GP Singapur

Singapur in der Analyse: Lewis Hamilton verliert P7, Ärger bei McLaren?

Formel-1-Liveticker zum Nachlesen: +++ Russell gewinnt in Singapur +++ Piastri nach Überholmanöver sauer auf Norris +++ McLaren gewinnt Konstrukteurs-WM +++

Feierabend

In Singapur ist es mittlerweile kurz nach 02:00 Uhr in der Nacht, und damit übergebe ich jetzt auch an die Kollegen Kevin Scheuren und Kevin Hermann, die euch gleich in der großen Liveanalyse auf dem YouTube-Kanal von Formel1.de erwarten.

Hier ist Feierabend, aber wir sind schon morgen früh wieder mit einer neuen Tickerausgabe für euch da. Die Königsklasse meldet sich dann in zwei Wochen mit dem US-Grand-Prix in Austin zurück.

Habt noch einen schönen Abend, viel Spaß mit unserer Videoanalyse und bis dann!


Der Vorsprung ...

... von Oscar Piastri in der WM ist heute auf 22 Punkte geschmolzen. Aktuell sieht es damit danach aus, dass es zum ersten Mal seit vier Jahren wieder eine WM-Entscheidung beim Saisonfinale in Abu Dhabi geben wird.

In dieser Fotostrecke blicken wir auf alle WM-Entscheidungen der vergangenen 25 Jahre zurück, die erst im letzten Saisonrennen gefallen sind:


Fotostrecke: Seit 2000: Alle WM-Entscheidungen im letzten Saisonrennen


Wolff: McLaren macht es "ziemlich gut"

Toto Wolff weiß aus eigener Erfahrung, wie es ist, wenn zwei Piloten aus dem gleichen Team gegeneinander um den WM-Titel kämpfen. "Ich finde, wie Andrea und Zak das machen, ist eigentlich ziemlich gut", so der Österreicher.

Das Team sei "sehr transparent" gegenüber den Fahrern, erklärt er, "aber natürlich sind die Abstände gering, und es wird zu einer Situation kommen, in der es auf wenige Punkte ankommen wird", betont er.

"Und dann fängt man an zu rechnen und zurückzurechnen, und ich vermute, dass dann die Ellbogen etwas mehr zum Einsatz kommen werden, und dann wird es interessant", prophezeit er.

Trotzdem müsse man sich um McLaren keine Sorgen machen. "Diese Jungs haben alles im Griff, das Management und McLaren haben alles im Griff, und für uns als Fans wird es interessant sein, das zu beobachten", so Wolff.


Vasseur: Schnellste Runde war ein "Fake"

Kein gutes Wochenende für Ferrari wieder einmal, doch zumindest fuhr Lewis Hamilton heute die schnellste Runde. Teamchef Frederic Vasseur betont jedoch, dass man das nicht überbewerten dürfe.

"Für mich ist die schnellste Runde ein Fake", sagt er. Denn Hamilton fuhr am Ende des Rennens auf weichen Reifen, während die anderen Toppiloten in dieser Phase harte Pneus hatten.

"Der Abstand zu den vor ihm fahrenden Autos entsprach dem Delta, das man auf diesen Reifen hat, aber nicht mehr als das", so Vasseur, der sich daher nicht wirklich über die schnellste Runde freut.


Alpine: "Langweiliges Rennen" ohne Punkte

Auch im inzwischen fünften Rennen in Folge sammelte Alpine wieder keine Zähler. "Einfach ein langweiliges Rennen", berichtet Pierre Gasly, der aus der Boxengasse startete und am Ende 19. wurde.

"Die letzten Wochenenden waren nicht gut genug. Auch wenn wir nicht wettbewerbsfähig genug sind, habe ich insgesamt das Gefühl, dass wir einfach nicht alles zusammenbringen", erklärt er.

