Von Melbourne bis Neu-Delhi
Die neue Saison beginnt so, wie die alte aufgehört hat: mit Weltmeister Sebastian Vettel an der Spitze. Der Red-Bull-Pilot gewinnt in Melbourne zwar den Start, aber nicht das Rennen.
Comeback nach Maß: Adrian Sutil startet nach einem Jahr Grand-Prix-Pause auf den härteren Reifen und führt das Rennen im Albert Park strategiebedingt zweimal an - seine ersten Führungsrunden in der Formel 1. Am Ende wird es immerhin Platz sieben, vor Teamkollege Paul di Resta.
Nach dem ermutigenden Saisonauftakt folgt für Fernando Alonso nur eine Woche später die Ernüchterung: Weil er nach Berührung mit Vettel in der zweiten Kurve nicht an die Box kommt, bricht zu Beginn der zweiten Runde der Frontflügel ab: null Punkte.
Aber für die Kontroversen sorgen andere. Nico Rosberg etwa, der auf Anweisung von Mercedes-Teamchef Ross Brawn schon sehr kreativ bremsen muss, um Lewis Hamilton nicht zu überholen. Bei dem ist im Finish nämlich das Benzin knapp. "Das merke ich mir", sagt Rosberg nach der Zieldurchfahrt.
Und auch Mark Webber merkt sich etwas, nämlich einen Funkspruch: "Multi 21, Seb, Multi 21!" Hätte heißen sollen: Positionen halten, wir fahren so ins Ziel. Was Sebastian Vettel "überhört": Der sonst immer freundliche Deutsche zeigt erstmals seine dunkle Seite und feiert in Malaysia einen kontroversen Sieg. WM-Stand nach zwei von 19 Rennen: Vettel 40 - Räikkönen 31 - Hamilton 25 - Alonso 18.
Der erste Titelanwärter verabschiedet sich fast schon aus dem WM-Kampf: Mark Webber verliert nach dem Boxenstopp in China ein Rad - und trifft wahrscheinlich in dem Moment die Entscheidung: Ich habe genug von der Formel 1, nächstes Jahr fahre ich die 24 Stunden von Le Mans auf Porsche!
Kimi Räikkönen fängt sich an Sergio Perez einen kleinen Aero-Schaden ein, der ein paar Punkte Anpressdruck kostet. "Ich verstehe nie, warum du mehr Frontflügel willst. War doch perfekt", scherzt der Lotus-Pilot nach der Zieldurchfahrt auf Platz zwei.
Genauso groß wie Mansell: Fernando Alonso feiert beim Grand Prix von China seinen 31. Sieg. In der ewigen Bestenliste der Formel 1 liegen nun nur noch Schumacher (91), Prost (51) und Senna (41) vor ihm. WM-Stand nach drei von 19 Rennen: Vettel 52 - Räikkönen 49 - Alonso 43 - Hamilton 40.
"Grausam", wie Polesetter Nico Rosberg in Bahrain ein Opfer der Pirelli-Reifen wird und Platz um Platz verliert, nur um letztendlich Neunter zu werden. Genau das Gegenteil zum reifenfressenden Mercedes ist der Lotus: Räikkönen wird mit Zweistoppstrategie Zweiter, Grosjean Dritter.
Aber Sebastian Vettel feiert im vierten Rennen seinen zweiten Sieg und baut die WM-Führung aus. WM-Stand nach vier von 19 Rennen: Vettel 77 - Räikkönen 67 - Hamilton 50 - Alonso 47.
Alonso-Mania in Barcelona: Zum zweiten Mal nach 2006 gewinnt der Spanier seinen Heim-Grand-Prix auf dem Circuit de Catalunya, souverän vor Kimi Räikkönen und Teamkollege Felipe Massa. Sebastian Vettel wird vom neunten Startplatz aus Vierter, ist an diesem Wochenende aber nicht siegfähig. WM-Stand nach fünf von 19 Rennen: Vettel 89 - Räikkönen 85 - Alonso 72 - Hamilton 50.
Der Skandal des ersten Halbjahres: Mercedes absolviert nach dem Grand Prix in Barcelona einen geheimen Reifentest, behauptet aber, davon nicht profitiert und nur für Pirelli gearbeitet zu haben. Das Internationale Tribunal der FIA sieht das anders: Verwarnung und Sperre für den Young-Driver-Test - ein mildes Urteil, wie nicht nur Red-Bull-Motorsportkonsulent Helmut Marko findet.
