Ersatzfahrer in der Formel 1 haben es schwer. Dafür gibt es viele Beispiele aus der Historie. Aber: Einige Fahrer haben bei ihren Spontaneinsätzen auch geglänzt!
Top: Michael Schumacher. 1991 in Spa springt er ein bei Jordan für Betrand Gachot, der im Gefängnis sitzt. Schumacher überzeugt mit Startplatz sieben, fällt aus im Rennen - und wird sofort von Benetton verpflichtet, wo er 1994 erster deutscher Formel-1-Weltmeister wird.
Flop: Jacques Villeneuve. Kam anstelle von Jarno Trulli für die letzten drei Rennen 2004 ins Team, aber nur zwei Mal überhaupt in die Top 10, ohne Punkte. Fernando Alonso im anderen Renault wird Vierter, Fünfter, Vierter.
Top: Mika Salo. Nach dem Beinbruch von Michael Schumacher vertritt er ihn 1999 bei Ferrari, schenkt Eddie Irvine in Hockenheim den Sieg und verhilft Ferrari zum WM-Titelgewinn. Später holt ihn Toyota ins Werksteam.
Flop: Kazuki Nakajima. 2007 beendet Alexander Wurz seine Karriere überraschend ein Rennen vor Schluss bei Williams. Deshalb gibt Testfahrer Kazuki Nakajima sein vorzeitiges Formel-1-Debüt. Er wird Zehnter und holt keine Punkte. Negativer Höhepunkt: Nakajima verletzt zwei Mechaniker beim Boxenstopp, wird trotzdem Stammfahrer 2008.
Top: Pedro de la Rosa. Er ersetzt Juan Pablo Montoya zur Saisonmitte 2006 bei McLaren. Bei Mischwetter in Ungarn schlägt seine große Stunde: P2 hinter Jenson Button. Es bleibt der einzige Formel-1-Podestplatz von de la Rosa, der noch in weiteren Rennen punktet. Das McLaren-Cockpit 2007 aber geht an Lewis Hamilton.
Flop: Jean-Louis Schlesser. In Vertretung des erkrankten Nigel Mansell gibt der Sportwagen-Crack 1988 in Monza sein Formel-1-Debüt für Williams. Negativer Höhepunkt: Schlesser wird überrundet und kollidiert mit Spitzenreiter Ayrton Senna, der ausfällt. Das verdirbt McLaren die Siegesserie 1988. Kein weiterer Formel-1-Start.
Top: Gianni Morbidelli. Alain Prost ist raus bei Ferrari, Gianni Morbidelli springt ein beim Saisonfinale 1991 in Adelaide. Dort ist er Dritter, als das Rennen im Regen abgebrochen wird, hinter Senna und Piquet. Weil zwei Runden vorher gewertet wird, ist Morbidelli aber "nur" Sechster, im einzigen Rennen für Ferrari.
Flop: Luca Badoer. Nach dem Ungarn-Unfall von Felipe Massa 2009 kommt er als langjähriger Ferrari-Ersatzmann endlich zum Einsatz, enttäuscht aber mit P17 und P14. Teamkollege Kimi Räikkönen belegt in den gleichen Rennen P3 und P1!
Top: Kamui Kobayashi. Weil sich Toyota-Stammfahrer Timo Glock 2009 verletzt hat, ist Ersatzmann Kobayashi bei zwei Rennen dabei. Er empfiehlt sich mit P6 beim Saisonfinale. 2010 fährt Kobayashi bei Sauber, als Stammfahrer.
Top: Roberto Moreno. 1990 fährt er für EuroBrun nur hinterher, verpasst oft das Qualifying. Als Ersatz von Alessandro Nannini (Arm abgetrennt bei Hubschrauber-Crash!) bei Benetton aber wird er auf Anhieb Zweiter in Japan, hinter Teamkollege Nelson Piquet - und 1991 Stammfahrer bei Benetton.
Flop: Philippe Alliot. McLaren-Fahrer Mika Häkkinen ist für Ungarn 1994 gesperrt. Auf Druck von Peugeot bekommt Ersatzfahrer Philippe Alliot zum Zuge. Er enttäuscht im Qualifying und fällt mit Technikdefekt aus im Rennen. Danach fährt er nur noch einmal einen weiteren Grand Prix.
