Vom Rammstoß gegen Lewis Hamilton in Baku bis zu "Multi 21" - Wir werfen einen Blick auf die umstrittensten Situationen in Sebastian Vettels Formel-1-Karriere
Mit vier WM-Titeln zählt Sebastian Vettel zu den erfolgreichsten Formel-1-Fahrern der Gegenwart. Doch sein Weg ist, wie bei fast jedem großen Piloten der Geschichte, nicht nur gezeichnet von Erfolgen und Siegen - sondern auch von einigen umstrittenen Situationen. Wir schauen auf die kontroversesten Momente rund um Sebastian Vettel.
"Fuji 2007" - Gleich in seiner ersten Formel-1-Saison lässt Vettel sein Können mehrfach aufblitzen. Zunächst in einem Rennen für BMW, später bei Toro Rosso. Bei seinem gerade einmal sechsten Grand Prix schreibt Vettel dann erstmals Negativschlagzeilen, als er Red-Bull-Pilot Mark Webber während einer Safety-Car-Phase abräumt.
Besonders bitter: Webber und Vettel liegen zu diesem Zeitpunkt auf den Plätzen zwei und drei. Der Australier schimpft anschließend auf den damals gerade einmal 20-Jährigen, der bittere Tränen weint. Die Wege der beiden späteren Teamkollegen werden sich in den folgenden Jahren noch häufiger kreuzen ...
"Istanbul 2010" - Zum Beispiel drei Jahre später in der Türkei. Die beiden - mittlerweile Teamkollegen bei Red Bull - kollidieren, als Vettel Webber im Kampf um die Führung überholen will. Der Sieg ist futsch. Vettel zeigt Webber anschließend den Vogel, der Australier fühlt sich vom Team, das ihm die Schuld gibt, unfair behandelt.
"Crash Kid": Nur sechs Rennen später schreibt Vettel wieder Negativschlagzeilen. Dieses Mal räumt er Jenson Button ab, und dieses Mal ist die Schuldfrage zu 100 Prozent klar. Vettel bekommt eine Strafe - und den Spitznamen "Crash Kid". Immerhin hat die Saison ein Happy End: Vettel wird trotz aller Zwischenfälle zum ersten Mal Weltmeister.
"Multi 21" - Zum dritten Mal erwischt es Mark Webber. Der Australier führt in Malaysia 2013 vor Vettel. Von der Box kommt die Anweisung, die Positionen zu halten. Vettel attackiert seinen Teamkollegen trotzdem und gewinnt das Rennen. Webber ist anschließend stinksauer auf den Deutschen.
Unmittelbar nach dem Rennen entschuldigt sich Vettel öffentlich bei Webber und dem Team. Doch der Australier verrät Jahre später in seiner Biografie, dass Vettel nach dem pikanten Vorfall sogar seine Anwälte einschaltete. Die Beziehung der beiden ist am Tiefpunkt angekommen, am Ende des Jahres beendet Webber seine Formel-1-Karriere.
"Eier im Pool" - 2013 sorgt Vettel auch abseits der Strecke für Aufregung. Der Deutsche ist dafür bekannt, immer einen flotten Spruch auf den Lippen zu haben. Dieser hier kommt allerdings gar nicht gut an. "Wenn die anderen nach Hause gehen und die Eier in den Pool hängen, dann sind wir noch da und tüfteln weiter am Auto", so Vettel.
In dem Satz von Vettel, der in diesem Jahr zum vierten Mal in Folge Weltmeister wird, schwingt in den Ohren der Gegner eine Menge Arroganz mit. "Ich fand den Kommentar sehr abgehoben, das gehört sich nicht", erklärt zum Beispiel Nico Rosberg. Möglicherweise Karma: In diesem Jahr holt Vettel seinen bis heute letzten WM-Titel.
"Tough luck" - Mit dem Beginn der Hybrid-Ära läuft es bei Vettel und Red Bull 2014 nicht mehr. Als er in China aufgefordert wird, für seinen neuen Teamkollegen Daniel Ricciardo Platz zu machen, weigert er sich zunächst. Seine Reaktion: "Tough luck!" Auf Deutsch: "Pech gehabt!" Am Ende des Jahres verlässt Vettel Red Bull Richtung Ferrari.
"Fuck off" - Im Laufe seiner Karriere wird es häufiger mal etwas lauter, wenn Vettel am Funk spricht. In Mexiko 2016 übertreibt es der Deutsche allerdings. Weil Max Verstappen abkürzt und ihm die Position anschließend nicht zurückgibt, beleidigt er zunächst den Niederländer - und anschließend auch Rennleiter Charlie Whiting.
"Hier ist eine Nachricht für Charlie: Fuck off!", flucht er in den Funk. Wieder einmal muss sich der Deutsche später entschuldigen. "Auch wenn ich Charlie direkt angesprochen habe, meinte ich eher die Situation als ihn persönlich", stellt er nach seinem Wutausbruch klar - es soll allerdings nicht sein letzter sein.
"Der Baku-Rammstoß" - Ein Jahr später bekommt WM-Rivale Lewis Hamilton Vettels Zorn zu spüren. Beim Großen Preis von Aserbaidschan 2017 hat der Ferrari-Pilot in einer Safety-Car-Phase das Gefühl, dass Hamilton ihn bewusst auffahren lässt. Seine Reaktion: Er zieht neben Hamilton und rammt den führenden Silberpfeil leicht.
Einige fordern nach dem Zwischenfall eine Rennsperre, doch Vettel hat Glück: Er kommt mit einer Stop-and-Go-Strafe und einige "Sozialstunden" für die FIA davon - und erneut ist eine öffentliche Entschuldigung fällig. "Ich habe realisiert, dass ich kein gutes Beispiel abgegeben habe", gelobt er in Zukunft Besserung.
"Malaysia 2017" - Später im Jahr wird es noch einmal kurios: Nach dem Rennen in Sepang kollidiert Vettel während der Auslaufrunde mit Rookie Lance Stroll. "Er ist mir direkt ins Auto gefahren! [...] Was für ein Haufen Idioten", wettert Vettel. Später stellt sich allerdings heraus, dass den Kanadier gar keine Schuld trifft.
Zu allem Überfluss lässt sich Vettel, der sein Auto danach abstellen muss, auch noch von Pascal Wehrlein "Huckepack" zurück an die Box bringen - was nicht gerne gesehen wird. "Es gibt absolut keinen Grund, die Rennkommissare derartig zu provozieren und die Regeln so auszutesten", kritisiert TV-Experte Martin Brundle die Aktion.
"Ferrari-Crash" - 2019 bekommt es Vettel bei Ferrari mit einem neuen Teamkollegen zu tun. Youngster Charles Leclerc macht dem viermaligen Weltmeister das Leben schwer, und nachdem es intern immer mal wieder brodelt, warten alle nur darauf, wann es zum ersten Mal kracht. In Brasilien ist es soweit. Beide fallen aus.
Die Szene erinnert an Istanbul 2010, und auch dieses Mal ist die Schuldfrage nicht eindeutig. Für viele Beobachter trägt Vettel jedoch die Hauptverantwortung. Eine Strafe gibt es zwar nicht, doch wie tief der Schmerz sitzt, merkt man daran, dass Vettel nach dem Crash noch lange wortlos und in Gedanken versunken an der Unfallstelle bleibt.
Vom Rammstoß gegen Lewis Hamilton in Baku bis zu "Multi 21" - Wir werfen einen Blick auf die umstrittensten Situationen in Sebastian Vettels Formel-1-Karriere