Monaco, das erste Rennen nach dem Mercedes-Geheimtest: Plötzlich halten die Pirellis am Silberpfeil einigermaßen - und Rosberg/Hamilton schirmen Vettel im Red Bull am Start perfekt ab. Hamilton können die Red Bulls durch einen clever getimten Boxenstopp noch knacken, Rosberg nicht mehr.
Genau 30 Jahre nach Papa Keke gewinnt auch Nico im Fürstentum, wo er aufgewachsen ist und heute noch lebt. Fürst Albert II. und seine Frau Charlene gratulieren. WM-Stand nach sechs von 19 Rennen: Vettel 107 - Räikkönen 86 - Alonso 78 - Hamilton 62.
Der Paddock trägt Trauerflor: Ein Streckenarbeiter stolpert bei den Bergungsarbeiten des gestrandeten Sauber-Boliden von Esteban Gutierrez, wird vom Kranfahrzeug überrollt und erliegt im Krankenhaus in Montreal seinen Verletzungen. Mark Robinson ist der erste Formel-1-Tote seit Monza 2000 (Feuerwehrmann) und Melbourne 2001 (Streckenposten).
Sebastien Vettel löscht mit dem Sieg beim Grand Prix von Kanada einen der letzten weißen Flecken auf seiner Formel-1-Landkarte aus - mit einer souveränen Vorstellung. WM-Stand nach sieben von 19 Rennen: Vettel 132 - Alonso 96 - Räikkönen 88 - Hamilton 77.
Das Pirelli-Debakel von Silverstone: Lokalmatador Lewis Hamilton verliert alle Chancen auf den Heimsieg wegen eines Reifenschadens. Vier weitere Reifenplatzer (einer vom TV unbeobachtet) folgen, das Rennen steht kurz vor dem Abbruch. "Ich frage mich, warum ich mein Leben wegen dieser Reifen aufs Spiel setze", tobt Hamilton später.
Zumindest geht auch WM-Rivale Vettel leer aus - in Führung liegend wegen eines Getriebeschadens.
Trotzdem gewinnt ein Deutscher: Nico Rosberg feiert Saisonsieg Nummer zwei und lässt sich anschließend bei der traditionellen Grand-Prix-Party von zehntausenden britischen Fans feiern. WM-Stand nach acht von 19 Rennen: Vettel 132 - Alonso 111 - Räikkönen 98 - Hamilton 89.
Das nächste Drama auf dem Nürburgring: Mark Webber fährt bei diesem Boxenstopp los, verliert ein Rad - und das erschlägt beinahe den Kameramann Paul Allen. Dieser überlebt zum Glück ohne bleibende Schäden, wird aber schwer verletzt ins Krankenhaus eingeliefert.
Das Rennen gewinnt Sebastian Vettel nach hartem Kampf vor den beiden Lotus-Piloten - Räikkönen setzt ihn in der Schlussphase mit frischeren Reifen mächtig unter Druck - und Fernando Alonso.
Und damit beendet Vettel gleich zwei Flüche: Erstens kann er im Juli gewinnen - und zweitens endlich auch in Deutschland!
Der letzte Grand Prix vor der Sommerpause: Sebastian Vettel (3.) und Kimi Räikkönen (2.) sammeln im "Glutofen" von Budapest wichtige Punkte - aber Lewis Hamilton feiert seinen ersten Sieg seit dem Wechsel zu Mercedes. WM-Stand nach zehn von 19 Rennen: Vettel 172 - Räikkönen 134 - Alonso 133 - Hamilton 124.
Die Konkurrenz schöpft Hoffnung, dass es für Sebastian Vettel doch noch eine kalte Dusche geben könnte, aber die Pole-Position von Lewis Hamilton in Belgien bleibt ein Strohfeuer. In Wahrheit hat Red Bull in der Sommerpause mit neuen Teilen noch einmal nachgelegt und den Vorsprung auf die Konkurrenz sogar eher vergrößert.
Was sich dann auch im Rennergebnis widerspiegelt: Vettel gewinnt in Spa-Francorchamps. Was noch niemand ahnt: Es sollte der Beginn einer langen Siegesserie werden. Fernando Alonso wird Zweiter, Hamilton Dritter - und Kimi Räikkönen geht leer aus. WM-Stand nach elf von 19 Rennen: Vettel 197 - Alonso 151 - Hamilton 139 - Räikkönen 134.
