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Oliver Oakes: Warum er glaubt, der Richtige für Alpine zu sein
Der ehemalige Kart-Weltmeister Oliver Oakes will das Alpine-Team zurück an die Spitze führen - Im Interview erklärt er, was ihn dabei antreibt
(Motorsport-Total.com) - Oliver Oakes könnte wohl von sich behaupten, der schnellste Teamchef in der Formel 1 zu sein, aber vorerst hat er viel Arbeit vor sich, um dasselbe über sein Alpine-Team sagen zu können, das in den letzten Jahren stetig weiter abgerutscht ist.
© Motorsport Images
Oliver Oakes hat die Geschicke bei Alpine von Bruno Famin übernommen Zoom
Jetzt, nach einer turbulenten Phase, hofft er, der Mannschaft zusammen mit Renault-CEO Luca de Meo und Berater Flavio Briatore wieder zu mehr Stabilität zu verhelfen.
Oakes kommt aus einer vom Rennsport geprägten Familie. Sein Vater Billy war Gründer und Besitzer des ehemaligen Formel-Renault- und britischen Formel-3-Teams Eurotek Motorsport. Er begann mit vier Jahren mit dem Kartfahren und wurde 2005 Kart-Weltmeister. Er gehörte einst dem Red-Bull-Juniorteam an, zusammen mit Sebastian Vettel, Brendon Hartley, Jaime Alguersuari und Sabastien Buemi.
"Manchmal war ich schnell, aber letztlich nicht schnell genug. Deshalb bin ich auf dieser Seite des Zauns!", sagt er im Gespräch mit Motorsport.com, Schwesterseite von Motorsport-Total.com, auf die Frage nach seiner Fahrerkarriere.
"Ich hatte meine Momente. (Red-Bull-Berater) Helmut Marko war ziemlich brutal und meinte, ich hätte mein Potenzial in den Autos nicht umgesetzt. Ich denke, er hat teilweise recht. In einigen Autos habe ich das geschafft, in anderen nicht."
"Ich weiß nicht genau, warum es nicht geklappt hat. Vielleicht sollte ich mich das fragen und ein bisschen Selbstreflexion betreiben! Wenn man zurückblickt, hätte man als junger Mensch vielleicht einiges anders machen können. Es gibt immer verschiedene Gründe. Wie bei allem im Rennsport gibt es keine einfache Lösung."
"Aber ich fühle mich auch ziemlich glücklich, dass ich all das erleben durfte, vom Kartfahren bis hin zur Formel 3, und ich mir auf andere Weise einen Traum erfüllen konnte."
Oakes bringt viel Erfahrung mit
Oakes bezieht sich hier auf das Hitech-GP-Team, das er 2015 gegründet hat und das mittlerweile in sechs verschiedenen Meisterschaften, darunter Formel 2 und Formel 3, erfolgreich antritt. Deshalb glaubt Oakes auch, dass er seine Erfahrungen als ehemaliger Fahrer und Teamchef bei Alpine effektiv nutzen kann.
"Wenn mich heute jemand fragt, was mir in diesem Job am meisten hilft, würde ich sagen, es ist eine Mischung aus allem", erklärt er. "Das Fahren war ganz ordentlich, aber ich hatte Glück, dass meine Mutter mich zur Schule geschickt hat. Obwohl ich mich montagmorgens immer höllisch bei ihr beschwert habe, weil ich so früh rausmusste, obwohl ich gerade erst von einem Rennen zurückgekommen war."
"Und dann habe ich - aus geschäftlicher Sicht - mein eigenes Unternehmen aufgebaut und vergrößert, diese sechs Teams, 100 Leute ... Wenn ich das alles zusammennehme, kann ich mich glücklich schätzen, dass ich all das hatte. Ich denke, es war eine etwas andere Ausbildung. Ich hatte eine Rennsportausbildung."
Als James Vowles von Mercedes zu Williams wechselte, sorgte er für Schlagzeilen, als er sich schockiert darüber zeigte, dass das Team für die Verwaltung von mehr als 20.000 Autoteilen eine Excel-Tabelle verwendete, die "unmöglich zu handhaben" war.
Oakes sagt, dass er in seinen ersten Monaten in Enstone nichts Vergleichbares vorgefunden habe, räumt jedoch eine, dass einige Bereiche auf dem Campus Investitionen benötigen.
"Ich kannte einige Facetten davon aus den letzten Jahren. Hier hat sich offensichtlich viel verändert. Otmar (Szafnauer; Anm. d. R.) war hier, er war ein Kumpel, und wenn wir uns gelegentlich trafen, konnte ich so einiges erfahren", erzählt der Teamchef.
"Ich bin aber ohne großartige Vorkenntnisse angekommen, weil man die Dinge ohnehin so nehmen muss, wie sie kommen. Und man erfährt die Wahrheit erst, wenn man selbst in die Details geht. Man muss sich selbst ein Bild von den Dingen machen."
