• 07.05.2016 11:51

  • von Roman Wittemeier & Daniel Halder

Webber: Kwjats Rauswurf bei Red Bull war vorherzusehen

Der Ex-Teamkollege von Sebastian Vettel zeigt sich von der Degradierung Daniil Kwjats nicht überrascht - Red Bull habe Max Verstappen vom Markt nehmen wollen

(Motorsport-Total.com) - Es war das bestimmende Formel-1-Thema der Woche: Die Degradierung von Red-Bull-Pilot Daniil Kwyat zu Toro Rosso. An seiner Stelle wird ab dem Spanien-Grand-Prix in Barcelona am kommenden Wochenende Max Verstappen im A-Team des österreichischen Getränkeherstellers fahren. Während Red-Bull-Motorsportberater Helmut Marko die Entscheidung zuerst und exklusiv im Interview mit 'Motorsport-Total.com' erläuterte, gingen im Netz und bei Fahrerkollegen die Emotionen hoch.

Titel-Bild zur News: Mark Webber

Sieben Jahre fuhr Mark Webber für Red Bull und weiß, wie die Teambosse ticken Zoom

Unter anderem kritisierten die britischen Piloten Jenson Button und Jolyon Palmer die Entscheidung der Red-Bull-Bosse hart: "Daniil holte Red Bulls einziges Podium der Saison in China. In Russland machte er zwei Fehler, war im Qualifying aber nicht weit weg von seinem Teamkollegen. Ein schlechtes Rennen und sie werfen in raus. Es ist brutal", so Palmer. Einer, der sich im Team von Marko und Christian Horner bestens auskennt, ist Ex-Pilot Mark Webber (zur Karriere-Datenbank). Der Australier fuhr von 2007 bis 2013 sieben Jahre lang für Red Bull und ist von der Entscheidung alles andere als überrascht.

Webber ist der Meinung: "Wahrscheinlich wurde darüber schon vor dem Russland-Grand-Prix gesprochen. Sie waren mit seiner Leistung insgesamt gesehen nicht zufrieden. Man konnte spüren, dass sich etwas zusammenbraut." Wie viele Beobachter glaubt der 39-Jährige, dass die Ursache von Kwjats Degradierung nicht ausschließlich seine verheerende erste Runde in Sotschi war. "Sie glauben einfach nicht, dass er (Kwjat; Anm. d. Red.) genügend getan hat. Ihrer Meinung nach hat er zu wenig gebracht - und sie haben gesehen, dass es der andere (Verstappen; Anm. d. Red.) besser hinkriegt."

Keine Chance für Ferrari und Mercedes: Red Bull bindet Verstappen

Webber, dem in seinen Jahren als Teamkollege von Sebastian Vettel bei Red Bull auch ein schwieriges Verhältnis zu Marko nachgesagt wurde, zeigt sogar Verständnis für die Entscheidung des Österreichers: "Helmut will einfach nur Leistung. Er will seine schnellsten Leute schnellstmöglich im besten Auto haben." Eine Schonfrist oder besondere Nachsicht könne bei einem Team wie Red Bull keiner erwarten, so Webber. "Normalerweise wartet man bis nach der Saison. Manchmal eben aber nicht - vor allem nicht bei Red Bull. Sie tauschen halt, wenn sie wollen - bang!"

Der Australier vermutet aber auch noch eine strategische Entscheidung hinter der vorgezogenen Beförderung Verstappens ins A-Team. Die Red-Bull-Bosse hätten laut Webber allen anderen frühzeitig signalisieren wollen, dass die derzeit heißeste Aktie auf dem Fahrermarkt nicht zur Verfügung stehe. Verstappens Leistungen im Toro Rosso zogen auch die Aufmerksamkeit der Topmannschaften Ferrari und Mercedes auf sich - immer wieder wurde der 18-Jährige von anderen Teamchefs umgarnt.


Fotostrecke: Vom Bubi zum Weltmeister: Die Formel-1-Karriere des Max Verstappen

Mit dem begehrten Sitz an der Seite von Daniel Ricciardo habe man den ungeduldigen Youngster und seinen Clan bei Laune gehalten und aufkommende Gerüchte im Keim erstickt: "Vielleicht war Daniils Degradierung etwas hart, aber es ist ein hartes Geschäft und es ging auch darum, für 2017 einen Vorsprung zu bekommen. Jetzt herrscht Ruhe. In sechs, oder schon in drei Monaten spricht keiner mehr darüber", so Webber. Nun liege es an Verstappen, auf den der Druck zunehmen werde. "Wir müssen abwarten, wie sich Max schlägt - ob er die Red-Bull-Rekorde einmal mehr brechen kann. Er hat gar keine andere Wahl. Er muss bereit sein", meint der Australier abschließend.