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  • 22.06.2012 23:15

  • von Dominik Sharaf

Formel 1 in der Finanzkrise: Rettungsanker Übersee

Die Teamchefs sehen sich zwar von den Turbulenzen im Euroraum betroffen, glauben aber, durch Bernie Ecclestones Geschäftmodell gut abgesichert zu sein

(Motorsport-Total.com) - Europas Finanzsystem befindet sich in manifesten Krise. Spaniens Banken stehen vor dem Ruin, Griechenlands Zukunft ist ungewiss, weitere Staaten in der Währungsunion wanken. An der Formel 1, seit Jahrzehnten eine vorwiegend europäische Angelegenheit, kann das nicht spurlos vorbeigehen. "Als Team ist man in kommerzieller Hinsicht immer betoffen - die Unternehmen, die dabei sein wollen, kürzen ihre Marketing-Budgets", weiß Caterham-Geschäftsführer Riat Asmat.

Titel-Bild zur News: Giancarlo Fisichella, Moskau, Russland

Auf zu teuren Ufern: Neue Märkte wie Russland bewahren vor Wirtschaftskrisen

Doch wie hart treffen diese Einschnitte die Teams wirklich? Schließlich geben sie nicht nur Millionen aus, sondern verdienen sie auch. Auf der iberischen Halbinsel - Brennpunkt der Krise - beheimatet ist die Mannschaft mit dem kleinsten Budget und den ärgsten Geldsorgen: HRT. Deren Chef Luis Perez Sala sagt: "Wir haben bei mir zu Hause wirtschaftliche Probleme - in meinem Team." Die Probleme bezeichnet er als "eine Entwicklung der vergangen drei oder vier Jahre."

Also seit dem Zeitpunkt, an dem HRT in die Formel 1 eingestiegen ist. Doch die Königsklasse zeigte sich in der jüngeren Vergangenheit bemüht, mit dem Geld zu haushalten und sich zusätzlich gegen ökonomische Unwegbarkeiten abzusichern. "Dank Bernie (Ecclestone, Anm. d. Red.) fahren wir nicht nur in Europa, sondern auch in Gebieten, in denen es Geld und keine Wirtschaftskrisen gibt: wie Indien, Australien, Kanada, Brasilien, Bahrain und Abu Dhabi", meint Franz Tost.

Der Toro-Rosso-Teamchef nennt weitere Stationen außerhalb der traditionellen Rennplätze: "Wir werden in Russland fahren, sind in China - und das ist sehr, sehr wichtig. Es bewahrt uns vor ökonomischen Einflüssen." Auch Lotus-Kollege Eric Boullier lobt den Formel-1-Promoter für seinen Plan. "Wir haben die Chance, Bernies globales Geschäftsmodell für die Formel 1 zu verwirklichen. Unser Sport ist der einzige globale, den es auf der Welt gibt", betont der Franzose.

Boullier meint: "Wir als Team haben große Namen und neue Sponsoren gebracht, die nie in der Weltmeisterschaft engagiert waren." Den grenzübergreifenden Charakter bezeichnet er als Chance: Wir müssen uns nicht verstecken, sondern waren immer sehr aufmerksam, was die wirtschaftliche Situation angeht. Zum Glück ist unser Sport global."