"Aber seit ich hier bin, wurde viel darüber gesprochen, was über die Jahre hinweg gemacht wurde und aus welchen Gründen. Im Moment blicke ich nach vorne. Wir müssen vorankommen, die Vergangenheit gehört der Vergangenheit an."
"In einige Bereiche von Enstone wurde stark investiert, und es gibt einige Dinge, die noch so sind, wie sie früher waren - nicht ganz wie zu Flavios Zeiten, aber es gibt viele gute Dinge und viele Dinge, die wir noch verbessern können. Aber ich würde nicht sagen, dass es so ist wie bei Vowles und Williams", betont Oakes.
Zeiten des Umbruchs für Alpine
Der Brite ersetzte bei Alpine Bruno Famin, der nur etwas über ein Jahr im Amt war, während Szafnauer ebenfalls nur eine kurze Zeit vor seiner Entlassung dort verbrachte.
Seine Ankunft fällt in eine turbulente Zeit, in der Renault seine Formel-1-Motorenproduktion einstellt, was Unstimmigkeiten in der Renault-Fabrik in Viry-Chatillon verursacht hat. Hinzu kommt, dass Oakes mit einem Charakterkopf wie Briatore zusammenarbeiten wird, der das Team während seiner erfolgreichsten Zeit leitete, als es 2005 und 2006 Konstrukteurs- und Fahrertitel gewann.
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Briatores Anwesenheit wird den Druck auf Oakes verstärken, doch für ihn ist es ein "angenehmer" Druck. "Es gibt Druck, ja, denn ich mag es nicht, am Ende der Startaufstellung zu stehen. Der Job bringt Druck mit sich, aber ich denke, es ist anders ..."
"Ein Sportpsychologe sagte mir einmal, dass Druck so etwas ist wie der Wasserdruck in der Dusche. Ich sehe die Leitung eines Formel-1-Teams als eine große Verantwortung. Es gibt tausend Menschen, die sich darauf verlassen, dass du die Mannschaft führst und die richtigen Entscheidungen triffst", weiß Oakes.
"Das ist das eine Wort, das ich benutzen würde - Verantwortung, und das andere ist Wettbewerb. Man will der Beste sein. Ich bin pragmatisch und mir wohl bewusst, dass die Formel 1 sehr komplex ist und es viele große Teams gibt, die gut geführt werden und schon lange dabei sind, mit viel mehr Stabilität als wir."
"Aber ich bin davon ziemlich begeistert. Denn das Tolle an der Formel 1 ist, dass man ständig beurteilt wird, und wenn man einen guten Job macht, sieht das jeder. Ich nehme diesen Druck auf mich, weil ich gut sein will", hält der Brite fest.
Auch Briatore sei ein Grund, warum er sich für diesen Weg entschieden hat: "Ich nenne es das Projekt. Er macht Druck, weil er dieses Team zurück an die Spitze bringen will, und jeder, der ihn kennt, weiß, dass Enstone sein Baby ist."
"Wir alle haben eine erste Liebe im Leben, und es würde ihn nicht stören, wenn ich das so sagen würde. Für ihn ist es etwas, das ihm wirklich am Herzen liegt, und das hat mich angesprochen. Auch seine Erfahrung und sein Engagement - er ist sehr erfolgreich, ob in der Formel 1 oder mit seinen Restaurantgeschäften."
Dynamisches Spitzentrio zum Erfolg?
"Ich habe mir erfolgreiche Formel-1-Teams angeschaut und in den meisten Fällen lag es an einer wirklich starken Führung. Das können zwei, drei oder vier Personen sein, die eine gemeinsame Vision haben, und das sind normalerweise der Eigentümer und die Führungsspitze. Als ich mich mit Flavio und Luca unterhielt, konnte man ihre Leidenschaft für das Projekt sehen. Es geht darum, was einen antreibt."
Oakes möchte Alpine jedoch seinen eigenen Stempel aufdrücken. Insider loben seine Offenheit und Bereitschaft zur Kommunikation, und schon jetzt ist zu spüren, dass sich die Stimmung im Team hebt und es endlich wieder in die richtige Richtung geht.
"Es gibt viele verschiedene Führungsstile", sagt er. "Es ist interessant, weil man heute eine echte Mischung sehen kann. Es gab eine Zeit, in der Unternehmer Teams gründeten und leiteten. Dann gab es eine Zeit, in der ehemalige Ingenieure Teamchefs wurden. Aber jeder tut das, was am besten zu seinem Hintergrund passt."
"Ich behaupte nicht, der beste Ingenieur, Geschäftsmann oder Fahrer zu sein. Mir geht es darum, dass wir nur erfolgreich sein können, wenn wir die besten Leute haben und eine gute Kultur, um sie zu fördern. Das sind die einfachen Dinge, die wir richtig machen müssen, und das hat Enstone früher sehr gut gemacht."
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