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  • 24.10.2016 09:25

  • von Dieter Rencken & Dominik Sharaf

Sainz bejubelt Platz sechs: Kinderzimmer-Held mimt Schurken

Gegen Alonso war für den Toro-Rosso-Youngster am Ende kein Kraut gewachsen, doch das Duell mit seinem Idol war für Sainz etwas Besonderes: "Haben so gelacht"

(Motorsport-Total.com) - Faustdicke Überraschung durch und für Carlos Sainz: Der Toro-Rosso-Youngster sicherte sich beim US-Grand-Prix am Sonntag den sechsten Rang und hatte seinen Spaß. In der Schlussphase kämpfte er auf abgefahrenen Supersoft-Reifen zwar vergeblich gegen Fernando Alonso im McLaren mit gleichaltrigen Medium-Pneus und musste eine Position abgeben. Seine gute Laune ließ sich Sainz aber nicht nehmen: "Wir haben zusammen herzlich gelacht", sagt er über das innerspanische Duell.

Titel-Bild zur News: Carlos Sainz

Carlos Sainz war in Austin richtig gut unterwegs: Bestes Saisonergebnis! Zoom

Zuvor hatte sich der auf eine Zweistoppstrategie gesetzte Sainz lange gegen Felipe Massa gewehrt. Mit dem Brasilianer hatte Sainz leichteres Spiel: Gegen den Williams fuhr er im kurvigen Sektor eins immer wieder 0,9 Sekunden Vorsprung heraus. Trotz 35 km/h weniger Topspeed bei DRS-Einsatz seines Kontrahenten reichte das Polster stets, um sich auf der Gegengeraden zu verteidigen. Als bei Massa die Medium-Reifen einbrachen, kam Alonso vor und war der schwierigere Gegner.

Sainz seufzt: "Meine Reifen waren schon so am Limit. Ich wusste bereits zehn Runden vorher, dass sie das nicht durchstehen würden. Trotzdem hat es Spaß gemacht." Eine Runde lang. Alonso musste auf der Start- und Zielgeraden zurückstecken, weil Sainz roch, was sein Vorbild aus Kindertagen im Schilde führt: "In Kurve eins wusste ich noch, was er vorhat und habe innen zugemacht. Weil ich ihm so oft zugesehen habe, war mir klar, was kommt." Auf der Gegengeraden ebenfalls.

Doch weil sich der McLaren in Sektor eins nicht so abschütteln ließ wie der Williams, waren die Honda-Power, DRS und bessere Reifen genug, um vorbeizucruisen. "Er hat danach gesagt, auf der Geraden hätte ich einen Fallschirm aufgespannt", beschreibt Sainz das ungleiche Duell. "Da dachte ich schon: 'Okay, auf Wiedersehen!' Ich wollte es ihm aber nicht so einfach machen und zusehen, dass er beim Bremsen in die Spiegel schaut." Also setzte er in der Haarnadelkurve zum Konter an.


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In der Tat verbremste sich Alonso und musste am Ausgang in die asphaltierte Auslaufzone, rettete sich jedoch vor dem Toro Rosso zurück auf die Bahn. "Ich mache ihm da keinen Vorwurf", winkt Sainz bei der Frage nach einem unlauteren Vorteil ab. Denn es wäre ohnehin nur eine Frage der Zeit gewesen, bis Alonso ihn geknackt hätte. Der Plan, den McLaren so lange hinter sich zu halten, bis dessen Pneus einbrachen, war zum Scheitern verurteilt. "Es war für ihn doch so einfach, auf der Gegengeraden an mir vorbeizukommen", meint ein zufriedener Sainz. "Es hat Spaß gemacht. Denn ich habe in den vergangenen zwölf Jahren alles von ihm gelernt. Er war mein Held und mein Idol."