Eine große Formel-1-Karriere kann schon einmal viele Jahre und sogar Dekaden umfassen: Welcher Fahrer hat in dem größten Zeitraum gewinnen können?
Kurzfristigen Erfolg haben in der Formel 1 schon viele gehabt, doch die Kunst ist, seine Erfolge über viele Jahre aufrecht zu halten. In dieser Fotostrecke schauen wir uns einmal die Top-10-Fahrer an, die über den größten Zeitraum gewonnen haben - sprich: mit der längsten Spanne zwischen erstem und letztem Sieg.
10. Riccardo Patrese (10 Jahre, 5 Monate, 2 Tage): Patrese feierte seinen ersten Sieg in seinem bereits sechsten Formel-1-Jahr, und das ausgerechnet in Monaco. Der kam allerdings etwas glücklich zustande. Weil zwei Autos vor ihm in der letzten Runde ausrollten, bekam er seine durch einen Dreher verlorene Führung zurück.
Der letzte seiner nur sechs Erfolge kam in Japan 1992, als er ebenfalls von einem Ausfall profitierte: Williams-Teamkollege Nigel Mansell hatte das Rennen angeführt, schied aber mit einem Motorschaden aus. Mit dem dominanten FW14B reichte Patrese sein bis dahin gehaltener zweiter Platz.
9. Gerhard Berger (10 Jahre, 9 Monate, 15 Tage): Der Österreicher gewann mit Benetton 1986 den vorletzten Saisonlauf in Mexiko, weil seine Pirelli-Reifen mit der Hitze besser zurechtkamen als die Goodyear-Pneus vieler Konkurrenten.
Seinen zehnten Sieg holte er ebenfalls mit Benetton, und zwar in seiner letzten Saison 1997 in Hockenheim. Erstaunlich: Zuvor hatte Berger drei Rennen aus gesundheitlichen Gründen und aufgrund des Todes seines Vaters verpasst und saß in Deutschland erstmals wieder im Auto.
8. Jack Brabham (10 Jahre, 9 Monate, 25 Tage): Die Erfolge des dreimaligen Weltmeisters verteilen sich sogar über drei Dekaden. Beim Saisonauftakt in Monaco 1959 holte er den ersten Sieg eines Australiers in der Formel 1 und legte den Grundstein für den ersten seiner drei WM-Titel.
Der letzte seiner 14 Siege kam dann in den 70ern - und zwar im allerersten Rennen der neuen Dekade. Zunächst geriet Brabham in Südafrika in einen Zwischenfall mit Chris Amon, der ihn viele Plätze kostete, doch er machte diese im Laufe des Rennens wieder gut und fuhr in seinem eigenen Team als Sieger über die Ziellinie.
7. Sebastian Vettel (11 Jahre, 8 Tage): Diese Szene dürfte wohl kaum ein Deutscher vergessen haben. Der sensationelle Sieg im Regen von Monza 2008 war der Startschuss für eine große Karriere des viermaligen Weltmeisters, der vor allem mit Red Bull zwischen 2010 und 2013 eine Ära prägen sollte.
Seine Zeit bei Ferrari war leider nicht so erfolgreich, wie er es sich gewünscht hätte, denn ein weiterer WM-Titel blieb ihm verwehrt. Spätestens mit der Ankunft von Charles Leclerc wurde die Wachablösung eingeleitet und Vettels letzter seiner 53 Siege kam 2019 beim Großen Preis von Singapur.
6. Nelson Piquet (11 Jahre, 2 Monate, 3 Tage): Der erste Sieg des Brasilianers in seinem dritten Formel-1-Jahr war ein besonderer: Der Brabham-Pilot holte sich beim Rennen in Long Beach die Pole, die schnellste Runde und führte die kompletten 80 Runden des Rennens an. Vorsprung am Ende: Knapp 50 Sekunden.
Drei WM-Titel später feierte Piquet in Kanada 1991 einen 23. und letzten unerwarteten Sieg. Sechs Fahrer fielen vor dem auf Rang acht gestarteten Benetton-Piloten aus, darunter auf berühmte Weise Nigel Mansell, der der Menge in der Schlussrunde zuwinkte und das Auto abwürgte. Piquet sagte Danke!
