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AMG nicht in Macau: Regeländerung oder hausgemachtes Problem?
Mercedes-AMG begründet das Macau-Aus mit neuen Sensoren - Doch es gibt Hinweise, dass auch interne Umstrukturierungen eine Rolle spielen dürften
(Motorsport-Total.com) - Erstmals seit der Einführung des FIA-GT-Weltcups im Jahr 2015 wird Mercedes-AMG beim prestigeträchtigen Stadtrennen in Macau nicht vertreten sein. Grund dafür ist eine technische Regeländerung: Ab 2025 sind Drehmomentsensoren für alle Teilnehmer verpflichtend - eine Vorgabe, auf die sich Mercedes-AMG und seine Kundenteams nach eigenen Angaben nicht ausreichend vorbereiten konnten, um konkurrenzfähig zu sein.
© Mercedes-AMG
Mercedes-AMG fehlt beim FIA-GT-Weltcup in Macau 2025 Zoom
"Diese Entscheidung wurde gemeinsam mit unseren Teams getroffen", erklärt Stefan Wendl, Leiter Mercedes-AMG Customer Racing. "Der zusätzliche technische und budgetäre Aufwand im Hinblick auf die neu eingeführten Drehmomentsensoren kam für uns überraschend und ist leider nicht zu tragen."
"Gemeinsam mit den Teams, die normalerweise in Macau antreten, haben wir alle Optionen sorgfältig geprüft. Schließlich kamen wir zu dem Entschluss, dass unter den aktuellen Bedingungen kein ausreichendes Maß an Vorbereitung gewährleistet werden kann, um ein konkurrenzfähiges Gesamtpaket sicherzustellen."
Drehmomentsensoren sind momentan noch außerordentlich kostenintensiv. Ein Satz dieser Sensoren kostet rund 40.000 Euro. Hinzu kommt, dass bei einem Stadtrennen wie Macau ausreichend Ersatzteile bereitstehen müssen. Das treibt die Kosten pro Fahrzeug in den hohen fünfstelligen Bereich - selbst wenn man Antriebswellen von anderen Teams nutzt, die noch Restlaufzeit haben.
Das ist aber nicht alles: Informationen von Motorsport-Total.com zufolge müsste Mercedes-AMG - derzeit in einer Transformation weg von HWA zu einer eigenen Motorsportabteilung befindlich - die benötigten Applikations-Ingenieure derzeit noch bei HWA einkaufen. Ein Ingenieur betreut normalerweise zwei Autos.
Ende einer Erfolgsserie
Damit endet eine beeindruckende Serie: Mercedes-AMG war in Macau bislang die erfolgreichste Marke und holte fünf Siege, zuletzt 2024 mit Maro Engel. Rechnet man die COVID-Jahre 2020 bis 2022 mit ein, in denen das Rennen wegen der langen Lockdowns in China nur nationalen Status hatte, ist Mercedes-AMG seit 2019 ungeschlagen.
Die Abwesenheit von AMG macht sich bemerkbar: Für 2025 umfasst die Nennliste des FIA-GT-Weltcups lediglich 16 Fahrzeuge - deutlich weniger als in früheren Jahren. Im Vorjahr gingen noch vier Mercedes-AMG GT3 an den Start, darunter werkseitig unterstützte Einsätze von GruppeM Racing und Craft-Bamboo Racing.
© Alexander Trienitz
In der WEC hatten AMG und Iron Lynx zu Beginn des Jahres stark zu kämpfen Zoom
Beide Teams aus Hongkong verfügen bislang jedoch nicht über Erfahrung mit Drehmomentsensoren. In der Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) hatte Iron Lynx zu Beginn der Saison Probleme, weil die Sensoren von MagCanica nicht wie gewünscht mit der Software-Einheit von Magneti Marelli harmonierten. Mit der Bosch-Software in der IMSA SportsCar Championship gab es dagegen weniger Probleme.
Rückkehr in Zukunft nicht ausgeschlossen
Die im März auch für Macau eingeführte Sensorpflicht soll den Organisatoren präzisere Daten für die Balance of Performance (BoP) liefern. Hintergrund sind wiederholte Diskussionen um mögliche Manipulationen an Motorkennfeldern. 2025 wurde vor allem BMW immer wieder vorgeworfen, mit GPS-gestützter Software heimlich andere Kennfelder mit mehr Leistung abrufen zu können.
Andere Hersteller rüsten ihre Fahrzeuge nach. Selbst Audi Sport stattet seinen R8 LMS GT3 Evo II eigens für Macau mit den Sensoren aus, obschon der Kunden-Support hier bereits auf Sparflamme läuft.
"Der FIA-GT-Weltcup bleibt für Mercedes-AMG sowohl sportlich als auch strategisch eine attraktive Veranstaltung", so Wendl weiter, "und wir blicken auf eine lange und erfolgreiche Geschichte in Macau zurück. Gleichzeitig sind wir in diesem Jahr weltweit in zahlreichen Rennserien engagiert - darunter erstmals auch in der FIA WEC - und setzen unsere Ressourcen entsprechend fokussiert ein."

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