnehmen wird, darf einen Kunden-Peugeot 908 HDi FAP einsetzen. Doch die Mannschaft des Franzosen hat viel Pech.
Benoit Treluyer, der ab 2010 für Audi an den Start geht, zerlegt den Kundendiesel heftig. Der Franzose wird nicht ernsthaft verletzt, aber das Auto wird als Totalschaden abgeschrieben. Die Hoffnungen auf den Sieg eines Privatteams sind somit dahin.
Es trifft aber auch die Deutschen. Lucas Luhr zerlegt den neuen R15 TDI bei einem Abflug bei den Porsche-Kurven derart heftig, sodass Audi fortan in Unterzahl agieren muss. Es gibt noch mehr Pech: Das Schwesterauto mit Bernhard/Dumas/Premat muss zum langwierigen Boxenstopp kommen. Der Turbolader streikt. Das Trio verliert viele Runden.
Marco Werner und Mike Rockenfeller sehen den Crash vom Teamkollegen Lucas Luhr mit Schrecken und Enttäuschung. Le Mans 2009 ist für die beiden Deutschen gelaufen. Kurz vor Mitternacht können sie ihre Overalls ausziehen, die Sachen packen und anschließend als stille Beobachter den weiteren Rennverlauf anschauen.
Unterdessen müssen andere Schwerstarbeit leisten - und zwar nicht nur die Piloten. Rund um die Uhr haben die Boxenmannschaften reichlich zu tun. Es geht auch beim Service um jede Sekunde. Weder Audi noch Peugeot können sich Patzer beim Tanken, Reifen- oder Fahrerwechsel erlauben.
Es kommt beim Boxenstopp nicht nur auf die schnelle Arbeit der Crew an, sondern auch auf das perfekte Anfahren der Halteposition. Die 24 Stunden von Le Mans erfordern höchste Konzentration aller Beteiligter über 30 Stunden und mehr, denn der Renntag hat am Samstagmorgen bereits mit dem Warmup begonnen.
An Schlaf ist kaum zu denken. Hektik herrscht auch mitten in der Nacht in der Le-Mans-Boxengasse. Die Piloten ziehen sich zwischen zwei Stints in kleine Schlafkabinen zurück. Allerdings schaffen es nur die wenigstens Fahrer, tatsächlich während des Dauerlaufs ein Auge zuzumachen.
Nach Tagesanbruch hat es sich bereits angedeutet: Peugeot kann sich mit dem bewährten 908 HDi endlich gegen die Konkurrenz aus Ingolstadt durchsetzen. Audi wird später festhalten, dass man mit dem neuen Fahrzeug noch zu wenig Erfahrung hatte und einige Verbesserungen vornehmen muss. Diese sind in den R15 TDI plus des Jahrgangs 2010 eingeflossen.
Sonntag, 13. Juni, kurz nach 15 Uhr: Marc Gené, Alexander Wurz und David Brabham haben den französischen Traum wahr werden lassen. Das Trio holt für Peugeot den heiß ersehnten Sieg auf französischem Terrain. Gené und Wurz sitzen auch 2010 gemeinsam im Peugeot, Brabham startet für die LMP2-Mannschaft von Highcroft.
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