Was lange währt, wird endlich gut - Diese zehn Piloten mussten teilweise weit mehr als 100 Rennen auf ihren ersten Grand-Prix-Sieg in der Formel 1 warten
Platz 10: Thierry Boutsen (95 Rennen) - Der Belgier fährt zwischen 1983 und 1986 für Arrows. Mehr als ein Podestplatz ist in dieser Zeit nicht drin. Besser wird es mit dem Wechsel zu Benetton, wo er 1987 und 1988 insgesamt sechsmal auf dem Podium landet - aber nie ganz oben. Das ändert sich erst 1989 bei Williams.
In Kanada feiert Boutsen im 95. Anlauf endlich seinen ersten Grand-Prix-Sieg - unter glücklichen Umständen. Der McLaren-Honda des führenden Ayrton Senna gibt kurz vor Schluss den Geist auf. Boutsen gewinnt für Williams anschließend noch zweimal, der ganz große Durchbruch gelingt aber auch ihm nicht mehr.
Platz 9: Mika Häkkinen (96 Rennen) - Der "Fliegende Finne" braucht zwar noch ein Rennen mehr als Boutsen, bis er erstmals jubeln darf. Dafür startet er anschließend aber so richtig durch! Den ersten Erfolg gibt es beim Saisonfinale 1997 in Jerez - nachdem er zuvor bereits 15-mal auf dem Podium stand, aber nie vom Glück geküsst war.
Der Sieg in Jerez ist erst der Anfang. Bis zu seinem Karriereende triumphiert Häkkinen noch 19 weitere Male - und krönt sich 1998 und 1999 zweimal in Serie zum Weltmeister. Als er 2001 von der Formel-1-Bühne abtritt, hat er sich seinen Platz in den Geschichtsbüchern gesichert. Da hat sich das Warten ordentlich gelohnt ...
Platz 8: Giancarlo Fisichella (110 Rennen) - Der Italiener ist der erste Pilot in unserer Rangliste, der die Marke von 100 Rennen knackt. 109-mal geht er ab 1996 erfolglos für Minardi, Jordan und Benetton an den Start. Erst im 110. Anlauf klappt es endlich mit dem ganz großen Pokal - und das unter kuriosen Umständen ...
Beim Chaosrennen in Brasilien wird 2003 fälschlicherweise zunächst Kimi Räikkönen als Sieger geehrt. Der Fehler fällt erst nach der Siegerehrung auf, und "Fisico" bekommt seinen Pokal mit zwei Wochen Verspätung. Für Renault holt er 2005 und 2006 noch zwei weitere Siege, die ganz große F1-Karriere wird es aber auch bei ihm nicht mehr.
Platz 7: Nico Rosberg (111 Rennen) - Bevor der spätere Weltmeister mit Mercedes zwischen 2014 und 2016 Siege am Fließband feiert, muss er lange warten, bevor er überhaupt auch nur ein einziges Mal auf die oberste Stufe des Podiums darf. Zwischen 2006 und 2009 reicht es bei Williams nur zu zwei Podestplätzen - mehr gibt das Auto nicht her.
2010 wechselt Rosberg zu Mercedes, doch auch dort muss er erst einmal Aufbauarbeit leisten. 2012 platzt in China endlich der Knoten - doch vom WM-Titel ist er da noch weit entfernt. Erst 2016 gelingt ihm im Silberpfeil der ganz große Wurf. Mit insgesamt 23 Siegen tritt er Ende 2016 als amtierender Champion zurück.
Platz 6: Jenson Button (113 Rennen) - Der nächste Weltmeister in unserer Liste. Doch viele Jahre glaubt niemand, dass der als Playboy verschriene Button, der 2000 in die Formel 1 kommt, überhaupt jemals auch nur einen Grand Prix gewinnen wird. Erst 2006 gelingt ihm im Honda in Ungarn in einem chaotischen Rennen der erste Erfolg.
Der Durchbruch? Nein. In den folgenden beiden Jahren ist der Honda nicht konkurrenzfähig, und am Ende des Jahres 2008 ziehen die Japaner bei ihrem Werksteam den Stecker - ohne zu wissen, welches "Monsterauto" man für 2009 gebaut hat. Ross Brawn wittert seine Chance, kauft das Team auf, und der Rest ist Geschichte ...