Einen Vorteil hatte das "langweilige" Rennen aber auch, denn zumindest ging es dadurch nicht so an die Substanz. "Es war in Ordnung. Wir waren zu langsam, um es körperlich [anstrengend] zu machen", schmunzelt Gasly.

Teamkollege Franco Colapinto wurde 16. und ergänzt: "Es ist einfach ein frustrierender Nachmittag." Man habe eine "ungewöhnliche Strategie" gewählt, so der Argentinier, der bereits in Runde 14 zum Stopp kam.

"Aber auch das hat nicht funktioniert", zuckt Colapinto die Schultern. Er wartet noch immer auf seinen ersten WM-Punkt in dieser Saison.


Tsunoda: Schlechtester Start meines Lebens

Nachdem Baku noch ein kleines Highlight für ihn war, blieb der Japaner heute als Zwölfter wieder ohne Punkte. "Es war definitiv der schlechteste Start oder die schlechteste erste Runde meines Lebens", winkt er ab.

"Ich kann immer noch nicht glauben, was in der ersten Runde passiert ist. Überall, wo ich hinfahren wollte, in jeder Kurve der ersten Runde, wurde ich buchstäblich von jemandem blockiert", so Tsunoda.

"Ich hatte einfach keinen Platz. Ich habe in der ersten Runde so viele Positionen verloren. Das war definitiv der schlechteste Start aller Zeiten", sagt er. Anschließend kam er dann früh an die Box, um einen Undercut zu versuchen.

"Um ehrlich zu sein, war das Tempo eines der besten, das ich bisher in meiner Red-Bull-Karriere hatte", sagt er. Doch in die Punkte schaffte er es nach der katastrophalen ersten Runde am Ende trotzdem nicht mehr.


Mercedes rätselt über starke Pace

Zum ersten Mal seit 2018 hat Mercedes heute wieder in Singapur gewonnen - und so ganz kann man sich das selbst auch nicht erklären. "Das war für uns in Bezug auf die Fahrzeugleistung nie ein guter Ort", erinnert Toto Wolff.

"Wenn man mir gesagt hätte, dass wir heute so dominieren würden, hätte ich es nicht geglaubt. Aber von Anfang an waren Reifen, Fahrer und Auto einfach perfekt aufeinander abgestimmt und nicht zu schlagen", so der Teamchef.

"Diese Autos sind einfach eine Überraschungsbox", sagt er und ergänzt: "Wenn man McLaren fragt, warum die letzten drei Rennen überhaupt nicht gelaufen sind, würden sie wahrscheinlich Schwierigkeiten haben, eine Antwort zu finden."

Und umgekehrt geht es Mercedes heute in positiver Hinsicht auch so.


Auch Lance Stroll ...

... setzte heute auf ein Safety-Car. Keiner fuhr länger auf den weichen Reifen als der Kanadier, der erklärt: Heute gab es keine Chancen für uns. Wir haben versucht, abzuwarten, und auf ein Safety-Car gehofft, das nie kam."

"Wir haben es geschafft, den weichen Reifen 38 Runden lang einzusetzen. Die Mediums im zweiten Stint haben sich aufgrund des Verkehrs, der Überhitzung und der Kämpfe mit anderen Autos schneller abgenutzt als erwartet."

Für Stroll war es das dritte Rennen in Folge ohne Punkte, er wurde am Ende 13. In der WM ist er damit jetzt wieder hinter seinen Teamkollegen gefallen, der die Nase intern nun mit 36:32 Punkten vorne hat.


Haas zurück in den Punkten

Nach zwei Nullnummern in Serie holte Oliver Bearman heute P9 und damit zwei Punkte für Haas. "Ich bin wirklich happy", atmet der Brite durch und verrät: "Ich hatte in meinem ersten Stint Probleme mit der Balance des Autos."

"Nach den Boxenstopps haben wir einen guten Schritt nach vorne gemacht", sagt er aber auch und erklärt: "Ich freue mich über die Punkte. Sie sind sehr wichtig, und auf einer schwierigen Strecke haben wir ein großartiges Wochenende hingelegt."

