Max Verstappen holte seinen Titel mit Rang 5 in Las Vegas, doch der Niederländer ist bei weitem nicht der Erste, der zur Krönung nicht auf dem Podest feiern durfte
Max Verstappen hat es geschafft! Der Niederländer krönte sich in Las Vegas mit einem fünften Platz zum Weltmeister, weil Titelrivale Lando Norris ebenfalls nicht über Rang sechs hinauskam. Der Red-Bull-Pilot ist aber nicht der erste Pilot in der Geschichte, der beim Titelgewinn nicht auf das Podest fuhr. Wir blicken zurück.
Lewis Hamilton reicht in Mexiko 2018 ein vierter Platz, um einen ausreichenden Vorsprung gegenüber Sebastian Vettel zu haben, sodass der Deutsche ihn im restlichen Saisonverlauf nicht mehr einholen kann. Damit wiederholt sich diese Begebenheit direkt. Denn ...
Selber Ort: Schon ein Jahr zuvor krönt sich Hamilton in Mexiko-Stadt zum Weltmeister. Damals landet er mit seinem Silberpfeil sogar nur auf Rang neun! Ein Reifenschaden nach einer Kollision mit WM-Rivale Sebastian Vettel in der ersten Runde bringt ihn nach ganz hinten - trotzdem reicht es für ihn.
Auch Sebastian Vettel hat 2012 am Start viel Pech und wird von Bruno Senna umgedreht. Beim Deutschen ist es deutlich knapper, denn es ist bereits das letzte und entscheidende Rennen. Am Ende fährt er noch auf Rang sechs nach vorne und Fernando Alonso hat erneut das Nachsehen.
Jenson Button reicht in Brasilien 2009 ein fünfter Platz, um ein Rennen vor Schluss den Sack zuzumachen. Der Brite holt seinen einzigen WM-Titel und vollendet damals das Märchen von BrawnGP, die das aufgelöste Honda-Team wie Phoenix aus der Asche hoben.
Und schon wieder Lewis Hamilton! Auch sein erster Titel 2008 kommt ohne Podest zustande, ist jedoch umso legendärer: Erst in der letzten Kurve des letzten Rennens überholt er Toyota-Pilot Timo Glock im Regen und sorgt in Brasilien für kollektive Trauer: Felipe Massa darf sich nur für wenige Sekunden über den Titel freuen.
Auch Michael Schumacher macht es spannend - trotz der Ferrari-Dominanz Anfang der 2000er. 2003 genügt ihm im letzten Rennen in Suzuka ein Punkt zum Titelgewinn gegen Kimi Räikkönen (McLaren) - und genau den fährt er auch ein. Nach einem durchwachsenen Rennen wird er geradeso Achter und ist am Ende zum sechsten Mal Weltmeister.
1994 wird es kontrovers! Als WM-Kontrahent Damon Hill in Adelaide zum Überholmanöver ansetzt, schmeißt Schumacher rigoros die Tür zu und es kommt zur Kollision. Der Deutsche scheidet aus und muss hoffen, dass Hill keinen Punkt holt. Als der aufgrund seiner beschädigten Aufhängung nicht noch einmal auftaucht, weiß "Schumi": Er ist Meister!
Der nächste kontroverse Crash: Ayrton Senna nimmt Alain Prost 1990 in der ersten Kurve von Suzuka aus dem Rennen - zuvor hatte es Streitigkeiten um die Seite der Pole-Position gegeben. Der Abschuss seines Konkurrenten lohnt sich für Senna: Prost kann die fehlenden Punkte im letzten Rennen rechnerisch nicht mehr aufholen.
Der Abschuss wird als Retourkutsche für das Vorjahr gesehen, als Prost die besseren Karten hat und mit Senna in der Suzuka-Schikane kollidiert. Prost scheidet aus, Senna kann weiterfahren und siegt, wird später aber von der FIA disqualifiziert, weil er die Runde nicht beendet hat. So geht der Titel an den Franzosen.
1987 wird der Titel kurioserweise schon im Training entschieden! Nigel Mansell verletzt sich am Freitag bei einem Unfall in Suzuka schwer und fällt für den Rest der Saison aus. Damit steht Nelson Piquets Titel zwei Rennen vor Schluss fest. Dass er im Rennen fünf Runden vor Ende mit einem Motorenproblem stehenbleibt, spielt keine Rolle.
