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  • 04.06.2015 21:49

  • von Dominik Sharaf

Antriebseinheiten vor Montreal: Red-Bull-Riege zittert schon

Drei Piloten dürfen sich keinen neuen Verbrennungsmotor mehr leisten, könnten in Montreal aber in den sauren Apfel beißen - Mercedes tauscht routinemäßig

(Motorsport-Total.com) - Der Kanada-Grand-Prix in Montreal am kommenden Wochenende gilt als Bewährungsprobe für die Zuverlässigkeit, schließlich beansprucht keine Strecke im Formel-1-Kalender die Boliden so stark wie der Circuit Gilles Villeneuve. Das Problem für Red Bull und Toro Rosso: Wegen der eklatanten Zuverlässigkeitsprobleme des Zulieferers Renault können es sich die beiden Teams des Brauseriesen kaum noch erlauben, in das Ersatzteilregal zu greifen.

Titel-Bild zur News: Daniil Kwjat

Viel Qualm darf sich Red Bull nicht mehr erlauben - dabei ist die Saison noch lang Zoom

Daniel Ricciardo, Daniil Kwjat und Max Verstappen vertrauen auf den vierten Verbrennungsmotor. Die beiden Red-Bull-Piloten verwenden dazu die dritte Version des Turboladers und im Falle des Australiers auch der MGU-H zur Rückgewinnung von Hitzeenergie, was seine Umfänge in den Freien Trainings eindampft. Verstappens Counter steht bei dieser Komponente sowie bei der MGU-K auf drei. Die wenigsten Sorgen macht sich Toro-Rosso-Teamkollege Carlos Sainz, der erst eine dritte Komponente nutzt.

Es wäre für Red Bull eine Überlegung wert, in Montreal in den sauren Apfel zu beißen und auf einen neuen Verbrennungsmotor zu vertrauen: Auf kaum einer anderen Strecke ist das Überholen so gut möglich, dazu scheint die Hochgeschwindigkeitsbahn auf der Ile Notre-Dame alles andere als die Heimat der PS-schwachen Renault-Boliden. Der geschonte Motor, so wird bereits spekuliert, könnte in Ungarn wieder zum Einsatz kommen, wenn Power auf dem Hungaroring eine weniger tragende Rolle spielt.

Ganz anders gestaltet sich die Situation bei Mercedes: Die Werkspiloten Lewis Hamilton und Nico Rosberg sowie die Williams-Asse Felipe Massa und Valtteri Bottas nutzen - von einer zweiten Einheitselektronik im Auto des Weltmeisters abgesehen - bei allen Komponenten das Bauteil, das schon beim Saisonauftakt in Melbourne im Auto war. Allerdings wird bei den Silberpfeilen in Montreal, dem siebten von 19 Saisonrennen und wohl auch dem materialintensivsten, routinemäßig alles getauscht. Hinzu kommt, dass tokenfrei bei der Standfestigkeit nachgebessert wurde und die Piloten jetzt öfter Zusatzenergie abrufen können.

In Nico Hülkenbergs Force India machte nur der Energiespeicher den Australien-Grand-Prix mit, sonst ist der Deutsche jeweils bei Komponente Nummer zwei angelangt. Das trifft auch auf Ferrari zu: Sowohl Sebastian Vettel als auch Kimi Räikkönen haben die sechs Bauteile des V6-Turbohybriden bereits einmal getauscht und werden mit der neuen Ausbaustufe pünktlich zum dritten Freien Training die Nummer drei zücken. McLaren musste diesen Schritt schon früher gehen und ist bei Jenson Button und Fernando Alonso jeweils mit der dritten Komponente unterwegs - abgesehen von einer zweiten MGU-K im Auto des Spaniers.

Hintergrund: Wann es Strafen hagelt

Pro Rennsaison und Auto darf ein Team maximal vier Antriebsstränge (fünf Antriebsstränge bei mehr als 20 Grands Prix im Kalender, was 2015 trotz "Südkorea-Trick" nicht zutrifft) verwenden, der laut Reglement in sechs Einzellkomponenten (Verbrennungsmotor, Turbolader, MGU-H, MGU-K, Energiespeicher, Einheitselektronik) eingeteilt ist. Diese dürfen beliebig kombiniert werden. Wird eine fünfte Einzelkomponente eingebaut, erfolgt eine Rückversetzung um zehn Plätze. Bei jedem weiteren fünften Einsatz einer Einzelkomponente gibt es eine Rückversetzung um fünf Plätze. Analog dazu wird bei der sechsten und allen weiteren Einzelkomponenten verfahren.