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Lewis Hamilton: Können uns nicht noch so ein Wochenende erlauben

Trotz der stärkeren Konkurrenz von Red Bull ist die Saison 2021 für Lewis Hamilton keine besondere - Kein langfristiger Gram nach der Enttäuschung von Monaco

(Motorsport-Total.com) - Nein, es war nicht das Wochenende von Lewis Hamilton und Mercedes. Der Weltmeister erlebte in Monaco sein schlechtestes Wochenende seit langer Zeit und musste sich mit dem siebten Platz begnügen - schlechter war Hamilton zuletzt vor zwei Jahren in Hockenheim platziert. Zudem gewann ausgerechnet WM-Rivale Max Verstappen das Rennen.

Titel-Bild zur News: Lewis Hamilton

Lewis Hamilton hat die Enttäuschung von Monaco verdaut Zoom

Und obwohl Hamilton und Mercedes die Führung in beiden WM-Wertungen abgeben mussten, sagt der Brite: "Ich fühle im Moment nicht wirklich Schmerz. Natürlich war es kein tolles Wochenende, aber ich schleppe das jetzt nicht mit mir rum."

Hamilton weiß, dass es vom gesamten Team "keine gute Leistung" war und dass Mercedes solche Niederlagen sehr ernst nimmt, "aber es hat keinen Sinn, depressiv zu werden."

Laut ihm waren die Reifen in Monaco das große Problem. Im Gegensatz zu Teamkollege Valtteri Bottas konnte Hamilton die Reifen nicht schnell und gut genug zum Arbeiten bringen - auch das war ein Grund für die Positionsverluste im Rennen. "Die Leute wissen, dass wir bei kalten Bedingungen Probleme mit den Reifen haben", sagt er.

"Die anderen konnten das besser und hatten gleichzeitig sehr gute Longruns. Das ist eine große, große Frage, wie wir die Reifen auf so einer Strecke nutzen", so der Brite. Er weiß aber auch, dass dieser Umstand in vergangenen Rennen Mercedes eher entgegenkam.

Doch Monaco war für Mercedes ohnehin immer ein Ausreißer. Motorsportchef Toto Wolff verglich es zuletzt mit der einstigen Angststrecke Singapur, obwohl Mercedes fünf der letzten acht Rennen in Monte Carlo gewinnen konnte.

"Das war generell noch nie eine starke Strecke für uns", sagt auch Hamilton. "Wir haben das längste Auto, von daher lenken wir wie ein Bus durch die Kurven. Das ist zwar großartig auf anderen Strecken, aber hier sind wir nicht so wendig. Es gibt einfach Dinge, die uns hier nicht so gut liegen wie auf anderen Strecken."

"Wir treten uns nicht gegenseitig"

Hinzu kam am Sonntag ein strategischer Fehler des Teams. Normalerweise gilt in Monaco der Overcut als bessere Strategie, doch Mercedes holte Hamilton als ersten aller Fahrer zum Reifenwechsel an die Box.

Der Undercut gegen Pierre Gasly (AlphaTauri) misslang, und in der Folge kamen auch Sebastian Vettel (Aston Martin) und Sergio Perez (Red Bull) noch vorbei - sehr zum Missfallen Hamiltons, der sich am Funk massiv über die Entscheidung seines Teams beschwerte. "Das darf nicht passieren, Jungs", schimpfte er etwa.

Nach dem Rennen schlägt er jedoch versöhnlichere Töne an: "Wir treten uns nicht gerne gegenseitig, wenn wir am Boden liegen. Es wird nicht mit dem Finger auf andere gezeigt. Es gibt keinen Einzelnen, der die Schuld trägt", betont Hamilton. "Wir gewinnen und verlieren als Team."


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Zum ersten Mal seit Juli 2018 führt Mercedes nicht mehr in der Konstrukteurs-WM. Es gibt viel zu besprechen nach dem Grand Prix von Monaco. Weitere Formel-1-Videos

Aussagen seien dabei nicht persönlich gemeint. "Es ist eher: 'Hey man, dies hätte besser sein sollen und das hätte besser sein sollen. Warum haben wir dies nicht gemacht? Und warum haben wir jenes nicht gemacht?'", so Hamilton. "Wir nehmen da alle mit rein. Es sind konstruktive Diskussionen."

Fehler als Grund für Mercedes' Stärke

Er betont, dass Mercedes bis zum nächsten Rennen in Baku sicher nicht still bleiben wird. "Es wird großartige Meetings geben. Einfach damit wir wissen, was passiert ist, welchen Weg wir eingeschlagen haben und was wir daraus lernen können", sagt er.

Das Begehen von Fehlern und der folgende Lerneffekt sei auch der Grund, warum Mercedes in den vergangenen Jahren so viele Titel eingefahren hat. Einfach weil das Team immer stärker darauf hervorgegangen sei.

"Darum bin ich häufig auch so dankbar für diese beschissenen Tage wie hier, weil es diese Tage sind, aus denen man am meisten lernt. Wenn man immer nur gewinnt, lernt man weniger." Daher sieht er den siebten Platz von Monaco auch positiv: "Wir können eine Menge mitnehmen. Wir haben zwar nicht alle Antworten, wir sind aber gezwungen, uns auf die Suche nach ihnen zu begeben."

Keine besondere WM

Die gute Nachricht: In der WM ist ohnehin noch alles offen. Gerade einmal vier Punkte liegt Hamilton hinter Max Verstappen, bei den Konstrukteuren ist es sogar nur ein Punkt (zum Gesamtstand). Und mit 18 noch geplanten Rennen ist noch eine Menge Zeit, das Gelernte aus Monaco umzusetzen und das Blatt zu wenden.

"Es ist noch nicht vorbei", stellt Hamilton klar. "Wir können uns definitiv kein weiteres Wochenende wie dieses leisten, aber ich bin dankbar, dass ich zumindest ins Ziel gekommen und ein paar Punkte mitgenommen habe."

Dank der schnellsten Rennrunde konnte der achtmalige Weltmeister auch noch einen Zusatzpunkt holen. "Jeder kleine Punkt, den man an einem schlechten Wochenende mitnehmen kann, zählt am Ende hoffentlich etwas."

Nicht zum ersten Mal betont man bei Mercedes dabei, dass Red Bull ein starker Konkurrent sei und das WM-Duell bis zum letzten Rennen gehen könnte. "Ich nehme das sehr ernst", sagt Hamilton, betont aber auf Nachfrage, dass die Saison für ihn keinen Unterschied macht im Vergleich zu zuvor. "Jede Saison ist anders, aber ich denke nicht, dass es schlechter oder besser ist."

Enge WM-Duelle ist Hamilton ohnehin gewohnt, auch wenn es in den vergangenen Jahren häufig nicht danach aussah. 2007, 2010, 2014 und 2016 fiel die WM-Entscheidung für ihn erst im letzten Saisonrennen, 2008 sogar erst in der letzten Kurve.