Top: Nigel Mansell. Nach dem Unfalltod von Ayrton Senna springt Mansell 1994 mehrfach ein bei Williams, auch beim Finale in Adelaide. Als Ersatzfahrer holt er dort seinen 31. und letzten Formel-1-Sieg. Ein weiteres Comeback 1995 bei McLaren scheitert. Er tritt nie offiziell zurück ...
Top: Sebastian Vettel. 2007 verunfallt Robert Kubica schwer in Kanada. Eine Woche danach kriegt Vettel seinen ersten Formel-1-Einsatz bei BMW-Sauber. Er fährt als bis dato jüngster Fahrer in die Punkte - und startet anschließend bei Toro Rosso und Red Bull richtig durch.
Flop: Jacky Ickx. Eigentlich hat er 1979 schon abgeschlossen mit der Formel 1, kommt aber bei Ligier als Ersatz von Patrick Depailler noch einmal zurück - und enttäuscht: nur drei Punkte in acht Rennen. Jacques Laffite im Schwesterauto fährt dreimal aufs Podium. Ickx hört endgültig auf in der Formel 1.
Top: Alexander Wurz. Benetton-Stammfahrer Gerhard Berger ist 1997 außen vor, sein österreichischer Landsmann Wurz ersetzt ihn. Und Wurz fährt in seinem dritten Formel-1-Rennen als Dritter auf das Podest, in Silverstone. Ergebnis: Benetton-Cockpit 1998.
Top: Alexander Wurz. McLaren-Stammfahrer Juan Pablo Montoya ist nach einer Verletzung früh in der Saison 2005 nicht einsatzbereit. Ersatzfahrer Wurz steigt ein in Imola und wird Dritter, weil die beiden BAR vor ihm nachträglich disqualifiziert werden. Wurz stellt so einen Formel-1-Rekord auf: acht Jahre zwischen zwei Top-3-Plätzen!
Flop: Heikki Kovalainen. Nach drei Jahren im Hinterfeld darf er Kimi Räikkönen bei Lotus vertreten, holt aber nur zwei Mal P14 in zwei Rennen. Teamkollege Romain Grosjean wird einmal Zweiter. Und Kovalainen bekommt keine weitere Formel-1-Chance.
Top: Timo Glock. Jordan-Stammfahrer Giorgio Pantano gerät 2004 in finanzielle Probleme und wird in Kanada durch Glock ersetzt. Mit Erfolg: Weil Williams und Toyota disqualifiziert werden, rückt Glock nachträglich auf P7 auf und punktet so in seinem ersten Rennen. Später ihm Jahr übernimmt er erneut von Pantano, ist F1-Stammfahrer ab 2008.
Flop: Marc Gene. Nach einem Unfall von Williams-Stammfahrer Ralf Schumacher braucht Williams 2004 Ersatz. Gene übernimmt, wie schon 2005 in Italien (P5!), erzielt dieses Mal in zwei Rennen aber keine Punkte, nur die Plätze zehn und zwölf. Danach darf Williams-Kollege Antonio Pizzonia ran, und Gene fährt nie wieder ein Formel-1-Rennen.
Top: Mario Andretti. Er ist 1982 schon raus aus der Formel 1, doch Ferrari braucht ihn als Ersatz für den verletzten Didier Pironi. Andretti holt in Monza sensationell die Pole-Position und wird Dritter im Rennen, was Ferrari zum WM-Titel verhilft.
Flop: Giancarlo Fisichella. Für Force India noch Zweiter in Spa, dann Ferrari-Ersatzmann für Felipe Massa im Jahr 2009 - als Nachfolger von Badoer. Doch in fünf Rennen für Ferrari kommt Fisichella nur zwei Mal in die Top 10, holt keine Punkte. Teamkollege Kimi Räikkönen steht immerhin einmal auf dem Podest.
Top: Markus Winkelhock. Christijan Albers trennt sich von Spyker, beim Nürburgring-Rennen 2007 erhält Winkelhock seine Chance - und nutzt sie: Dank cleverer Reifentaktik führt er zeitweise bei seiner einzigen Grand-Prix-Teilnahme! Wenig später aber fällt er technisch bedingt aus.
Top: Nyck de Vries. Weil Alexander Albon 2022 in Monza ausfällt, kommt der Niederländer überraschend zu seinem Formel-1-Debüt. Obwohl er erst am Samstag in den Williams steigt, qualifiziert er sich vor Teamkollege Nicholas Latifi, holt zwei Punkte - und wird für seinen starken Auftritt mit einem Stammcockit 2023 bei AlphaTauri belohnt!