5. Niki Lauda (11 Jahre, 3 Monate, 28 Tage): Schon in seinem vierten Rennen für Ferrari führte Lauda die Scuderia zum Sieg in Jarama - zur sichtbaren Freude von Luca di Montezemolo. Seine beiden WM-Titel in Rot kamen aber erst 1975 und 1977.
Nach einer Pause wagte er bei McLaren in den 80ern noch einmal einen neuen Anlauf. 1984 holte sich Lauda mit 0,5 Punkten Vorsprung seinen dritten Titel, bevor sein letztes Jahr enttäuschend endete: Der Österreicher kam 1985 nur drei Mal ins Ziel und stand nur einmal auf dem Podest: bei seinem letzten Sieg in Zandvoort.
4. Alain Prost (12 Jahre, 20 Tage): Besser hätte man es nicht schreiben können. Prost gewann sein erstes Rennen beim Heimspiel in Frankreich - und das in einem französischen Auto von Renault. Zwischenzeitlich musste der GP wetterbedingt unterbrochen werden, beim Neustart schnappte sich der Youngster die Führung und hielt sie.
Zwölf Jahre später war Prost in einem wahren Siegesrausch, der in Deutschland mit dem sechsten Sieg in den vergangenen sieben Rennen endete. Der vierte Sieg in Folge sollte sein letzter bleiben: Von den restlichen sechs Saisonrennen gewann Prost keines, feierte am Saisonende aber trotzdem seinen vierten WM-Titel und trat zurück.
3. Michael Schumacher (14 Jahre, 1 Monat, 1 Tag): Ein Jahr nach seinem spektakulären Debüt in Belgien versetzte "Schumi" Motorsport-Deutschland in Extase und gewann das erste Rennen in seinem "Wohnzimmer". Der Benetton-Pilot pokerte mit Slicks auf feuchter Strecke und überholte so den Williams von Nigel Mansell noch.
Nach dem China-Grand-Prix 2006 sah für die Ferrari-Fans noch alles gut aus. Mit seinem 91. Sieg hatte er die WM-Führung von Fernando Alonso zwei Rennen vor Schluss punktgleich übernommen. Ein Motorschaden in Japan verhinderte Titel Nummer 8 und Schumacher trat am Saisonende erstmals zurück.
2. Kimi Räikkönen (15 Jahre, 6 Monate, 28 Tage): Ein junger "Iceman" feierte seinen lange erwarteten ersten Sieg mit McLaren in Malaysia 2003 - im zweiten gemeinsamen Jahr. Räikkönen war nach einem Fehler nur von Rang sieben ins Rennen gegangen, konnte da aber seine gute Pace nutzen und auch von einigen Ausfällen profitieren.
Räikkönens letzten seiner 21 Siege gab es 2018 in Austin nach fünf doch eher durchwachsenen Jahren in seiner zweiten Amtszeit mit Ferrari. Zuvor das letzte Mal ganz oben stand er beim Saisonauftakt 2013 für Lotus. Doch mit dem Sieg im Abschiedsjahr von der Scuderia setzte er sich in dieser Liste weit nach vorne.
1. Lewis Hamilton (17 Jahre, 1 Monat, 8 Tage): Noch ein Rekord, den der Brite mittlerweile inne hat. Auch bei ihm spannt sich der Erfolg über drei verschiedene Jahrzehnte, nachdem er in seiner Debütsaison 2007 in Kanada für McLaren erstmals ganz oben auf dem Treppchen stand.
Seine Erfolge muss man an dieser Stelle nicht mehr aufzählen, doch nach zwei durchwachsenen Jahren mit Mercedes feierte er in Silverstone 2024 ein Comeback in der Siegerliste. In Belgien ließ der siebenmalige Weltmeister nach der Disqualifikation von George Russell einen zweiten folgen und hat nun seit 17 Jahren Erfolg in der Formel 1.