Platz 5: Jarno Trulli (118 Rennen) - Von zwei späteren Weltmeistern wieder zur Kategorie "Eintagsfliege". Als Trulli 2004 auf den Straßen von Monaco triumphiert, hat er seit 1997 bereits 117 Rennen für Minardi, Prost, Jordan und Renault auf dem Konto. Sein Triumph mit den Franzosen soll sein einziger in später mehr als 250 Rennen bleiben.
Besonders bitter: Als Renault 2005 und 2006 seine besten Jahre der jüngeren Vergangenheit erlebt, ist Monaco-Sieger Trulli nicht mehr mit an Bord. Bereits Ende 2004 wechselt er zu Toyota, doch weder dort noch bei Hinterbänkler Lotus, wo er seine Formel-1-Karriere 2010 und 2011 ausklingen lässt, gelingt ihm ein weiterer Erfolg.
Platz 4: Rubens Barrichello (123 Rennen) - Auch "Rubinho" muss lange auf seinen ersten Sieg warten. Der Brasilianer kommt 1993 mit Jordan in die Formel 1, doch weder dort noch zwischen 1997 und 1999 bei Stewart gelingt ihm ein Sieg. Erfolg stellt sich erst mit dem Wechsel zu Ferrari zur Saison 2000 ein ...
An der Seite von Michael Schumacher ist Barrichello zwar die klare Nummer zwei, doch beim chaotischen Deutschland-GP 2000 platzt der Knoten endlich. Für die Scuderia und Brawn holt er im Laufe seiner Karriere später noch zehn weitere Siege. Weltmeister wird er nie, aber mit 324 Rennen ist er bis heute der Rekordstarter der Königsklasse.
Platz 3: Mark Webber (130 Rennen) - Als der Australier 2009 für Red Bull auf dem Nürburgring siegt, hat er bereits 129 Rennen mit Minardi, Jaguar, Williams und den Bullen auf dem Buckel. Bis zum Karriereende Ende 2013 kommen noch acht weitere Siege dazu, doch der ganz große Wurf gelingt nie ...
2010 kämpft Webber bis zum Finale in Abu Dhabi um den Titel, führt die WM sogar drei Rennen vor Ende an. Doch am Ende fehlen 14 Zähler auf Teamkollege Sebastian Vettel und den Titel. Es soll bis zu seinem Formel-1-Abschied Webbers größte WM-Chance bleiben. Kleiner Trost: 2015 wird er später noch Langstrecken-Weltmeister.
Platz 2: Carlos Sainz (150 Rennen) - Besser kann ein Jubiläum nicht laufen: Nach zuvor 149 Rennen für Toro Rosso, Renault, McLaren und Ferrari gelingt ihm in seinem 150. Start 2022 in Silverstone endlich der erste Sieg! Ganz ohne Kontroverse ist der Erfolg allerdings nicht ...
Denn Sainz profitiert davon, dass Ferrari die Strategie bei seinem Teamkollegen Charles Leclerc, der an diesem Tag eigentlich schneller ist, in den Sand setzt. So hat er nach einer späten Safety-Car-Phase leichtes Spiel gegen Leclerc auf alten Reifen. Das ist ihm an diesem Tag aber ziemlich egal!
Platz 1: Sergio Perez (190 Rennen) - Länger als der Mexikaner wartet niemand! Obwohl Perez 2012 gleich in seinem zweiten Formel-1-Jahr für Sauber mit drei Podestplätzen überzeugt und für 2013 mit einem Cockpit bei McLaren belohnt wird, holt er weder dort noch später ab 2014 bei Force India beziehungsweise Racing Point einen Sieg.
Erst nach fast 200 Rennen platzt der Knoten. Auf dem "Oval" in Bahrain triumphiert Perez 2020 in einem chaotischen Rennen, bei dem er nach einem Zwischenfall in der ersten Runde sogar zunächst auf dem letzten Platz liegt! Seine spektakuläre Aufholjagd bringt ihm nicht nur den Sieg sondern für 2021 auch ein Cockpit bei Red Bull.
Was lange währt, wird endlich gut - Diese zehn Piloten mussten teilweise weit mehr als 100 Rennen auf ihren ersten Grand-Prix-Sieg in der Formel 1 warten