Nationalhelden aus China, Israel, Thailand oder Liechtenstein: Manche suchten Abenteuer, viele kamen wegen ihres Geldes
Nicht in allen Teilen der Welt ist die Formel 1 so populär, dass Nachwuchsfahrer Schlange stehen. Dafür finden sich in vielen Teilen der Welt Menschen, die Millionen in einen angehenden Helden investieren - oder auf das Beste zu hoffen. Wir zeigen Rennfahrer, die ihre Nation als einziger vertreten haben. Und erzählen ihre Geschichte.
Eliseo Salazar (Chile): Nach ersten Schritten in Großbritannien glückten dem Südamerikaner bei 24 Grand-Prix-Starts für March, Ensign, ATS und RAM immerhin drei WM-Punkte. Berühmt wurde Salazar dank Nelson Piquet, der ihn nach einem von ihm verschuldeten Überrundungscrash 1982 in Hockenheim vor laufender Kamera verprügeln wollte.
Tomas Enge (Tschechische Republik): Der Mann aus Liberec machte in der Formel 3000 für sich Werbung. Er war lange Jordan-Tester, ehe er den verletzten Luciano Burti 2001 für drei Rennen bei Prost ersetzte. Zurück in der Nachwuchsklasse war er auf dem Weg zum Titel, eher er bei einer Dopingkontrolle positiv auf Cannabis getestet wurde.
Rikky von Opel (Liechtenstein): Der in New York geborene Urenkel des Opel-Gründers startete seine Karriere als "Antonio Bronco" - aus Rücksicht auf die Familie und in dem Willen, sich durch Talent zu beweisen. Nach dem Titel in der Britischen Formel 3 und zehn Formel-1-Starts 1973/1974 (für Ensign und Brabham) ohne Punkte war Schluss.
Robert La Caze (Marokko): In einem solchen Cooper T45 Climax (im Bild Bruce McLaren) trat der in Paris geborene La Caze 1958 beim Grand Prix in Casablanca an, den er als 14. abschließen konnte. Zuvor hatte er sich vor allem als Rallyefahrer einen Namen gemacht - und war zudem marokkanischer Meister im Skifahren.
Alex Yoong (Malaysia): Kurz nachdem der Grand Prix in Sepang auf die Landkarte rückte, kam ein Fahrer aus Kuala Lumpur in die Königsklasse. Yoong, der Sohn einer Britin und eines Chinesen, sprang 2001 bei Minardi für Tarso Marques ein. In der Saison darauf war er umstrittener Stammpilot und oft zu langsam. Der Formel-1-Traum endete rasch.
Zsolt Baumgartner (Ungarn): Bei Jordan sprang der von einer Ölfirma subventionierte Nachwuchsmann 2003 für den verletzten Ralph Firman ein. Danach ging er zu Minardi, verlor seine finanzielle Unterstützung und versuchte, sich mit einer Art Crowdfunding-Projekt zu retten. Vergeblich, trotz eines WM-Zählers in 20 Rennen.
Rio Haryanto (Indonesien): Als der langjährige GP2-Pilot nach hartem Kampf um einen Sponsor 2016 zu Manor in die Formel 1 aufstieg, kannte die Euphorie in seinem Heimatland keine Grenzen. Trotz ansprechender Leistungen kam ihm schon nach einem Dutzend Rennen die Förderung und damit das Cockpit abhanden.
Robert Kubica (Polen): Der Mann aus Krakau bahnte sich seinen steinigen Weg in die Formel 1 über den italienischen Nachwuchssport. Er schaffte es 2006 zu BMW-Sauber, überstand einen Horrorunfall in Kanada und gewann ebenda 2008 seinen einzigen Grand Prix. Fortan galt Kubica als einer der Besten seiner Zunft...
...doch ein schwerer Rallye-Unfall Anfang 2011 und seine Folgeschäden machte alle Karriereträume zunichte. Kubica tingelte mäßig erfolgreich durch diverse Rennserien. Sein Comeback gebetsmühlenartig beschwörend avancierte er zur tragischen Figur der Szene, bis er seine Rückkehr 2019 bei Williams tatsächlich verkünden durfte.
Guanyu Zhou (China): Jetzt bekommt auch China seinen ersten Grand-Prix-Piloten, nachdem Qing Hua Ma zumindest im Freien Training für Caterham und HRT fahren durfte. Zhou kommt aus der Formel 2 und wird für Alfa Romeo ins Lenkrad greifen.
Nationalhelden aus China, Israel, Thailand oder Liechtenstein: Manche suchten Abenteuer, viele kamen wegen ihres Geldes