Seit 2003 sind in der Formel 1 regelmäßig Freitagsfahrer im Training am Start: Bei manchen gerät man echt ins Staunen, dass sie mal einen Einsatz bei einem GP hatten
#10 Chanoch Nissany (Minardi 2005): Gut, eigentlich ist der Auftritt des Israeli unvergessen, doch allein wegen seiner Geschichte gehört er hier rein. Nissany beginnt seine Motorsport-Karriere erst im Alter von 38(!) Jahren. Als Testfahrer von Jordan und Minardi kommt er in die Formel 1 und bekommt 2005 in Ungarn die einmalige Chance.
An seinem 42. Geburtstag darf er den Minardi fahren. Seine Bilanz: 6,8 Sekunden Rückstand auf Teamkollege Christijan Albers und ein Dreher ins Kiesbett. Nissany sagt später, das Auto hätte zu viel Grip gehabt - kurios! Sohn Roy versucht nun in die Fußstapfen zu treten: Er startet 2020 in der Formel 2 und ist Testpilot von Williams.
#9 Fabio Leimer (Manor 2015): Ebenfalls auf nur einen Einsatz in Ungarn bringt es der Schweizer Fabio Leimer. Dabei hätte es bei ihm durchaus mehr sein können. 2013 gewinnt Leimer den Titel in der GP2-Serie, danach gerät seine Karriere jedoch ins Stocken.
Der Aufstieg in die Formel 1 klappt für Leimer nicht, Gespräche mit dem Schweizer Sauber-Team verlaufen im Sande. Eine WEC-Saison mit Rebellion und ein Formel-E-Event mit Virgin später eröffnet sich die Chance als Testfahrer von Manor. Es bleibt bei einem Einsatz und Leimer verschwindet zumindest von der ganz großen Motorsport-Fläche.
#8 Alexandre Premat (Midland 2006): Der Franzose ist neben Adrian Sutil, Markus Winkelhock, Giorgio Mondini und Ernesto Viso einer von gleich fünf Piloten, die das Midland-Team an einem Freitag ranlässt. Premat darf den damals schon in Spyker-Farben umlackierten M16 in Schanghai pilotieren. Auch bei ihm bleibt es der einzige Einsatz.
Premat, 2006 Teamkollege von Lewis Hamilton in der GP2-Serie, wechselt in die DTM, wo er vier Jahre für Audi fährt. Unvergessen: Sein Horrorunfall beim Adria-Rennen in Italien. Seit 2012 fährt er sporadisch in der australischen Supercars-Serie.
#7 Qing-Hua Ma (HRT 2012/Caterham 2013): Der Chinese schreibt Geschichte, als er 2012 in Monza als erster Fahrer seines Landes an einem Formel-1-Event teilnehmen darf. Ma darf ingesamt viermal für den Hinterbänkler ran, bevor das Team pleite geht und er zu einem anderen Hinterbänkler wechselt.
2013 gehört Ma zum Aufgebot von Caterham, doch es bleibt bei einem Einsatz in seiner Heimat China. Erfolgreicher verläuft danach sein Ausflug in die WTCC, in der er zwei Rennsiege holt und sogar einmal Gesamtvierter wird. Aktuell ist er in der Formel E unterwegs, dort konnte er jedoch noch nie einen Punkt holen.
#6 Ryan Briscoe (Toyota 2004): Als Meister der Formel-3-Euroserie steht Ryan Briscoe eigentlich eine gute Formel-1-Karriere bevor, doch zu mehr als fünf Freitagseinsätzen für Toyota kommt es nicht. Der Australier ersetzt dabei im letzten Saisondrittel den vorherigen dritten Fahrer Ricardo Zonta, der zum Stammfahrer gemacht wird.
Gerüchte schreiben ihn für 2005 zu Jordan, doch der Wechsel kommt nicht zustande. Briscoe geht in die IndyCar-Serie, in der er unter anderem für die Topteams Ganassi und Penske fährt. Acht Rennsiege kann Briscoe einholen, bevor er sich in Richtung Sportwagen begibt, wo er bis heute in der IMSA-Serie aktiv ist.
