powered by Motorsport.com

Ferrari: Fleißiger Alonso sorgt für positiven Testausklang

Niemand war am letzten Tag in Jerez so fleißig wie Fernando Alonso, dessen Ferrari sich als zuverlässig erwies - Rätselraten um Geräuschkulisse in der Bremsphase

(Motorsport-Total.com) - Ferrari darf mit der ersten Testwoche in Jerez zufrieden sein. Im Gegensatz zu den Rivalen von Red Bull scheint der neue F14 T ein zuverlässiges Auto zu sein - viel mehr kann man zu diesem Zeitpunkt ohnehin nicht sagen. Mit 251 Umläufen hat man an den vier Tagen nach Mercedes (309) die zweitmeisten Runden absolviert. Zudem befand man sich meist im Vorderfeld, was schon mal kein schlechtes Zeichen ist.

Titel-Bild zur News: Fernando Alonso

Er fährt und fährt und fährt: Alonso sammelte am letzten Tag eifrig Kilometer Zoom

Am letzten Testtag in Spanien (Live-Ticker: Das Finale des ersten Wintertests in der Chronologie!) schenkte Fernando Alonso seinen Fans auf den Rängen noch einmal 115 Runden - er ist an allen vier Tagen auch der Fahrer mit den zweitmeisten Umläufen (173). Nur Rosberg im Mercedes (188) war fleißiger. Seine persönliche Bestmarke von 1:29,145 Minuten reichte für Platz zwei im Tagesklassement - 0,916 Sekunden hinter Felipe Massa, der im Williams die Tages-Bestzeit aufstellte.

Da die Strecke am Freitag feucht war, nutzte Ferrari die Gelegenheit, die neuen Pirelli-Intermediate-Reifen auszuprobieren. Zudem führte man weitere Funktionstests durch, ehe man am Nachmittag, als die Strecke abtrocknete, zu Setup-Arbeiten überging.

Alonso: Kein klares Bild von Intermediate-Reifen

"Das war ein stressiger und äußerst fordernder Tag, an dem wir auf eine gute Rundenanzahl kamen, worauf es bei einem ersten Test ja ankommt", zieht Alonso Bilanz. "Es ist schwierig, sich vom Verhalten der Regenreifen ein klares Bild zu machen, denn die Bedingungen waren eine Mischung aus feucht und trocken, was vielleicht die schwierigste Situation darstellt, um die Performance der Intermediate-Reifen zu verstehen."

Am Nachmittag ermöglichten die besser werdenden Verhältnisse Setup-Versuche: "Wir haben zahlreiche aerodynamische und mechanische Konfigurationen ausprobiert und dabei Daten gesammelt, die sich bei der weiteren Entwicklungsarbeit am Auto als nützlich erweisen werden."


Fotos: Ferrari, Testfahrten in Jerez


Neues System beim Herunterschalten?

Technikexperte Gary Anderson - früher Technikchef bei Jordan - fiel bei seinen Beobachtungen an der Strecke auf, dass der neue Ferrari in der Bremsphase beim Herunterschalten anders klingt als die Konkurrenz-Boliden. "Er klingt extrem sanft", fällt dem Iren auf. Woran das liegt, ist auch ihm nicht klar.

Er hat aber eine Theorie: "Alle haben eine Schaltung ohne Zugkraftunterbrechung und verlieren beim Raufschalten kein Drehmoment. Niemand hat so etwas beim Herunterschalten. Da sich das Energie-Rückgewinnungssystem an der Hinterachse auflädt und man während des Bremsvorgangs herunterschalten muss, könnte das jetzt eine gute Idee sein. Wir wissen es nicht mit Sicherheit, aber vielleicht hat Ferrari bei dieser Technologie einen Vorsprung auf die anderen."

"In der Bremsphase klingt der Ferrari extrem sanft." Gary Anderson

Fahrverhalten noch nicht optimal

Grundsätzlich fielen Anderson noch Mängel am Fahrverhalten des F14 T auf, was aber auch nicht verwundern darf, da sich die aerodynamische Konfiguration in der ersten Testwoche des neuen Turbo-Zeitalters noch in einer Frühphase befindet und man zunächst darauf aus ist, die neuen Systeme funktionstüchtig zu machen.

"Der Ferrari sieht so aus, als würde ihm etwas Abtrieb fehlen", beschreibt Anderson seine Beobachtungen. "In den mittelschnellen bis schnellen Kurven, vor allem jene auf der Gegengeraden, hört man manchmal das Quietschen der Reifen, und in den langsamen Kurven spielt das Heck beim Kurvenausgang nicht mit." Diese Wahrnehmung ist auch auf den deutlich leiseren Sound der neuen Motorengeneration zurückzuführen.

"Der Ferrari sieht so aus, als würde ihm etwas Abtrieb fehlen." Gary Anderson

Zudem fiel dem Ex-Technikchef ein Unterschied im Fahrverhalten zwischen Alonso und Teamkollegen Kimi Räikkönen auf, der die ersten zwei Testtage absolvierte. "Fernando hinterlässt liebend gerne große schwarze Spuren auf der Strecke", spielt er auf mögliche Traktionsprobleme des Ferrari-Boliden an. Sein Verdacht: Alonso legt dieses Verhalten vorrangig deshalb an den Tag, "um dem Team aufzuzeigen, wo das Auto besser werden muss".