Horner: "Waren nicht auf Adrian vorbereitet"

Christian Horner wundert sich heute noch, wie es gelang, Adrian Newey zu Red Bull zu lotsen, und gibt zu, dass man auf den Stardesigner alles andere als vorbereitet war

(Motorsport-Total.com) - Als Red Bull 2004 das Jaguar-Team übernahm und das hauseigene Motorhome in der Debütsaison sehr schnell zur Partyzone wurde, kreierte man ein Image, das man lange nicht loswurde. Als man dann noch die freche Fahrerlager-Zeitung Red Bulletin schuf und dies zur Eigeninszenierung nutze sowie bei jedem Rennen mit den Formula Unas ein eigenes Model-Casting durchführte, war Red Bull endgültig als Spaßtruppe gebrandmarkt.

Titel-Bild zur News: Sebastian Vettel, Christian Horner (Teamchef)

Christian Horner am Zenith: Der Red-Bull-Teamchef feiert den zweiten Titel

Heute dominiert man die Formel 1 - das im Fahrerlager produzierte Red Bulletin und die Unas sind längst Relikte der Vergangenheit. "Es gab viele Leute, die die Motive von Red Bull hinterfragten, als wir in die Formel 1 eingestiegen sind. Man dachte, das sei ein Unternehmen, das nur Partys schmeißen würde und so für Schlagzeilen sorgen will - und nicht durch Leistungen auf der Rennstrecke. Ich denke, dass wir diesen Mythos sehr schnell vertreiben konnten, den Kernwerten von Red Bull aber treu geblieben sind."

Dem Red-Bull-Weg treu geblieben

Horner spielt darauf an, dass sein Team "anders" als die Formel-1-Platzhirsche Ferrari, McLaren & Co. agiert: "Wir haben Sachen anders gemacht, sind unserem eigenen Weg treu geblieben - und es ist uns gelungen, uns den Spaß zu bewahren, diese Freude über das, was die Leute machen." Da ist es durchaus passend, dass Sebastian Vettel nach dem WM-Triumph in Suzuka in der Karaoke-Bar Frank Sinatras Klassiker "My Way" anstimmte - ein Song, der offenbar auf das gesamte Red-Bull-Team zutrifft.

Horner bestätigt: "Es ist unglaublich, wenn man durch die Fabrik geht - man spürt diese Atmosphäre, die im gesamten Team existiert." Ein integraler Bestandteil dieser enormen Motivation und des Willens, an die absoluten Grenzen zu gehen, ist die Präsenz von Stardesigner Adrian Newey. Der Brite hat die Red-Bull-Truppe angesteckt, als er 2006 zum Rennstall aus Milton Keynes stieß.


Fotos: Weltmeister Vettel im Red-Bull-Werk


Es war der Moment, als die Konkurrenz plötzlich die Augenbrauen hochzog und begann, Red Bull ernst zu nehmen. Doch Newey benötigte bis 2009, ehe er seinen neuen Rennstall siegfähig gemacht hatte - so mancher hatte ihm seine Fähigkeiten zu diesem Zeitpunkt bereits abgesprochen, ihn mit seinem Zeichenbrett als Aerodynamiker der alten Schule abgestempelt.

Neweys Aha-Erlebnis

Doch der innovative Newey belehrte alle eines Besseren. "Natürlich war es ein Schlüsselfaktor für unseren Erfolg, Adrian zu überzeugen - nur Gott weiß, wie -, von McLaren zu uns zu wechseln", weiß Teamchef Horner. Der Stardesigner, der bei den Topteams Williams und McLaren im Jahrzehnt davor auf hervorragende Einrichtungen zurückgreifen konnte, hatte Red Bull wohl überschätzt. Er rechnete damals laut eigenen Angaben nicht damit, so viel Aufbauarbeit leisten zu müssen.¿pbvin|512|4191||0|1pb¿

"Er war wahrscheinlich recht überrascht, als er das erste Mal hier war, dass wir in keinem Bereich auf ihn vorbereitet waren", erinnert sich Horner. "Ich denke, dass wir ihn dafür bewundern müssen, dass er diese Herausforderung angenommen hat, etwas von ganz unten aufzubauen." Dabei musste man immer wieder Krisen überstehen, wie der Teamchef zugibt: "Es ging nicht alles glatt, aber als wir die richtigen Strukturen, die richtigen Abläufe, die richtigen Leute hatten, Stabilität eingekehrt war und sich das Reglement 2009 änderte, dann war das für das Team eine Gelegenheit, um unsere Fähigkeiten zu demonstrieren."

"Adrian war wahrscheinlich recht überrascht, als er das erste Mal hier war." Christian Horner