#5 Adderly Fong (Sauber 2014): Adderly wer? An dieser Stelle fügen wir wieder jemanden ein, der selbst hartgesottenen Motorsportfans kaum ein Begriff ist. Völlig überraschend gibt der Hongkong-Chinese beim Saisonfinale 2014 in Abu Dhabi sein Formel-1-Debüt für Sauber. Dass sein Einsatz monetäre Gründe haben dürfte, sollte klar sein.
Zuvor hatte Fong mit den Gesamtplätzen 21 und 24 in der GP3-Serie geglänzt. Dahin wechselt er auch nach seinem Formel-1-Debüt wieder, verschwindet nach einer punktelosen Saison aber in der Versenkung. Heute fährt Fong GT-Rennen und dürfte immer wieder an den 21. November 2014 zurückdenken.
#4 Neel Jani (Toro Rosso 2006): Als Le-Mans-Sieger und Langstrecken-Weltmeister kennen den Schweizer die meisten, nur wenige haben aber auf dem Schirm, dass Jani sogar eine komplette Formel-1-Saison auf dem Buckel hat - wenn auch nur als Freitagsfahrer. 2006 darf er als dritter Fahrer an allen Grand-Prix-Wochenenden für Toro Rosso ran.
Zum Stammfahrer reicht es jedoch nicht und Jani wechselt 2007 in die ChampCar-Serie und in die A1GP, die er gewinnt. Richtig Fahrt nimmt seine Karriere aber erst in der Langstrecken-Weltmeisterschaft auf. In der Formel E wartet der Porsche-Pilot derweil noch auf den großen Durchbruch.
#3 Matteo Bobbi (Minardi 2003): Hand hoch, wer ihn noch kennt! Der Italiener ist Anfang der 2000er-Jahre Testfahrer von Minardi und soll eine Million Dollar bezahlen, um 2003 an vier Formel-1-Freitagen fahren zu können. In Imola sitzt Bobbi tatsächlich im Auto - zum ersten und letzten Mal an einem Grand-Prix-Wochenende.
Zu den anderen drei Ausfahrten kommt es nicht mehr. "Bobbi fährt einige Freitags-Tests, aber das ist ziemlich sinnlos. Er ist einfach zu langsam", beschwert sich Stammfahrer Jos Verstappen. Bei den nächsten Testfahrten fehlt er angeblich krankheitsbedingt, in Wahrheit gibt es Verzögerungen bei den Finanzen und Bobbis F1-Karriere endet.
#2 Michael Ammermüller (Red Bull 2006): Noch vor Sebastian Vettel steht ein anderer Deutscher mit Red-Bull-Unterstützung vor dem Formel-1-Einstieg. Michael Ammermüller wird 2006 Rennsieger in der GP2-Serie und darf bei den letzten drei Saisonrennen für Red Bull die Trainingssessions bestreiten. 2007 wird er sogar Vollzeittestfahrer.
Doch ein Kahnbeinbruch setzt ihn vorerst außer Gefecht und seine Leistungen stagnieren. 2007 endet seine Zeit bei Red Bull und Ammermüller kommt nie wieder in die Nähe der Formel 1. Dafür macht er sich in diversen Porsche-Serien einen Namen und ist mittlerweile im Rahmen der Formel 1 erfolgreich: Als Dauermeister im Porsche-Supercup.
#1 Robert Wickens (Virgin 2011): Tatsächlich durfte auch der Kanadier Formel-1-Luft schnuppern. 2011 ist Wickens Testpilot bei Virgin und kommt in dieser Rolle beim Saisonfinale in Abu Dhabi zum Einsatz. Weil er zudem den Titel in der Formel Renault 3.5 gewinnt, bekommt er einen Formel-1-Test bei Renault geschenkt.
Abu Dhabi ist aber Wickens' einziger offizieller Formel-1-Einsatz und er entscheidet sich für einen Wechsel in die DTM, wo er sechs Jahre für Mercedes fährt. 2018 soll in der IndyCar-Serie eine neue Karrierephase beginnen, doch nach einem schweren Unfall in Pocono mit starken Verletzungen kämpft sich der Kanadier derzeit zurück ins Leben.