In der Formel 1 gibt es häufig keine zweite Chance - Daher kommt es auch nur selten vor, dass ein Fahrer nach einer längeren Wartezeit noch einmal Weltmeister wird ...
Juan Manuel Fangio (3 Jahre zwischen 1951 und 1954): Der Argentinier gilt als einer der größten Rennfahrer aller Zeiten. Gleich in der ersten Formel-1-Saison 1950 wird er Vizeweltmeister, ein Jahr später folgt der erste von insgesamt fünf WM-Titeln. Doch nicht jeder weiß, dass nach dem ersten Titel erst einmal eine Durststrecke folgt.
Hintergrund: Weil die Formel-1-Saison 1952 ohne Alfa Romeo stattfindet, ist auch Fangio nicht mit dabei. 1953 kehrt er mit Maserati in die Königsklasse zurück, wird im ersten Jahr aber "nur" Vizeweltmeister. Der zweite Titel folgt erst 1954, also drei Jahre nach seinem ersten Triumph. Dafür gewinnt er dann gleich vier Titel in Serie!
Alain Prost (3 Jahre zwischen 1986 und 1989): 1985 und 1986 gewinnt der "Professor" mit McLaren seine ersten beiden von später insgesamt vier WM-Titeln. Doch nach drei McLaren-Fahrertiteln in Serie (einmal Niki Lauda, zweimal Prost) wird Prost 1987 nur WM-Vierter - und zieht 1988 ein weiteres Mal den Kürzeren.
Den Titel holt sich McLaren zwar nach dem "Ausrutscher" 1987 zurück. Der geht allerdings nicht an Prost sondern an dessen neuen Teamkollegen Ayrton Senna. Erst 1989 schnappt sich Prost Titel Nummer drei - nach einer Kollision mit Senna. Ein vierter soll später auch noch folgen. Doch erneut wird es einige Jahre dauern ...
Alain Prost (4 Jahre zwischen 1989 und 1993): Nach dem letzten McLaren-Titel sind es sogar vier Jahre, die Prost auf seinen vierten und letzten Triumph warten muss! Unmittelbar nach seinem letzten Titelgewinn für McLaren verlässt er den Rennstall, weil er nicht mehr mit Senna zusammenarbeiten will. Er sucht sein Glück bei Ferrari.
Doch weder 1990 noch 1991 gelingt der große Wurf mit der Scuderia. Negativer Höhepunkt: 1991 wird Prost nach öffentlicher Kritik am Auto ein Rennen vor Saisonende rausgeworfen. Es folgt ein Sabbatjahr, bevor er 1993 mit Williams zurückkehrt. Dort fährt er auf Anhieb den vierten Titel ein - und tritt direkt danach endgültig zurück.
Nelson Piquet (4 Jahre zwischen 1983 und 1987): Zwei Titel für Brabham fährt der Brasilianer 1981 und 1983 ein. Doch danach befindet sich das Team auf dem absteigenden Ast. 1984 stürzt Piquet als Weltmeister auf WM-Rang fünf ab, 1985 wird er sogar nur noch Achter - und holt den letzten Sieg in der Geschichte des Teams.
Während Brabham bis zur finalen Saison 1992 immer weiter abrutscht, wechselt Piquet 1986 zu Williams. Wird er in der ersten Saison ganz knapp "nur" WM-Dritter (drei Punkte fehlen zum Titel), wird er 1987 nach vier Jahren tatsächlich noch ein drittes und letztes Mal Weltmeister. Für Williams ist es der erste Fahrertitel seit fünf Jahren.
Michael Schumacher (5 Jahre zwischen 1995 und 2000): Auch "Schumi" braucht eine lange Anlaufzeit, bevor es mit dem dritten Titel klappt! 1994 und 1995 gewinnt er mit Benetton seine ersten beiden Weltmeisterschaften und wechselt anschließend zu Ferrari. Dort muss er ab 1996 allerdings zunächst Aufbauarbeit leisten.
