• 12.07.2001 08:28

  • von Marcus Kollmann

Michelin bereit für Herausforderung in Silverstone

Der französische Reifenlieferent kennt Silverstone von den Testfahrten her und strebt wieder einen Platz auf dem Podium an

(Motorsport-Total.com) - Vor 14 Tagen noch feierte Michelin beim Großen Preis von Frankreich sein Heimspiel mit einem zweiten Rang von Ralf Schumacher, jetzt rennen drei der fünf Partnerteams des französischen Herstellers vor eigenem Publikum: Sowohl BMW-Williams als auch Jaguar-Cosworth und Benetton-Renault betreiben Hightech-Workshops in unmittelbarer Nähe des britischen Traditionskurses Silverstone, dem Austragungsorts des Grand Prix von Großbritannien. Der ehemalige Militärflughafen ? der unter Fans auch als "Home of British Motorsport" gilt ? stellt für Michelin im Gegensatz zu vielen anderen Formel 1-Strecken eine bekannte Größe dar: In der Winterpause und auch während der laufenden Saison konnte der Reifenkonzern aus Clermont-Ferrand in Silverstone eifrig testen und Erfahrungen sammeln. Die Chancen auf eine erneute Podiumsplazierung stehen für die Michelin-Partner also gut.

Titel-Bild zur News: Michelin

Michelin peilt in Silverstone erneut einen Podiumsplatz an

"Angesichts von Ralf Schumachers Qualifying-Bestzeit und seinem zweiten Rang sowie der Konkurrenzfähigkeit von Juan Pablo Montoya und Eddie Irvine beim Großen Preis von Frankreich vor 14 Tagen können wir durchaus optimistisch in Sil-verstone antreten", erläutert Pierre Dupasquier, der Motorsport-Direktor von Michelin, die Ausgangslage vor dem britischen Grand Prix.

"Die 5,140 Kilometer lange Strecke ist eine Herausforderung für Formel 1-Pneus", weiß Pascal Vasselon, der Formel 1-Projektleiter von Michelin. "Wir werden zwei neu entwickelte Reifentypen einsetzen, in die bereits die Erfahrungen aus den letzten Silverstone-Tests einge-flossen sind und die eher dem härteren Ende unserer Formel 1-Pneu-Produktpalette zugerechnet werden können."

Tatsächlich gehört "die Heimat des britischen Motorsports" zu den anspruchsvollen Pisten im Grand Prix-Kalender. In den zahlreichen richtig schnellen Kurven wie "Copse", die "Maggotts-", "Becketts-" und "Chapel Curve"-Passage oder auch "Woodcote" sind sowohl die Aerodynamik als auch die Reifen extrem gefragt. Oftmals kämpfen die Fahrer hier mit untersteuerndem Fahrverhalten ihrer Boliden. Hohe Endgeschwindigkeiten zum Beispiel auf der "Hangar Straight2 verlangen nach ausreichender Motorleistung und geringem Luftwiderstand, während in den engeren Kurven wie "Vale", "Priory" und "Brooklands" viel Traktion von Vorteil ist. Kurzum: Silverstone hat von allem etwas und erfordert einen ausgeklügelten Kompromiss zwischen aerodynamischem Abtrieb, Topspeed auf den Geraden und mechanischem Grip.

Reifensatz genau analysiert
Das Problem, das Ralf Schumacher während seines zweiten Turns in Magny-Cours einbremste, konnte noch nicht näher eingekreist werden. "Etwas Vergleichbarem sind wir zuvor noch nicht begegnet", rätselt Pierre Dupasquier. "Es gehört zu unserer Firmenkultur und auch Tradition, dass wir Reifen mit konstant hoher Qualität zur Verfügung stellen. Wir haben die betroffenen Pneus aufgeschnitten, in ihre Einzelteile zerlegt und analysiert, konnten aber nichts entdecken, das diese Handling-Anomalie erklären würde. Zumal Ralf zuvor elf Runden in vier verschiedenen Turns mit diesen Reifen ohne Auffälligkeiten abgespult hat. Jetzt müssen wir das Umfeld genau untersuchen, zum Beispiel, ob den Pneus zwischen dem Warm-up und dem Renneinsatz etwas zugestoßen ist."

Ralf Schumacher, Michelin derzeit heißestes Eisen im Feuer, findet, dass Silverstone keine außergewöhnliche Herausforderung für die Reifen darstellt: "Silverstone ist ein schneller und anspruchsvoller Kurs. Leider aber ist Überholen sehr schwierig, wenn nicht gar unmöglich. Das Layout stellt für den Reifenhersteller keine außergewöhnliche Herausforderung dar: Die Anzahl der Links- und Rechtskurven ist in etwa gleich. Der Asphalt bietet ein gutes Grip-Niveau. Bei der Reifenmi-schung werden wir zwischen Medium und Hart wählen können."