• 26.08.2016 14:29

  • von Rencken, Wittemeier und Sharaf

Fahrerfrust und Teamhoffnungen: Formel 1 2017 als Spektakel?

Reifen sparen, Spritverbrauch senken: Fernando Alonso und Lewis Hamilton haben genug davon: Können die Formel-1-Regeln 2017 den Spaß zurückbringen?

(Motorsport-Total.com) - Die erfahrenen Formel-1-Piloten machen ihrem Unmut über die Fahrzeuge der aktuellen Generation immer schonungsloser Luft. Wenig Sound, wenig Spektakel, dafür immer wieder Benzin und Reifen sparen - das ist so gar nicht nach dem Geschmack der altgedienten Topstars der Serie. "Ich hatte das große Glück, die Autos in den Jahren 2003, 2004 und 2005 fahren zu dürfen", sagt Fernando Alonso. "Sogar bis 2009 waren die Fahrzeuge aus meiner Sicht extremer. Das waren noch richtige Formel-1-Autos."

Titel-Bild zur News: Max Verstappen

Kritik der Piloten: Volle Attacke gibt es nur direkt nach dem Formel-1-Rennstart Zoom

"Wenn ich heutzutage sehe, dass die GP2 nur drei Sekunden zurück ist, dann macht mich das traurig. Die Autos sind schwer, haben kein Grip. Wir sparen Benzin, wir sparen Reifen, wir sparen einfach alles, wenn wir die erste Rennrunde mal hinter uns haben. Das geht gegen den Instinkt eines Fahrer", beschreibt der Spanier. "Wenn die Autos des kommenden Jahres genauso sind, dann werde ich wahrscheinlich aufhören."

Der Vertrag von Alonso mit seinem Arbeitgeber McLaren-Honda läuft bis zum Saisonende 2017. "Es hängt dann nicht davon ab, ob wir konkurrenzfähig sind oder nicht. Es geht nur um die Frage, ob das Fahren wirklich Spaß macht oder nicht", erklärt er seine Entscheidungsgrundlage. "Im Moment machen die Autos mir keinen Spaß. Vielleicht liegt es daran, dass ich vorher andere Autos fahren durfte. Die Jungs, die jetzt in die Formel 1 kommen, empfinden die Autos als schnell und spannend - mir geht das nicht mehr so."

"Da stimme ich Fernando zu", nickt Lewis Hamilton. "Sofort nach dem Ende der ersten Runde nehmen wir Gas raus. Wir geben nie mehr 100 Prozent. Früher waren die Rennen extremer, es war ein Sprint. Das alles kannten wir aus den Kartzeiten. Wenn die Lampen ausgingen, gab es Vollgas bis zum Ende. So ist die Formel 1 leider nicht mehr", erklärt der aktuelle WM-Leader aus dem Lager von Mercedes. Beide Haudegen der Szene erwarten für das kommende Jahr trotz umfangreicher Regeländerungen keine Veränderungen.

2017: Autos schwerer, Reifen breiter - sonst ändert sich nichts

"Ich sehe da große Fragezeichen", meint Fernando Alonso. "Im kommenden Jahr werden die Autos sogar noch schwerer, wahrscheinlich wird es nicht viel Grip geben", schätzt Lewis Hamilton. "Die Autos mögen dann schneller sein, aber die Charakteristiken werden die gleichen bleiben. Vielleicht liege ich falsch, aber ich halte es für wahrscheinlich. Wir werden ein schwereres Auto haben damit dann Sprit und Reifen sparen. Es wird gleich bleiben. Vielleicht habe ich jetzt schon zu viel gesagt...", so der Brite.

Etwas ausgewogener erscheint die Betrachtung von Jenson Button. "Die Formel 1 macht bezüglich der Reifen und der Aerodynamik zur Saison 2017 einiges richtig. Es ist ein großer Schritt, den der Sport dringend braucht. Aber es gibt wie immer auch Schattenseiten. Die Autos werden halt nochmal schwerer", so der Alonso-Teamkollege, der auch an der aktuellen Generation von Formel-1-Fahrzeugen seinen Spaß hat. Für das kommende Jahr rechnet der Brite mit Autos, die "kniffliger zu fahren" sein werden.

"Das ist genau das, was die Formel 1 braucht. Jetzt sagen wir 'Hybrid' zur Formel 1, denn genau das ist es: ein Hybrid - keine volle Formel 1. Aber nächstes Jahr werden wir wieder richtige Formel-1-Autos haben", meint Toro-Rosso-Youngster Carlos Sainz. Auch Red-Bull-Teamchef Christian Horner malt noch nicht schwarz: "Wir wissen doch noch gar nicht, wie es 2017 mit den Reifen sein wird. Die Pneus sind anders konstruiert. Sie werden sich anders verhalten. Ob man sie genauso schonend behandeln muss, wissen wir noch gar nicht."

Horner nimmt Hamilton und Alonso den Wind aus den Segeln, als er über erste Erkenntnisse aus dem Red-Bull-Simulator berichtet. "Unser Entwicklungsfahrer Sebastien Buemi hat es ausprobiert. Seine Aussage danach war, dass wir unsere Jungs ins Fitnessstudio schicken sollten. Es wird erheblich anspruchsvoller im körperlichen Bereich und auch schwieriger zu fahren. Das ist gut. Das wollen wir sehen", schildert Horner die Eindrücke, die der Schweizer jüngst auf den Punkt gebracht hatte.

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