Der 1996er-Ferrari ist zunächst zu unzuverlässig. 1997 und 1998 zieht er in harten WM-Duellen erst gegen Jacques Villeneuve (Williams), dann gegen Mika Häkkinen (McLaren) den Kürzeren. 1999 verhindert ein Unfall den möglichen dritten Titel. Erst 2000 platzt endlich der Knoten - dafür aber richtig! Es folgen gleich fünf Titel in Serie ...
Lewis Hamilton (6 Jahre zwischen 2008 und 2014): Nur um einen Zähler verpasst der McLaren-Pilot 2007 den Sensationstitel gleich in seinem Rookiejahr. Den ersten Titel gibt's "erst" in der zweiten Formel-1-Saison. Die Experten sind sich einig, dass Hamilton noch weitere Titel gewinnen wird. Doch kaum einer ahnt, wie lange das dauern soll.
Zwischen 2009 und 2012 folgen vier weitere vergebliche Anläufe mit McLaren. Hamilton erkennt die Zeichen der Zeit und verlässt das Team, das sich auf dem absteigenden Ast befindet, um ins Mercedes-Werksteam zu wechseln. Nach WM-Platz vier 2013 folgt 2014 endlich der zweite Titel - und fünf weitere in den nächsten sechs Jahren ...
Jack Brabham (6 Jahre zwischen 1960 und 1966): "Black Jack" wird 1959 und 1960 zweimal in Serie Weltmeister auf Cooper. Doch das reicht Brabham nicht. Bereits 1961 baut er sein eigenes Team auf, für das er ab 1962 auch an den Start geht. Auch hier muss natürlich zunächst Aufbauarbeit geleistet werden.
1964 feiert Teamkollege Dan Gurney die ersten beiden Siege für den Rennstall. Brabham selbst bleibt bis 1966 ohne Erfolg. Dann allerdings gelingt der ganz große Wurf! Mit vier Siegen macht sich der Australier zum bis heute einzigen Fahrer, der in einem selbst konstruierten Auto Formel-1-Weltmeister wird.
Graham Hill (6 Jahre zwischen 1962 und 1968): Bereits 1962 wird Hill auf BRM zum ersten Mal Weltmeister. Was er da noch nicht weiß: Es soll der erste und zugleich einzige Titel in der BRM-Geschichte bleiben. Bis 1966 folgen vier weitere Anläufe - und dabei drei Vizetitel. 1964 verpasst Hill den Titel um nur einen Zähler an John Surtees.
1967 wechselt Hill schließlich zu Lotus, für das er 1958 einst sein Debüt in der Formel 1 gab. Eine goldrichtige Entscheidung! Zwar wird er im ersten Jahr nur WM-Siebter, weil er zunächst einmal bei der Entwicklung des neuen Lotus 49 helfen muss. Doch der Lohn folgt ein Jahr später mit dem zweiten WM-Titel nach sechs Jahren Wartezeit.
Niki Lauda (7 Jahre zwischen 1977 und 1984): Länger wartet niemand! Eigentlich hat Niki Lauda nichts mehr zu beweisen, als er 1979 während der laufenden Saison aus der Formel 1 zurücktritt. 1975 und 1977 hat er mit Ferrari zwei WM-Titel gewonnen, nach zwei weiteren Jahren bei Brabham fehlt ihm die Motivation, um weiterzumachen.
Doch Lauda will es noch einmal wissen! Nach zwei Jahren Pause kehrt er 1982 zu McLaren zurück und gewinnt 1984 tatsächlich noch einmal den Titel - mit einem halben Zähler Vorsprung vor seinem Teamkollegen Alain Prost. Nach der Saison 1985 und drei Weltmeisterschaften ist dann Schluss - dieses Mal endgültig.
In der Formel 1 gibt es häufig keine zweite Chance - Daher kommt es auch nur selten vor, dass ein Fahrer nach einer längeren Wartezeit noch einmal Weltmeister wird ...