Esteban Ocon dagegen wurde nur 18. und berichtet: "Wir blieben sehr lange draußen, und als wir dann an die Box kamen, verloren wir alles." Denn das Safety-Car, auf das man wohl gehofft hatte, kam nicht.

"Wir konnten uns wegen des DRS-Zugs vor uns nicht erholen, und damit war das Rennen eigentlich gelaufen. Es fühlt sich an, als hätten wir dieses Wochenende eine Chance verpasst", ärgert er sich.


Pirelli: Selbst ein C8-Reifen hätte nichts gebracht

Wie so oft konnte auf der Strecke in Singapur fast nicht überholt werden. Wäre das womöglich anders gewesen, wenn Pirelli hier die weichste C6-Mischung mitgebracht hätte? Laut Mario Isola nicht.

"Um ehrlich zu sein, selbst wenn wir einen theoretischen C8-Reifen hierher gebracht hätten, hätte das keinen großen Unterschied für den Rennverlauf gemacht", stellt der Italiener klar.

"Wir erhielten eine weitere Bestätigung dafür, dass die aktuelle Fahrzeuggeneration einen so hohen Entwicklungsstand erreicht hat, dass Überholmanöver wirklich kompliziert sind, insbesondere auf einer Strecke wie Singapur", so Isola.

"Darüber hinaus sind die Teams und Fahrer im Reifenmanagement immer versierter geworden, sodass wir Stints von 50 Runden auf den Medium-Reifen und 38 Runden auf den Soft-Reifen gesehen haben", ergänzt er.

Auch weichere Mischungen hätten daran seiner Meinung nach nicht viel geändert.


Antonelli: Habe beim Start einen Fehler gemacht

Der Rookie verlor beim Start direkt zwei Positionen und erklärt: "Die linke Seite war deutlich schlechter als die rechte Seite. Wir waren etwas im Nachteil, weil der Grip etwas schlechter war."

"Aber mein Fehler in Kurve 1 war, dass ich versucht habe, an Norris dranzubleiben", erklärt er. Denn dadurch verlor er in der Folge auch noch einen weiteren Platz an Charles Leclerc.

"Ich befand mich viel zu weit innen, und Leclerc hatte außen einen viel besseren Run", berichtet er. Zumindest die Position gegen den Ferrari holte er sich später dann aber wieder zurück.

"Das Tempo im Rennen war wirklich stark. Das ist positiv, und wir werden versuchen, das in die nächsten Rennen mitzunehmen", so Antonelli.


Stella: Kein Problem mit Piastri-Funk

Der McLaren-Teamchef hat noch einmal über den Startvorfall gesprochen und erklärt: "Oscar hat im Auto einige Aussagen gemacht, aber genau diese Art von Charakter wünschen wir uns von unseren Fahrern."

"Sie müssen ihre Position ganz klar darlegen. Das ist es, was wir von ihnen verlangen. Gleichzeitig müssen wir die Dinge relativieren", so Stella, der daran erinnert, dass die Aussagen in der Hitze des Gefechts gefallen sind.

"Wir wissen, dass Lando in Wirklichkeit Kontakt mit Verstappen hatte und in Oscar übersteuerte. Wir werden gute Analysen und gute Gespräche führen und wie nach Kanada gestärkt und noch geeinter zurückkommen", kündigt er an.


Die größte Aufholjagd ...

... legte heute Carlos Sainz hin. Der Spanier war nur von P18 gestartet und nahm am Ende als Zehnter noch einen Punkt mit. "Angesichts der Umstände müssen wir mit unserer heutigen Leistung zufrieden und stolz sein", betont er.

"Wir konnten unsere Medium-Reifen länger als alle anderen im Rennen nutzen, und sobald ich die weichen Reifen aufgezogen hatte, konnte ich einen sehr schnellen Stint fahren und einige starke Überholmanöver auf der Strecke zeigen."

