powered by Motorsport.com

Keine Ausreden mehr: 2020er-Ferrari sollte Sebastian Vettel besser liegen

Mattia Binottos Aussagen zur Zukunft von Sebastian Vettel lesen sich wie Komplimente, enthalten aber bei genauerem Hinsehen zumeist versteckte Kritik

(Motorsport-Total.com) - Normalerweise würde die Formel 1 heute bereits ihren dritten Grand Prix der Saison 2020 bestreiten. Stattdessen dreht sich wegen der Coronavirus-Pandemie kein Rad. Und obwohl hinter den Kulissen so einiges in Bewegung ist, herrscht bei manchen Themen eher Stillstand. So gibt es zum Beispiel nichts Neues, was die Zukunft von Sebastian Vettel bei Ferrari betrifft.

Titel-Bild zur News: Mattia Binotto, Sebastian Vettel

Mattia Binotto und Sebastian Vettel sprechen über einen neuen Vertrag Zoom

Dabei haben die Vertragsverhandlungen schon begonnen, wie Teamchef Mattia Binotto in einem Interview mit 'Formula1.com' verrät. Es sei "wichtig", dass diese Frage bald geklärt sei: "Das ist nichts, was wir bis Saisonende offenlassen werden. Es ist für ihn und auch für uns wichtig, so schnell wie möglich Klarheit zu haben."

Vettel sei "gut in Form", sagt Binotto, und "fokussiert" - aber kein Kompliment, das nicht auch ein wenig wie eine Drohung klingt: "Er weiß, dass er Leistung liefern muss. Es ist eine Schlüsselphase in seiner Karriere, denn er weiß, dass für seine Vertragsverlängerung entscheidend ist, wie er sich in den ersten Rennen schlägt. Er hat es selbst in der Hand."

Zitate, die zu Medienberichten aus Italien passen, wonach Ferrari Vettel im ersten Schritt nur einen Einjahresvertrag mit drastischen Einschnitten beim Gehalt angeboten haben soll. Sollten diese Berichte stimmen, wäre das aus Vettels Sicht natürlich nicht schmeichelhaft, zumal Ferrari seinen Teamkollegen Charles Leclerc bis Ende 2024 an sich gebunden hat.

Binotto: Leclers Leistungen haben Vettel überrascht

"Charles' Leistung", glaubt Binotto, habe Vettel "überrascht. Das ist jetzt aber nicht mehr der Fall. Er kennt die Messlatte und weiß, was er zu tun hat. Ich glaube daher, dass er sich über den Winter gut vorbereitet hat. Er hat viel Zeit damit verbracht, sich damit auseinanderzusetzen, was letztes Jahr schiefgelaufen ist, und er will sicherstellen, dass es dieses Jahr besser läuft."

Vettel beobachtet die Spekulationen um seine Zukunft indes recht gelassen. Dass er am liebsten mit Ferrari Weltmeister werden würde, daraus hat er nie einen Hehl gemacht. Sein Backgammon-Kumpel Bernie Ecclestone würde ihm jedoch einen Wechsel zu McLaren empfehlen, und auch bei anderen Teams könnten durchaus Türen aufgehen.


Livestream: Virtuelles F1-Rennen #NotTheGP Versus

Ab 19:00 Uhr: #NotTheGP Versus mit den F1-Stars Lando Norris, Nicholas Latifi; Esteban Gutierrez, Stoffel Vandoorne, David Schumacher & Nick Hamilton Weitere Formel-1-Videos

Dass er teamintern gegenüber Leclerc ins Hintertreffen geraten ist und seinen ursprünglichen Nummer-1-Status verloren hat, beeindruckt Vettel nicht sonderlich: "Letztendlich ist doch egal, ob er fünf Punkte mehr hat oder ich", winkt er im Interview mit 'Motorsport-Total.com' ab und betont: "Das Wichtigste ist, dass wir als Team in die richtige Richtung gehen."

Vettel: In der Formel 1 ist das wie am Börsenparkett ...

"Die Fragen sind nach jedem Ergebnis andere. Was das betrifft, ist die Zeit einfach kurzlebiger geworden", sagt Vettel. "Wenn du einen schlechten Tag hattest, ist bis zum nächsten Rennen alles Katastrophe. Und wenn du einen guten Tag hattest, bist du wochenlang der Größte. Es war immer so, aber die Wechsel sind schneller geworden."

"Das ist wahrscheinlich nicht nur in der Formel 1 so, sondern in allen Bereichen der Gesellschaft", beobachtet der 32-Jährige. "Ich bin jetzt kein Finanzexperte, aber selbst der Aktienmarkt geht einen Tag rauf und den nächsten runter. Vor 15 Jahren wären die Anleger bei solchen Kursbewegungen noch in Panik ausgebrochen." Heute seien Schwankungen von zwei, drei Prozent "ganz normal".


Verpasst? Launch des Ferrari SF1000 in 6:30 Minuten!

Die wichtigsten Infos zum neuen Formel-1-Ferrari SF1000 in 6:30 Minuten: Warum Sebastian Vettel optimistisch ist, Gerhard Berger aber glaubt, dass seine besten Jahre schon hinter ihm liegen. Und weshalb die Scuderia-Legende sich nicht vorstellen kann, dass Ferrari mit Mattia Binotto in Doppelfunktion Weltmeister werden kann. Exklusiv! Weitere Formel-1-Videos

Wie dem auch sei: 2020, das lässt sich nicht wegdiskutieren, ist ein wichtiges Jahr für Vettels Zukunft in der Formel 1. Der 2019er-Ferrari kam seinem Fahrstil nicht entgegen, wurde immer wieder argumentiert. Eine Ausrede, die Vettel 2020 nicht mehr hat: Binotto betont, "die ersten Anzeichen" des Barcelona-Tests seien, dass der SF1000 besser zu seinem Fahrstil passe ...

Aber selbst bei diesem Thema kommt der Ferrari-Teamchef nicht umhin, die Erklärung wie eine Drohung in Richtung Vettel klingen zu lassen: "Gleichzeitig ist es eine der größten Fähigkeiten, die die besten Fahrer haben, sich auf das Auto, das ihnen zur Verfügung steht, einzustellen und das Beste herauszuholen."