Von Minardi über Red Bull zu Porsche: Mark Webber musste in seiner Karriere viele Hindernisse überwinden und bis zum einzigen internationalen Titel lange warten
1999: Der 22-jährige Mark Webber tritt mit Mercedes bei den 24 Stunden von Le Mans an. Der erhoffte Triumph endet in einem Drama: Die Mercedes-Boliden bekommen auf den Geraden Unterluft, heben ab und fliegen wie Spielzeug-Autos durch die Luft. Webber, den es in Qualifying und Warm-Up gleich zweimal erwischt, entkommt wie durch ein Wunder unverletzt, doch der Traum vom Le-Mans-Sieg bleibt.
Davor zieht es ihn aber in die Formel 1: Landsmann und Förderer Paul Stoddart holt Mark Webber 2002 zu Minardi, dem damals kleinsten Team. Teamkollege: Alex Yoong aus Malaysia - ein inzwischen vergessener Name des Grand-Prix-Sports.
Webber stellt die Formel 1 gleich mal auf den Kopf. Nicht im Kampfjet, sondern als Sensations-Fünfter in seinem ersten Rennen in Melbourne. Die beiden "Aussies" Webber und Stoddart feiern dies vor Heimpublikum standesgemäß auf dem Podium. Nach der offiziellen Top-3-Siegerehrung, versteht sich.
Webber wechselt 2003 zu Jaguar und setzt erste Glanzlichter. Spätestens ab dem zweiten Startplatz in Malaysia gilt er als neuer "Super-Qualifyer" der Formel 1. Da staunt selbst Michael Schumacher.
Mehr als ein zehnter WM-Platz schaute in zwei Jahren Jaguar unterm Strich aber nicht heraus.
Ende 2003 stellt ihn Manager Flavio Briatore vor die Wahl: Williams oder Renault? Webber entscheidet sich für Williams-BMW, wird Teamkollege von Nick Heidfeld - und macht damit den vielleicht größten Fehler seiner Karriere.
Während sein Minardi-Vorgänger Fernando Alonso, ebenfalls ein Briatore-Schützling, bei Renault zweimal Weltmeister wird (2005/06), schafft Webber bei Williams zwar sein erstes Podium, aber nicht den ganz großen Durchbruch. Ende 2006 wechselt er frustriert zum Red-Bull-Rennstall, der aus seinem Ex-Team Jaguar hervorgegangen ist.
Nürburgring 2009: Endlich gewinnt Webber seinen ersten Grand Prix - im 130. Anlauf. So lang hat vor ihm noch niemand gebraucht. Nicht einmal Rubens Barrichello (124).
2010 fährt Webber um den WM-Titel, liegt in der Gesamtwertung über weite Strecken in Führung. In Istanbul eskaliert der Stallkrieg mit Sebastian Vettel: Kollision und Stinkefinger!
Am Ende muss Webber getröstet werden: Obwohl als einer der Topfavoriten ins WM-Finale in Abu Dhabi gestartet, reicht es letztendlich nicht zum Titel.
Diesen holt stattdessen ausgerechnet Vettel - der damit die Hierarchien bei Red Bull für die nächsten Jahre in Stein meißelt. Wohl auch ein Grund, warum Webber der Formel 1 den Rücken kehrt.
Webber wechselt zu Porsche in die WEC und stellt sich nach seinen Mercedes-Abflügen erneut der Herausforderung Le Mans. Seine Teampartner: Timo Bernhard (li.) und Neuseelands Ex-Red-Bull-Junior Brendon Hartley (re.).
Nach einem vielversprechenden ersten Jahr gelingt Porsche schon in der zweiten Saison der große Le-Mans-Sieg. Doch die Sarthe meint es erneut nicht gut mit Webber: Der "Aussie" muss als Zweiter zusehen, wie das Schwesterauto mit Nico Hülkenberg gewinnt, der nicht an der harten Entwicklungsarbeit beteiligt war.
Doch am Ende darf Webber nach einer Zitterpartie endlich jubeln: Er gewinnt die Langstrecken-WM und damit seinen einzigen internationalen Titel. Die Sternstunde in der Karriere des taffen Australiers.
2016 ziert die Startnummer 1 seinen Porsche, das Glück verlässt ihn allerdings wieder. In der WEC und in Le Mans klebt der Defektteufel an seinem Auto. Mit Saisonende beendet er im Alter von 40 Jahren seine Karriere, bleibt aber Porsche als Repräsentant erhalten.