Ein Schraubenschlüssel, eine lose TV-Kamera oder ein heißer Sitz? All diese Gründe haben in mehr als 70 Jahren Formel 1 bereits zu Ausfällen geführt
Brands Hatch 1974: Niki Lauda führte im Ferrari, bis er aufgrund eines Reifenschadens gegen Rennende noch einmal an die Box kam. Die Ausfahrt aus der Boxengasse wurde ihm jedoch verwehrt, weil die Offiziellen dachten, das Rennen sei bereits zu Ende. Sie irrten um eine Runde, Lauda wurde nach einem Ferrari-Protest als Fünfter gewertet.
Singapur 2008: Es kommt auch nicht oft vor, dass ein Formel-1-Pilot mit voller Absicht verunfallt. So geschehen bei der Premiere des Nachtrennens, als Nelson Piquet jun. seinen Renault in die Mauer stellte. Später wurde die Affäre unter dem Namen "Crashgate" bekannt. Kurios waren die Umstände dieses Unfalls allemal.
Monaco 1955: Auch ganz zu Beginn der Formel 1 haben sich kuriose Zwischenfälle ereignet, etwa im Hafen des Fürstentums. Alberto Ascari rutschte in Führung liegend auf Öl aus, durchbrach die Streckenbegrenzung und ging im Meer unter. "Das war die Hölle, ich habe sogar den Meeresgrund berührt."
Adelaide 1995: Für einen kuriosen Moment sorgte David Coulthard in Australien, als er in Führung liegend in die Box einbog - und verunfallte. "Ich hätte früher runterschalten müssen", gab er später zu. Ähnliches passierte auch schon Lewis Hamilton. Der WM-Kandidat crashte 2007 in China ins Kiesbett.
Silverstone 1995: Gerhard Berger war wütend. Denn: Ein junger Ferrari-Mechaniker hatte beim Boxenstopp den Sicherheitsbolzen verbogen, woraufhin sich ein Rad löste. Jean Todt polterte: "Bei fünf von acht Rennen hatte Gerhard Probleme beim Boxenstopp - fünf Mal zu viel!" Erinnert ein wenig das Haas-Malheur 2018 in Australien.
Baku 2018: Eine Safety-Car-Phase soll ein Rennen eigentlich neutralisieren. Jedoch können auch währenddessen Unfälle passieren. So etwa Romain Grosjean in den engen Straßen in Baku. Kurios: Sein Ingenieur beschuldigte Marcus Ericsson, der jedoch einige Meter hinter ihm fuhr. George Russell unterlief ein ähnlicher Fauxpas 2020 in Imola.
Montreal 1991: Nigel Mansell sah bereits wie der sichere Sieger aus, er machte daher auf der letzten Runde langsamer und winkte zu den Fans. Doch dann das Drama: Er rollte wenige Meter vor dem Ziel aus. Inoffiziell wurde gemunkelt, dass er zu langsam gefahren war und dadurch den Motor abgewürgt hatte.
Zandvoort 1979: Nach zwei Drehern ging Gilles Villeneuve immer noch nicht vom Gas. Der wilde Kanadier raste nach einem Reifenschaden auf praktisch nur noch drei Rädern bei so hohem Tempo zurück an die Box, dass seine hintere Randaufhängung nicht mehr mitspielte - und er endgültig aufgeben musste.
Interlagos 2003: Wilson (in Runde 15), Montoya und Pizzonia (24), Michael Schumacher (26), Verstappen (31) und Button (32) wurden im Chaosrennen in Brasilien alle Opfer eines kuriosen Missgeschicks: Seifenwasser. Spülwasser aus dem Paddock-Club wurde über ein Kanalrohr auf der Innenseite der Kurve entsorgt, und führte zur Rutschpartie.
Estoril 1989: Ayrton Senna kollidierte in Portugal mit einem Piloten, der eigentlich schon aus dem Rennen war. Denn: Nigel Mansell wurde für das Rückwärtsfahren in der Boxengasse disqualifiziert. Das kümmerte ihn jedoch nicht. Er fuhr weiter und schoss den in Führung liegenden Brasilianer ab.
Hockenheim 1977: Noch kurioser war der Auftritt von Hans Heyer bei seinem Heimrennen in Deutschland. Denn er startete das Rennen, obwohl er sich dafür gar nicht qualifiziert hatte. Erst nach neun Runden fiel der "Geisterfahrer" auf, weil er aufgrund eines Getriebedefekts aufgeben musste.
Melbourne 1997: So endete der Australien-GP für Jean Alesi, nachdem er sich fünf Runden lang geweigert hatte, an die Box zu kommen - auf P2 liegend rollte er ohne Sprit aus. Kevin Magnussen erlebte 2020 in Silverstone das Gegenteil: Trotz zweier Stopps verschlissen die Reifen zu sehr, sodass er aus Sicherheitsgründen aufgeben musste.
