In der Formel 1 ist häufig ein langer Atem gefragt - Diese zehn Piloten brauchten mehr Anläufe als alle anderen, bis sie endlich ihren ersten Grand Prix gewannen
Platz 10: Eddie Irvine - Der Ire geht 1993 für Jordan erstmals in der Formel 1 an den Start. Drei Jahre fährt er für das kleine Team und holt dort 1995 auch sein erstes Podium in der Königsklasse. Ein siegfähiges Auto bekommt Irvine allerdings erst ein Jahr später, als er zu Ferrari wechselt. Sein Problem: Dort ist er hinter Michael Schumacher nur die klare Nummer zwei. In seinen ersten drei Jahren bei der Scuderia holt er 14 Podestplätze, aber keinen Sieg.
Erst 1999 bricht Irvine im 81. Rennen bricht den Bann. Der Ire profitiert beim Saisonauftakt in Melbourne von Problemen bei Schumacher und den favorisierten McLaren-Piloten und schnappt sich seinen ersten Sieg. Im gleichen Jahr gewinnt Irvine noch drei weitere Rennen und wird sogar zum Titelkandidaten, nachdem sich Schumi in Silverstone das Bein bricht. Am Ende des Jahres geht der Titel allerdings mit zwei Punkten Vorsprung an Mika Häkkinen.
Platz 9: Jean Alesi - Erneut ein Fall von "richtiges Team, falscher Zeitpunkt". Der Franzose debütierte 1989 für Tyrrell und wechselte bereits zwei Jahre später zu Ferrari. Zu jener Zeit ist die Scuderia allerdings nicht gerade für ihre Erfolge bekannt - und schon gar nicht für ihre Zuverlässigkeit. Alesi kommt in seinen ersten vier Ferrari-Jahren auf elf Podestplätze, wird allerdings immer wieder von der Technik im Stich gelassen.
So dauert es bis zum Großen Preis von Kanada 1995, bevor Alesi erstmals auf die oberste Stufe des Podests darf. In seinem 91. Grand Prix (und an seinem 31. Geburtstag) feiert der Franzose seinen ersten und einzigen Sieg in der Königsklasse. Kurios: Dieses Mal profitiert Pechvogel Alesi von Problemen bei seinen Konkurrenten. Im gleichen Jahr fällt der Ferrari-Pilot noch zweimal in Führung liegend aus.
Platz 8: Thierry Boutsen - 1983 kommt der Belgier erstmals in die Formel 1, schafft es bei Arrows allerdings in vier Jahren nie auf das Podium. Durch gute Leistungen kann sich Boutsen aber für ein Cockpit bei Benetton empfehlen, wo er 1987 und 1988 mehrfach auf dem Podest landet. Das verschafft dem Belgier einen Drive bei Williams, wo der Knoten dann endlich platzt.
1989, mehr als sechs Jahre nach seinem Debüt, gewinnt Boutsen bei seinem 95. Start den Großen Preis von Kanada. In dem 69 Runden langen Rennen übernimmt der Belgier erst drei Umläufe vor Schluss erstmals die Führung, weil Ayrton Senna mit einem Motorschaden ausrollt. Später holt Boutsen noch zwei weitere Grand-Prix-Siege und feiert nach dem Ende seiner Formel-1-Karriere mehrere Podestplätze bei den 24 Stunden von Le Mans.
Platz 7: Mika Häkkinen - Die Karriere des Finnen ist Ende 1995 nach einem schweren Unfall in Adelaide um ein Haar bereits vorbei. Der McLaren-Pilot kann nach einem heftigen Abflug im Qualifying nur durch einen Luftröhrenschnitt gerettet werden. Was zu diesem Zeitpunkt noch niemand ahnt: Häkkinen wird seine Karriere nicht nur fortsetzen, er wird sogar noch zwei WM-Titel holen.
Seinen ersten Sieg holt der Finne, der 1991 in der Formel 1 kommt, erst 1997, als er das letzte Saisonrennen in Jerez gewinnt. Es ist bereits Häkkinens 96. Start in der Königsklasse. Seinen ersten Sieg verdankt der Finne auch Jacques Villeneuve, dem an diesem Tag bereits ein dritter Platz zum Titelgewinn reicht, weshalb er auf der Strecke nicht gegen den McLaren kämpft. Der Finne gewinnt anschließend noch 19 weitere Rennen und holt 1998 und 1999 den Titel.
Platz 6: Giancarlo Fisichella - "Fisico" kommt 1996 im Alter von 23 Jahren in die Formel 1. In sieben Saisons bei Minardi, Jordan und Benetton kann er zwar immer wieder Highlights setzen, der ganz große Wurf gelingt dem Italiener allerdings nie. Seinen ersten Sieg holt er erst 2003 im 110. Anlauf beim Großen Preis von Brasilien - und das unter wirklich verrückten Bedingungen.
Das Rennen wird nach einem schweren Unfall unter chaotischen Umständen vorzeitig abgebrochen. Auch die Offiziellen verlieren kurzzeitig den Überblick und werten irrtümlich den Stand nach Runde 53 (anstatt Runde 54) als Endergebnis. Auf dem Podium steht daraufhin zunächst Kimi Räikkönen ganz oben. Erst Tage später wird der Irrtum erkannt und das Ergebnis geändert. Fisichella gewinnt bis zum Ende seiner Formel-1-Karriere 2009 noch zwei weitere Rennen.
