Red Bulls ironischer Blick auf Deutschland

(Motorsport-Total.com) - Es ist der 54. Grand Prix von Deutschland, der im Rahmen der Weltmeisterschaft veranstaltet wird, und der Event gilt als einer der Klassiker des Formel-1-Kalenders. In diesem Jahr wird die Veranstaltung zum 30. Mal auf dem Hockenheimring ausgetragen. Die Rennstrecke im Badischen wurde zur Heimat dieses Rennens, nachdem die Nordschleife des Nürburgrings ab 1977 als zu gefährlich eingestuft wurde.

Am kommenden Wochenende besuchen Red Bull Racing und die Scuderia Toro Rosso Deutschland im Verlauf dieses Jahres bereits zum zweiten Mal, nachdem dort zuvor schon der Europa-Grand-Prix ausgetragen wurde. Diese Tatsache unterstreicht die Bedeutung der Formel 1 in diesem Land, das regelmäßig nicht weniger als vier Piloten mit deutschen Pässen sowie zwei bedeutende deutsche Hersteller am Start sieht. Im Vorjahr kam David Coulthard vom Team Red Bull Racing als Siebter, und damit innerhalb der Punkteränge, ins Ziel.#w1#

David Coulthard hat nie behauptet, dies sei normalerweise eines der kältesten Formel-1-Rennen des Jahres und es sei schwierig, die Reifen vor einer fliegenden Runde auf Betriebstemperatur zu bringen. Die Zuschauer rekrutieren sich aus der Crème de la Crème der deutschen Gesellschaft. Entsprechend korrekt sind sie gekleidet. Sogar Niki Lauda gibt sich in diesem Punkt ganz besondere Mühe und sorgt dafür, dass bei diesem Rennen alle Knöpfe des Hosenstalls seiner Jeans geschlossen sind. Wer über die Autobahn anreist, sollte sich nach dem Schild "Ausfahrt" richten, denn diese Stadt liegt in unmittelbarer Nähe des Circuits. Ausfahrt ist eine Stadt von gewaltigen Ausmaßen, deshalb sollte man sich vergewissern, an der richtigen Stelle von der Autobahn abzubiegen.

Christian Klien hat nie behauptet, jeder solle daran denken, seine eigenen Biervorräte mitzubringen, weil dieses Getränk in der Region unbekannt sei und entsprechend wenig angeboten würde. Weil es sich um ihr Heim-Rennen handelt, teilen sich die Crews von Mercedes und BMW am Hockenheimring gern die Boxen. Während des Wochenendes gehen sie auch oft abends gemeinsam essen, denn sie sind gut befreundet. Normalerweise gewinnt eines dieser beiden Teams den Großen Preis von Deutschland.

Bedauerlicherweise ist es sehr unwahrscheinlich, dass sich Boris Becker sehen lassen wird, aber Jürgen Klinsmann macht sich von Los Angeles aus ganz sicher auf den Weg. Das Fahrerlager ist mit seiner von Bäumen gesäumten Avenue wunderschön, zumal zusätzlich an jeder Ecke große Töpfe mit exotischen Pflanzen stehen.

Vitantonio Liuzzi hat nie behauptet, Michael Schumacher würde das Wochenende des deutschen Grand Prix' als ausgesprochen erholsam ansehen, da sich die Medien voll auf Ralf, Nick Heidfeld den Großen und den "echt deutschen" Nico Rosberg konzentrieren würden. Die deutsche Bezeichnung für jugendliche Raser lautet "Polizei". Wer die in ihren im sportlichen Grün-Weiß-Look lackierten Autos entdeckt, sollte zunächst laut hupen und sich dann mit ihnen ein Rennen auf der Autobahn liefern.

Die meisten Leute in der Formel 1 machen sich für die Idee stark, dass es in Deutschland alljährlich drei Grand Prix geben sollte, und die jüngste Nachricht aus der Gerüchteküche lautet: Die unbeliebten Veranstaltungen in Monte Carlo und Melbourne werden zugunsten eines WM-Laufs auf der Avus, der im Oktober ausgetragen werden soll, gestrichen.

Scott Speed hat nie behauptet, Deutschland sei die europäische Pizza-Hochburg. Ebenso wenig sagte er, er würde es lieben, morgens aus Richtung der Tribünen vom Klang der Presslufthörner geweckt zu werden. Bei dem Mann, der ganz oben auf einer der Tribünen von morgens bis abends auf eine riesige Pauke eindrischt, ist im richtigen Leben der Chef-Schlagzeuger der Berliner Philharmoniker.

Die Grünen lieben den Rennsport und haben sogar eine eigene Tribüne... im Bereich des stillgelegten Teils des Hockenheimrings. Keine Aufregung, das ist keine normale Vorschau, sondern lediglich ein Wurst-Käs'-Szenario.