Fernando Alonso liefert vor heimischem Publikum in Monza eine tolle Aufholjagd und fährt noch vom fünften auf den zweiten Platz nach vorne, aber Ferrari gerät langsam immer mehr ins Hintertreffen. Tröstlich, dass er mit Mark Webber zumindest einen Red Bull schlagen kann, ...
... aber der zweite ist inzwischen selbst auf Hochgeschwindigkeits-Strecken, einst Adrian Neweys Kryptonit, unschlagbar: Sebastian Vettel gewinnt fünf Jahre nach dem "Wunder von Monza" zum dritten Mal den Grand Prix von Italien. Lewis Hamilton (Neunter) und Kimi Räikkönen (Elfter) lassen Federn. WM-Stand nach zwölf von 19 Rennen: Vettel 222 - Alonso 169 - Hamilton 141 - Räikkönen 134.
Singapur, der härteste Grand Prix des Jahres - und eines der Lieblingsrennen von Lewis Hamilton. Aber der Stadtkurs meint es wieder nicht gut mit ihm: Platz sechs hinter Nico Rosberg, weil sich Mercedes während der Safety-Car-Phase strategisch verschätzt. Bereits 2012 hatte ihn ein technischer Defekt den sicheren Sieg gekostet. Wenige Stunden später entschloss er sich dazu, McLaren zu verlassen.
Sieger beim Nachtrennen: natürlich wieder Sebastian Vettel. Rosberg kann nur auf den ersten Metern die Nase ein bisschen reinhalten, danach ist der dreimalige Weltmeister eine Klasse für sich. Nicht einmal das Mercedes-Safety-Car kann für Unruhe sorgen.
Dieser Herr aber schon: Gian Carlo Minardi beobachtet Vettel in Singapur und behauptet, der Red Bull klinge merkwürdig, möglicherweise wegen einer illegalen Traktionskontrolle. Es bleibt bei unnötigen Schlagzeilen, die FIA stellt kein Vergehen fest. WM-Stand nach 13 von 19 Rennen: Vettel 247 - Alonso 287 - Hamilton 151 - Räikkönen 149.
Grand Prix von Südkorea: Nach drei zweiten Plätzen en suite kann Fernando Alonso erstmals nicht mehr über die Grenzen des Ferrari hinauswachsen und wird Sechster. Kimi Räikkönen fährt dafür nach Platz zehn im Qualifying ein sensationelles Rennen und wird noch Zweiter.
Mann des Rennens ist diesmal aber ein Deutscher: Nico Hülkenberg fährt in der vielleicht wichtigsten Phase seiner Karriere eines der besten Rennen seines Lebens, hält im Finish dank Sauber-Topspeed sogar Lewis Hamilton und Alonso in Schach, hilft seinem Landsmann Sebastian Vettel so im WM-Kampf und wird sensationell Vierter.
Dieser Herr ist indes dem vierten WM-Titel wieder einen Schritt näher. WM-Stand nach 14 von 19 Rennen: Vettel 272 - Alonso 195 - Räikkönen 167 - Hamilton 161.
Suzuka ist Vettel-Land, das weiß man, und seine ersten WM-Kontrahenten verabschieden sich in Japan endgültig aus allen Rechenspielen: Lewis Hamilton erleidet nach Kollision am Start, ausgerechnet mit dem Red-Bull-Star, einen Reifenschaden, schreibt eine Null und ist damit raus aus der Weltmeisterschaft 2013.
Aber Sebastian Vettel muss diesmal kämpfen: gegen Mark Webber, dessen Crew sich in der Strategie vergreift, und vor allem gegen Romain Grosjean, den Führenden der ersten Runden. Am Ende überwindet der Deutsche aber wider alle Hindernisse und gewinnt. Den ersten WM-Matchball verwandelt er noch nicht, aber der Titelkampf ist jetzt nur noch eine Sache zwischen Vettel und Fernando Alonso, der Vierter wird. WM-Stand nach 15 von 19 Rennen: Vettel 297 - Alonso 207.
Zweiter Matchball für Sebastian Vettel in Indien - aber der bald viermalige Champion fährt nicht auf Platz fünf, sondern entschlossen auf Sieg: Pole-Position im Smog von Neu-Delhi, 0,752 Sekunden vor Nico Rosberg - und Fernando Alonso nur auf Platz acht. Die WM-Party ist angerichtet!
Weltmeister, zum vierten Mal! Alonso wird nach Gerangel am Start Elfter, Vettel gewinnt überlegen und sichert nicht nur sich selbst, sondern auch Red Bull den Titel. WM-Stand nach 16 von 19 Rennen: Vettel 322 - Alonso 207.