Singapur 2014: Aus und vorbei war das Rennen für Nico Rosberg, nachdem er im Rennen anhaltenden Getriebeprobleme hatte. Kurios: Selbst zwei Wechsel des Lenkrades konnte das Probleme nicht beheben. Er musste das Rennen vorzeitig aufgeben, was seinen Titelträume einen schweren Schlag versetzte.
Dallas 1984: Auf diesem Bild nicht zu sehen: ein am Boden liegender, vollkommen erschöpfter Nigel Mansell, der seinen Lotus über die Ziellinie schieben wollte, weil ihm der Sprit ausgegangen war. Hitze & Erschöpfung führten immer wieder zu kuriosen Situationen, auch in Buenos Aires 1955: Die meisten Fahrer erlitten Hitzeschocks.
Melbourne 2007: Weil sich sein Funk-Kabel löste, sich zwischen seinem Sicherheitsgurt verhedderte und er nach unten schaute am Kurveneingang, flog Christijan Albers im Spyker im Australien-Rennen in den Reifenstapel ab. Kein Saisonauftakt nach Maß, aber es geht noch kurioser ...
Barcelona 2020: Charles Leclerc drehte sich im Spanien-GP in der letzten Schikane und dachte, dass das Rennen gelaufen sei. Daher öffnete er seinen Sicherheitsgurt. Doch dann sprang sein Motor wieder an. Er durfte das Rennen dennoch nicht fortsetzen, aus Sicherheitsgründen. Blöd gelaufen!
Sepang 2003: Justin Wilson musste das Rennen in Malaysia ebenso vorzeitig aufgeben, aus einem schmerzhaften Grund: Das "HANS" hatte sich teilweise gelöst und drückte auf einen Nerv im linken Arm, der dadurch taub wurde. Acht Minuten brauchte sein Minardi-Team, um ihn aus dem Cockpit zu bekommen, danach wurde er ins Krankenhaus gebracht.
Montreal 2008: Für Kimi Räikkönen nahm der Kanada-GP ein unerfreuliches Ende. Lewis Hamilton übersah am Ende der Boxengasse die rote Ampel und krachte dem "Iceman" ins Heck. Ein ähnliches Malheur passierte Gerhard Berger in Estoril 1993: Er verunfallte (alleine) direkt nach der Boxengassen-Ausfahrt.
Suzuka 2004: Richtig heiß wurde es im Japan-Rennen für Mark Webber - im wahrsten Sinn des Wortes. Aufgrund einer losen Cockpit-Verkleidung strömte heiße Motorenluft unter seinen Sitz, der sich immer weiter erhitzte. Irgendwann wurde es dem Australien zu ungemütlich und er musste vorzeitig aufgeben.
Monaco 2010: Zu heiß wurde es auch der Mercedes-Antriebseinheit im Heck des McLaren von Jenson Button. Der Brite musste das Rennen vorzeitig aufgeben, aus einem äußerst kuriosen Grund: "Sie haben ein Kühlgerät vergessen, das natürlich rausgenommen werden muss. Dadurch hat der Motor überhitzt."
Silverstone 2004: Olivier Panis erlebte in Monaco seine Sternstunde, acht Jahre später wurde er hingegen Opfer eines besonders kuriosen Defekts. Während des Großbritannien-GP ging plötzlich sein Feuerlöscher im Cockpit los. Sein Visier war derart verschmiert, dass er nichts mehr sehen konnte - DNF.
Schanghai 2005: Juan Pablo Montoya wurde in jener Saison vom Pech verfolgt, so auch im China-Rennen. Der Kolumbianer raste über einen losen Gullydeckel. Er beschädigte sich dadurch den Unterboden und schied aus. Romain Grosjean (Sepang 2017) und George Russell (Baku 2019) haben in jüngerer Vergangenheit Ähnliches erlebt.
Singapur 2008: Die Teams hatten bei der Premiere Elektronikprobleme, weil unter der in den Kurs integrierten Brücke Starkstromleitungen für die Straßenbahn verliefen. Red Bull führte gar den Ausfall von Mark Webber darauf zurück: Das Getriebe aktivierte zwei Gänge gleichzeitig, weil das Magnetfeld bei der Passage des Zuges so stark war.
Monza 1998: Johnny Herbert flog im Italien-GP unspektakulär ins Kiesbett ab. Zunächst gingen die Beobachter von einem Fahrfehler aus. Doch als Herbert an die Box zurückkam, hatte er ein Geschenk für seine Mechaniker mit dabei: einen Schraubenschlüssel, den sie im Wagen vergessen hatten und der das Bremspedal blockiert hatte.
Monza 1995: Alles lief nach Plan für die Scuderia Ferrari im Königlichen Park vor den Tifosi. Jean Alesi führte das Rennen vor Teamkollege Gerhard Berger an. Doch dann das Drama: Die TV-Kamera brach vom Ferrari des Franzosen ab und krachte direkt in die Radaufhängung des hinter ihm fahrenden Österreichers - Ausfall.
Ein Schraubenschlüssel, eine lose TV-Kamera oder ein heißer Sitz? All diese Gründe haben in mehr als 70 Jahren Formel 1 bereits zu Ausfällen geführt