"Wir hätten heute [ohne die Disqualifikation im Qualifying] weiter vorne kämpfen können, aber insgesamt bin ich mit unserem Rennverlauf sehr zufrieden", so der Spanier. Teamkollege Alexander Albon blieb dagegen ohne Punkte.

"Da wir heute aus der Boxengasse gestartet sind, wussten wir, dass es für uns eher eine Art Testsession werden würde", erklärt er. Man habe "ein Testset-up" fürs Rennen gewählt, doch das habe nicht wirklich funktioniert.

"Aber das ist okay, da wir diese Daten für zukünftige Rennen verwenden können", hofft er.


Hadjar: Hätten ohne Problem gepunktet

Der Rookie verpasste die Punkte als Elfter ganz knapp, nachdem er ein Problem mit dem Motor hatte, das laut Aussage des Teams drei bis vier Zehntelsekunden pro Runde kostete.

"Es war nicht unser Tag", ärgert er sich und erklärt: "In den Kurven waren wir ziemlich schnell, aber auf den Geraden haben wir alles verloren, sodass wir nichts mehr ausrichten konnten."

Teamkollege Liam Lawson blieb als 15. ebenfalls ohne Zähler und erklärt: "Wir sind fast das gesamte Rennen mit einem Satz Medium-Reifen gefahren und sind nach unserem Boxenstopp leider hinter einer Reihe von Autos gelandet."

"Wären wir weiter vorne gestartet, hätten wir mit unserem Tempo möglicherweise Punkte holen können, aber aufgrund des schwierigen Qualifyings war es von Anfang an ein hartes Rennen", so Lawson.

Der Neuseeländer war in den Trainings gleich zweimal gecrasht und hatte sich dadurch selbst in eine schlechte Ausgangsposition gebracht.


Hätte Hamilton anhalten müssen?

Der Ferrari-Pilot schlich in den letzten beiden Runden nur noch um den Kurs. Hätte er das Auto aus Sicherheitsgründen da nicht sogar komplett abstellen sollen, wenn seine Bremsen nicht mehr funktionierten?

Auf die Frage, ob die Situation unter Kontrolle gewesen sei, antwortet Teamchef Frederic Vasseur: "Was die Sicherheit angeht, ja, denn wir haben das Tempo angepasst. Es ist nicht so, dass Lewis in der letzten Runde wie wild gepusht hätte."

"Er war 30 Sekunden langsamer", erinnert Vasseur. Daher sei alles im grünen Bereich gewesen. Und auch die FIA hat kein Problem damit, dass Hamilton das Rennen noch beendet hat.

Die Strafe gab es lediglich für das mehrmalige Verlassen der Strecke.


Hülkenberg: Was war beim Dreher los?

Der Deutsche beendete das Rennen nach einem Dreher auf dem letzten Platz. "Mühsam", resümiert er bei Sky und erklärt, es sei "kein sehr positives, gutes Rennen" gewesen.

Zu seinem Dreher sagt er: "Ich weiß auch nicht." Franco Colapinto vor ihm habe gefühlt "100 Meter" früher gebremst, was dann zu seinem Kontrollverlust geführt habe.

"Das ist das Problem mit unserem Auto", sagt er und erklärt: "Wenn wir nah an ein Auto kommen, dann verliert die Hinterachse, der Heckflügel brutal an Downforce, und die Hinterachse hat blockiert."

"Und ab da bin ich nur noch Passagier", so Hülkenberg, der damit weiter auf seinen ersten WM-Punkt seit seinem Podestplatz in Silverstone wartet.

Für Sauber-Teamkollege Gabriel Bortoleto gab es nach einem Kontakt in der ersten Kurve ebenfalls nichts zu holen. Bei der Berührung wurde sein Frontflügel beschädigt.

"Das zwang uns zu einem Boxenstopp, was uns etwas Zeit kostete. Und von da an war es ein schwieriges Rennen", so der Rookie, der am Ende 14. wurde.