Sebastian Vettel hat zum ersten Mal seit einem Jahr wieder einen Grand Prix gewonnen, war für uns aber nicht der beste Fahrer im "Night-Race"
Robert Kubica (5): Es ist schade, dass sein märchenhaftes Comeback nach nur einer Saison endet. Sportlich, so ehrlich muss man sein, gab's jedoch keinen Grund für eine Verlängerung. Kubica fuhr in Singapur eine super erste Runde. Aber immer wenn's um schiere Pace geht, zieht er gegen Russell den Kürzeren.
Romain Grosjean (5): Obwohl der Plan bereits ad acta gelegt war, fuhr Grosjean wieder mit der Melbourne-Spec. Damit machte er gegen Magnussen keinen Stich. Und er leistete sich zumindest einen vermeidbaren Fehler, als er Russell in einer Rechtskurve so unglücklich anschubste, dass dieser in der Mauer landete.
Lance Stroll (5): Perez zeigt, was mit dem Racing Point möglich ist. Stroll lag gut im Rennen, vermasselte sich eine potenzielle Chance auf Punkte mit einem Mauerkuss aber selbst. Der Reifenschaden war die gerechte Strafe dafür. Besonders im Quali weiterhin enttäuschend.
Nico Hülkenberg (4): Im Quali 0,2 Sekunden hinter dem Teamkollegen, am Sonntag Sainz mit einer völlig überflüssigen Attacke aus dem Rennen bugsiert - das kann Hülkenberg besser. Momentan zeigt er das aber nicht. So liefert er Frederic Vasseur keinen Grund, sich für das zweite Alfa-Romeo-Cockpit einzusetzen.
Alexander Albon (4): Ein Formel-1-Rookie in einem für ihn relativ neuen Auto in Singapur, das ist so ziemlich die größte Herausforderung, die es im Grand-Prix-Sport gibt. Aber unterm Strich bleibt stehen: Albon sieht im Red Bull auch nicht besser aus als Gasly. Ein bisschen Schonfrist hat er noch.
Kimi Räikkönen (4): Schon in Monza wirkte Räikkönen ein wenig von der Rolle, und auch in Singapur war er nicht die Nummer 1 im Team. Bei der Karambolage mit Kwjat hätte er besser aufpassen müssen. Wirkt ein bisschen so, als könnte die Saison seinetwegen schon zu Ende sein.
Daniil Kwjat (4): Eine Sekunde auf Gasly im Qualifying, das ist eine herbe Ohrfeige - und eine zu einem ganz schlechten Zeitpunkt, denn damit rückt die Beförderung zu Red Bull in weite Ferne. Die Attacke gegen Räikkönen kann man reiten, man muss aber nicht. Da waren schon bessere Leistungen dabei.
Valtteri Bottas (4): Dass einer, der um die WM kämpft, ohne Widerrede akzeptiert, ausgerechnet für den großen WM-Rivalen bremsen zu müssen, spricht nicht dafür, dass Bottas den nötigen Egoismus besitzt, um Champion zu werden. Und bei allem Respekt vor Hamilton: sieben Zehntel im Qualifying sind zu viel.
George Russell (3): Dass er überhaupt in einer Position war, von Grosjean in die Mauer gedreht werden zu können, spricht für ihn. Das Duell mit Kubica auch. Sehr viel mehr kann man von einem Williams-Piloten 2019 nicht erwarten. Einer, der sicher seinen Weg machen wird!
Lando Norris (3): Singapur gilt als eine der schwierigsten Strecken für Rookies, und das hat Norris gegen Sainz, fast schon ein alter Hase in der Formel 1, zu spüren bekommen. Letztendlich war er "Best of the Rest" - aber mehr auf der Ergebnisliste als in Sachen schiere Pace.
Sergio Perez (3): Getriebestrafe im Qualifying, Öl-Leck im Rennen: Perez hatte es diesmal nicht leicht. Im Rahmen seiner Möglichkeiten lieferte er aber eine ordentliche Leistung ab. Wäre spannend, ihn mal wieder an der Seite eines etablierten Teamkollegen zu sehen.
Daniel Ricciardo (3): Die Rückversetzung auf den letzten Platz war aus seiner Sicht hart, aber objektiv betrachtet richtig. Damit war die Chance, gegen Sainz um P7 zu kämpfen, dahin. Ricciardo fightete mit sehenswerten Manövern zurück und lag auf P3, als ihn ein Reifenschaden nach Kollision mit Giovinazzi wieder zurückwarf.
Kevin Magnussen (3): In einem schwer durchschaubaren Rennen leistete sich der Däne (anders als Grosjean) keine nennenswerten Fehler und lag gut auf Kurs. Einen Strich durch die Rechnung machte ihm eine Plastiktüte am Frontflügel und das Timing der Safety-Cars. Für seine schnellste Runde gab's auf P17 keinen Bonuspunkt.
Antonio Giovinazzi (3): Abzüge gibt's wegen seiner Unachtsamkeit während der Safety-Car-Phase, die ihm eine Zehn-Sekunden-Strafe einbrachte. Zu seinem Glück blieb er trotzdem Zehnter. Positiv: Der Speed kommt langsam. Negativ: Ihm fehlt noch Räikkönens Abgebrühtheit in entscheidenden Situationen.
Lewis Hamilton (2): So viel falsch hat Hamilton nicht gemacht: Bottas deklassiert, die zu niedrige Reifentemperatur am Start im Duell mit Vettel und bei den Re-Starts gut gemanagt, keine Fehler eingebaut. Was aber gefehlt hat, war die nötige Entschlossenheit, Leclerc unter Druck zu setzen. Und eine gute Strategie.
Pierre Gasly (2): Seit er zu Toro Rosso degradiert wurde, fährt Gasly wie ausgewechselt. Kwjat macht gegen ihn keinen Stich mehr, und plötzlich kann er sogar überholen! Ob das an einer veränderten Einstellung liegt - oder nur daran, dass der Toro Rosso seinem Fahrstil besser liegt? Schwer zu sagen.
Carlos Sainz (2): Sein Rennen ist schwierig zu bewerten. Es war nach Hülkenbergs übermotivierter Attacke gleich in der ersten Runde praktisch gelaufen. Bis dahin lieferte Sainz ein makelloses Wochenende ab. Nicht umsonst hat er in der WM noch realistische Chancen, Gesamtsechster zu werden.
Sebastian Vettel (2): Bei aller Euphorie über den Sieg muss man auch ein bisschen ehrlich sein: Ohne Strategie hätte er nicht gewonnen. Auf der Habenseite steht: Vettel hatte schon im Qualifying den Speed für Pole, und das ist ein Weilchen her. Und war superaggressiv, als er den Braten witterte, gewinnen zu können.
Max Verstappen (2): Letztendlich war es eine unaufgeregte, routinierte Leistung, die ihn aufs Podium spülte. Wahrscheinlich fährt er besser, als es der Red Bull hergibt. Und seinen Teamkollegen hat er sicher im Griff, ganz egal, wer gerade im zweiten Auto sitzt. Stark!
Charles Leclerc (2): Hätte nicht die Strategie das Rennen durcheinandergewirbelt, hätte er in Singapur den Hattrick fixiert. Er war der schnellste Mann des Wochenendes. Aber: Als Vettel einmal in Führung lag, hatte er dem nichts entgegenzusetzen. Und die Nörgeleien am Boxenfunk bringen niemandem was.
Sebastian Vettel hat zum ersten Mal seit einem Jahr wieder einen Grand Prix gewonnen, war für uns aber nicht der beste Fahrer im "Night-Race"