Platz 5: Nico Rosberg - Auch dem mittlerweile zweimaligen Vizeweltmeister droht lange ein Schicksal als "ewiges Talent". 2006 unterschreibt der Sohn von Keke Rosberg bei Williams seinen ersten Formel-1-Vertrag, kommt in vier Jahren beim damals strauchelnden Traditionsteam aber nicht über zwei Podestplätze hinaus. Auch nach seinem Wechsel zu Mercedes muss der Deutsche zwei Jahre Aufbauarbeit leisten.
Erst im dritten Mercedes-Jahr und in seinem insgesamt 111. Grand Prix gelingt Rosberg der Durchbruch. Mehr als sechs Jahre nach seinem Debüt gewinnt Rosberg 2012 den Großen Preis von China. Für Mercedes ist es gleichzeitig der erste Formel-1-Sieg als Hersteller seit 1955. Bis zum Ende der Saison 2015 gewinnt Rosberg im Silberpfeil noch 13 weitere Rennen und wird zweimal Vizeweltmeister.
Platz 4: Jenson Button - Nach Mika Häkkinen noch ein Spätzünder, der später sogar noch einen WM-Titel gewinnen kann. Der Brite kommt in der Saison 2000 im Alter von gerade einmal 20 Jahren in die Formel 1. Damit ist Button der damals jüngste britische Formel-1-Pilot aller Zeiten. Diesen "Vorsprung" kann der damalige Williams-Fahrer auch gut gebrauchen, denn bis zu seinem ersten Sieg dauert es mehr als sechs Jahre.
Erst 2006, mittlerweile in Diensten von Honda, gewinnt Button im 113. Anlauf sein erstes Formel-1-Rennen. Der Brite behält bei chaotischen Bedingungen in Ungarn den Durchblick und gewinnt vor Pedro de la Rosa, für den es der einzige Besuch auf einem Formel-1-Podium ist. Buttons größter Triumph folgt 2009, als er im Brawn Weltmeister wird. Bis Ende der Saison 2015 gewinnt er insgesamt 15 Rennen.
Platz 3: Jarno Trulli - Mehr als sieben Jahre vergehen, bevor der Italiener erstmals ganz oben auf das Podium darf. Trulli beginnt seine Formel-1-Karriere 1997 bei Minardi und fährt anschließend für Prost und Jordan, bevor er 2003 zu Renault wechselt. Das Team aus Enstone befindet sich zu diesem Zeitpunkt nach einigen schwierigen Jahren wieder auf dem Weg nach oben. Davon profitiert auch Trulli, der in seinen ersten sieben Saisons in der Königsklasse lediglich zwei Podestplätze holt.
Seinen ersten Sieg holt Trulli erst bei seinem 118. Rennen. Der Italiener, der ohnehin dafür bekannt ist, dass er extrem schwierig zu überholen ist, sichert sich beim Großen Preis von Monaco 2004 die Pole und einen Tag später auch den Sieg im Fürstentum. Ende des Jahres wechselt Trulli zu Toyota, holt dort bis Ende 2009 allerdings keinen weiteren Sieg mehr. Anschließend lässt er seine Karriere noch zwei Jahre beim Hinterbänkler Lotus ausklingen.
Platz 2: Rubens Barrichello - Der Brasilianer kommt 1993 als potenzieller Nachfolger von Ayrton Senna in die Königsklasse. Ein Sieg gelingt ihm allerdings weder in vier Jahren bei Jordan noch in drei Saisons bei Stewart. Seine große Chance kommt im Jahr 2000, als er Eddie Irvine bei Ferrari ablösen darf. Dort ist er zwar nur der Edelhelfer von Michael Schumacher, doch immerhin klappt es endlich mit dem ersten Sieg.
Dabei deutet beim Großen Preis von Deutschland 2000 eigentlich nichts darauf hin, dass Barrichello in seinem 123. Grand Prix endlich seinen ersten Sieg feiern darf. Der Ferrari-Pilot startet lediglich von Rang 18, gewinnt am Ende allerdings bei schwierigen Bedingungen, da er sich, im Gegensatz zu vielen anderen Piloten, gegen einen Wechsel auf Regenreifen entscheidet. Auf dem Podium weint der Brasilianer anschließend vor Freude. Bis zum Ende seiner Formel-1-Karriere 2011 folgen zehn weitere Siege und zwei Vizemeisterschaften.
Platz 1: Mark Webber - Länger als er braucht niemand. Der Australier holt 2002 im unterlegenen Minardi zwar gleich bei seinem ersten Formel-1-Rennen sensationell zwei Punkte, auf einen Sieg muss der spätere Jaguar-, Williams- und Red-Bull-Pilot allerdings mehr als sieben Jahre warten. Der Knoten platzt erst, als die Bullen in der Saison 2009 ihren Triumphzug in der Königsklasse beginnen.
Auf dem Nürburgring gewinnt Webber im 130. Anlauf sein erstes Formel-1-Rennen. Obwohl der Australier unter anderem eine Durchfahrtsstrafe absolvieren muss, ist er an diesem Tag nicht zu schlagen. Bis Ende 2013 feiert Webber mit den Bullen noch acht weitere Siege, die Titel fährt allerdings Teamkollege Sebastian Vettel ein. Sein größter Triumph folgt 2015, als er in der WEC Langstrecken-Weltmeister wird - übrigens gleich im zweiten Jahr.
In der Formel 1 ist häufig ein langer Atem gefragt - Diese zehn Piloten brauchten mehr Anläufe als alle anderen, bis sie endlich ihren ersten Grand Prix gewannen