• 23.09.2011 14:54

  • von Dieter Rencken & Stefan Ziegler

Experten: Schumacher-Manöver in Monza nicht okay

Eddie Jordan und Jackie Stewart hätten Michael Schumacher für dessen Fahrweise im Duell mit Lewis Hamilton in Monza auf der Stelle bestraft

(Motorsport-Total.com) - Michael Schumacher (Mercedes) und Lewis Hamilton (McLaren) begeisterten in Monza mit einem sehr engen Duell, das die Zuschauer im Königlichen Park und vor den TV-Bildschirmen über viele Runden hinweg in Atem hielt. Anschließend gab es viel Lob für "Schumi" und dessen Leistung, aber auch viel Kritik. Der deutsche Routinier hatte sich für manche etwas zu sehr gegen Hamilton gewehrt.

Titel-Bild zur News: Michael Schumacher, Lewis Hamilton

Michael Schumacher vor Lewis Hamilton: Dieses Duell ist noch immer ein Thema...

Der ehemalige Formel-1-Weltmeister Jackie Stewart findet deutliche Worte für diese Szenen: "Er übertrieb es", meint der Schotte. "Wenn es nicht Michael Schumacher gewesen wäre, hätte dieser Fahrer entweder eine heftige Verwarnung kassiert oder mindestens eine Durchfahrts-Strafe. Letzteres hätte ihn um rund 20 bis 25 Sekunden zurückgeworfen, doch ich finde, es hätte mehr sein müssen."

"Ich war vor Ort und sah es auf den Bildschirmen. Ich war enttäuscht von den Verantwortlichen, denn es gibt gewisse Regeln", erläutert Stewart. Sogar Mercedes-Teamchef Ross Brawn habe sich per Funk einschalten müssen, um Schumacher darauf hinzuweisen, dass ihm eine Strafe drohe, wenn er nicht vorsichtiger fahren würde. Dies spreche, so Stewart, klar dafür, dass "Schumi" zu hart war.

Schumacher entgeht einer Strafe - mit Glück?

"Man könnte sagen: Lewis Hamilton verlor jede Chance, das Rennen zu gewinnen. Und das ist nicht richtig", gibt der frühere Formel-1-Pilot zu Protokoll. Eddie Jordan stimmt zu und stößt am Rande des Großen Preises von Singapur ins gleiche Horn: "Das war der alte, superharte Michael", sagt der ehemalige Teameigner rückblickend und merkt an: "An ihm vorbeizugelangen, ist sehr schwierig."

"Ich bin in gewisser Weise froh darüber, dass sich das nicht verändert hat. Es gab aber ein paar Situationen, speziell gegen Barrichello in Ungarn, in denen er über das Limit hinausgeschossen ist. In Monza war es nicht so schlimm, aber trotzdem hart und aggressiv. Es veranlasste den Renndirektor, den Teamchef zu kontaktieren", erklärt Jordan. Und das sei ein höchst ungewöhnliches Vorgehen.

"Ich bin in gewisser Weise froh darüber, dass sich das nicht verändert hat." Eddie Jordan

"Wann auch immer man den Teamchef direkt mit dem Fahrer reden hört, weiß man, dass es eine wichtige Botschaft ist. Das bedeutete: 'Jetzt hör mir mal zu...' Es war ein Weckruf für ihn", meint der TV-Experte. "Es ist halt so: Bevor jemand eine gelbe oder rote Karte bekommt, erhält er erst einmal eine Verwarnung. Allerdings bekommt nicht jeder eine solche Verwarnung", stellt Jordan heraus.

Vettel übt leichte Kritik, Buemi nicht

"Michael kann von Glück reden, dass der Rennleiter sich so entschieden hat. Ansonsten hätte er eine Durchfahrts-Strafe gekriegt und wir würden wohl nicht über sein gutes Rennen sprechen. Es war aber ein guter Grand Prix von ihm", findet der Ex-Teamchef. Sebastian Vettel (Red Bull) pflichtet Jordan bei - auch darin, dass Schumacher im Duell mit Hamilton wohl etwas zu engagiert unterwegs war.

"Ein Manöver war wahrscheinlich ein bisschen zu viel des Guten", sagt Vettel im Hinblick auf eine Szene in der Curva Grande, als Hamilton kurz im Gras war. "Ich weiß nicht, ob ihn Michael gesehen hatte oder nicht. Aus der ersten Schikane heraus probierte Lewis einmal, sich innen neben ihn zu setzen. Es hatte den Anschein, dass ihn Michael nicht gesehen hatte, also musste Lewis aufs Gras."

"Ein Manöver war wahrscheinlich ein bisschen zu viel des Guten." Sebastian Vettel

Unterm Strich habe es aber Spaß gemacht, sich diesen Zweikampf in der Wiederholung anzusehen, sagt der Rennsieger von Monza. Auch Sebastien Buemi (Toro Rosso) hatte seine Freude an diesem Duell. "Ich denke, es war nicht unfair. Ich hielt Michaels Handeln für ziemlich fair. Es war am Limit, doch das größte Problem war viel eher, dass der McLaren im siebten Gang zu kurz übersetzt war..."