Rang vier in Brands Hatch genügt Alain Prost 1985 für seinen ersten Formel-1-Titel. Nach dem drittletzten Saisonrennen steht die Entscheidung fest, weil Michele Alboretos Ferrari-Turbo schon nach 13 Runden seinen Dienst quittiert.
Verrückt ist die Saison 1982: Keke Rosberg gewinnt nur einen Grand Prix und wird trotzdem Weltmeister. Passend dazu wird er beim Finale in Las Vegas nur Fünfter und sammelt so die nötigen Zähler gegen John Watson. Kurios: Didier Pironi fehlt die letzten fünf Rennen verletzungsbedingt und wird dennoch Vizemeister - fünf Punkte fehlen ihm.
Mit einem Punkt Vorsprung und der Pole-Position geht Carlos Reutemann 1981 in den letzten Grand Prix in Las Vegas. Doch weil er die Punkte als Zehnter verpasst, entgleitet ihm auch der Titel. Den holt Nelson Piquet, obwohl er auch nur Fünfter wird. Doch das gibt die notwendigen zwei Zähler!
Den traurigsten Titel "feiert" wohl Mario Andretti 1978. Teamkollege Ronnie Peterson verunglückt beim drittletzten Rennen in Monza schwer und stirbt einen Tag später im Krankenhaus. Der Tod des Schweden macht Andretti zum Weltmeister, denn kein anderer Fahrer kann den Amerikaner mehr einholen.
Es muss in Watkins Glen schon etwas Außergewöhnliches passieren, will Jody Scheckter 1977 den Titel gewinnen. Im drittletzten Rennen braucht er einen Sieg und Niki Lauda darf keine Punkte holen - beides passiert nicht. Lauda wird Vierter und hat anschließend keine Lust mehr auf Ferrari. Die letzten beiden Rennen finden ohne ihn statt.
Punktgleich gehen Emerson Fittipaldi und Clay Regazzoni in das 1974er-Saisonfinale in Watkins Glen. Mit Platz vier erweist sich der Brasilianer am Ende als der Glücklichere. Regazzoni hat große Handlingsprobleme an seinem Ferrari und wird viermal überrundet.
Drei Rennen vor Schluss fällt die Entscheidung 1973. Jackie Stewart fängt sich zwar früh einen Reifenschaden ein, kann sich von Rang 20 aber wieder bis auf Rang vier vorarbeiten. Zwar steht er nicht auf dem Podest, darf sich aber über seinen dritten und letzten WM-Titel freuen.
Zwei Jahre davor ist Stewart so dominant, dass er sich sogar im viertletzten Rennen (von nur 11!) einen Ausfall leisten kann und trotzdem Meister wird. Der Schotte hatte zuvor fünf von sieben Rennen gewonnen und darf am Österreichring feiern, weil auch die größten Konkurrenten Ronnie Peterson und Jacky Ickx nicht punkten.
Jochen Rindt kann seinen Titel 1970 leider nicht mehr erleben. Der Österreicher verunglückt im Qualifying von Monza tödlich und ist bis dato der einzige posthume Formel-1-Weltmeister. Als Jacky Ickx beim vorletzten Rennen in Watkins Glen - 29 Tage nach Rindts Tod - nur Vierter wird, kann er den Lotus-Piloten nicht mehr einholen.
Trotz eines Ausfalls (Ölleck) im drittletzten Saisonrennen in Monza holt sich Jack Brabham 1966 vorzeitig den Titel. Sein einzig verbliebener Titelrivale John Surtees muss alle drei ausstehenden Rennen gewinnen, scheidet jedoch nach 31 Runden mit einem Benzinleck aus. Brabham ist zu diesem Zeitpunkt schon längst raus.
Eine wahre Heldentat gelang dem Australier schon sieben Jahre früher. In Führung liegend geht Brabhams Cooper in Sebring der Sprit aus. Knapp 400 Meter schiebt er seinen Boliden bergauf über die Ziellinie und wird Vierter - das reicht für seinen ersten Titel. Danach bricht er erschöpft zusammen.
Ganz ohne Rennen wird Juan Manuel Fangio 1955 Weltmeister. Nach der Tragödie von Le Mans, bei der Pierre Levegh und über 80 Zuschauer sterben, werden die Rennen in Frankreich, Deutschland, Spanien und der Schweiz gestrichen. Somit steht der Argentinier als Meister fest, weil Konkurrent Stirling Moss die Rennen ausgehen.
Max Verstappen holte seinen Titel mit Rang 5 in Las Vegas, doch der Niederländer ist bei weitem nicht der Erste, der zur Krönung nicht auf dem Podest feiern durfte