Die Saison 2013 im Rückspiegel
Das Jahr eins nach Lewis Hamilton: McLaren präsentiert den MP4-28 mit viel Tradition in der Fabrik in Woking - und stellt mit Sergio Perez auch einen neuen Fahrer vor. Als bekannte Größe bleibt Jenson Button an Bord.
Aber schon bei den Wintertests dämmert den ersten Experten: 2013 wird wohl nicht das Jahr werden, in dem McLaren erstmals seit dem Hamilton-Herzschlag-Finish 2008 wieder einen WM-Titel gewinnt.
Ein Eindruck, der sich beim Saisonauftakt in Australien verfestigt: Button holt zwar den 1.001. WM-Punkt seiner Karriere, aber Platz neun kann den Ansprüchen eines dreimaligen Melbourne-Siegers nicht genügen. Die Kapitulationserklärung gibt Teamchef Martin Whitmarsh ab: "Mehr war heute nicht drin."
In Malaysia holt Perez seine ersten beiden WM-Pünktchen für McLaren und damit die Kohlen aus dem Feuer. Ohne zusätzlichen Reifenwechsel wäre vielleicht sogar ein sechster Rang möglich gewesen.
Button muss nach einem verpatzten Boxenstopp sicherheitshalber aus dem Rennen genommen werden. Nach zwei von 19 Grands Prix ist McLaren WM-Siebter.
In China schlägt erstmals der "Reifenflüsterer" zu: Button kommt mit zwei Boxenstopps über die Distanz und wird guter Fünfter. Aber ihm ist klar: "Wir sind nicht schnell genug, also müssen wir es über die Strategie versuchen."
Beim Heim-Grand-Prix von McLaren-Mehrheitseigentümer Mumtalakat packt Perez ausgerechnet gegen Button (zu) harte Bandagen aus, aber es gibt keine Teamorder - wozu auch, wenn man so deutlich hinterher fährt? Immerhin holt der Mexikaner in Bahrain Platz sechs, Button trotzdem noch Platz zehn.
Europa-Auftakt in Spanien: Trotz neuer Teile ist der MP4-28 nicht gut genug, um in die ersten vier Reihen zu fahren. Zwei Wochen später in Monaco holt Button acht WM-Punkte, aber Perez ist der Aufreger des Rennens: Knallhart überholt er seinen eigenen Teamkollegen und Fernando Alonso - und scheitert erst an Kimi Räikkönen, der mutig dagegen hält.
McLaren geht in Kanada und Großbritannien leer aus - und langsam wird auch für Teamchef Martin Whitmarsh die Luft dünn. Aber der Nachfolger von Ron Dennis kann ein Ass aus dem Ärmel ziehen: 2015 kommt es zu einer Neuauflage der einstigen Erfolgspartnerschaft McLaren-Honda.
Beim Heimrennen in Silverstone werden die beiden McLaren-"Reifenflüsterer" ausgerechnet ein Pirelli-Opfer: Perez ist einer der Fahrer, bei denen ein Pneu platzt, Button muss im Finish chancenlos zuschauen, wie seine Gummis dramatisch abbauen.
In Deutschland holt McLaren das bis dahin beste Saisonergebnis: Button wird Sechster, Perez Achter - erneut nach hartem teaminternen Kampf. Das bedeutet zwölf wichtige WM-Punkte im Duell mit Force India.
Acht Punkte vor der Sommerpause in Ungarn, acht Punkte auch nach der Sommerpause in Belgien: McLaren setzt den Aufwärtstrend langsam fort und geht in der Konstrukteurs-WM nach Halbzeit endlich an Force India vorbei.
Beim Europa-Finale in Italien feiert McLaren sein 50-jähriges Jubiläum. Ein großer Erfolg bleibt aber aus: Mit falsch gewählter Getriebeübersetzung ist ein zehnter Platz für Button das Höchste der Gefühle.
Sehr zum Missfallen von "Mister McLaren" Ron Dennis, der hinter den Kulissen den Plan schmiedet, wieder mehr Kontrolle über das Team zu übernehmen. Bald sickert durch: McLaren würde Fernando Alonso "mit Kusshand" nehmen - und Ross Brawn könnte Whitmarsh spätestens 2015 als Teamchef beerben.
Nach Platz sieben in Singapur dämmert Button: "Wir müssen Risiken eingehen, wenn wir dieses Jahr auf dem Podium ins Ziel kommen wollen." Beim Nachtrennen klappt das noch nicht, aber immerhin baut McLaren den Vorsprung auf Force India auf 14 WM-Punkte aus.
Ingenieursdirektor Matt Morris, während der Saison von Sauber gekommen, beobachtet zunächst. Die Entwicklung des MP4-28 wird eingestellt, das Technikteam konzentriert sich stattdessen frühzeitig auf das reformierte Reglement 2014.
In Südkorea und Japan gibt es für McLaren einen achten, einen neunten, einen zehnten und einen 15.Platz. Und immer deutlicher zeichnet sich ab: Es wird eine Saison ohne Podium.
In die Depression mischt sich aber ein neuer Hoffnungsträger: Kevin Magnussen, Sohn des ehemaligen McLaren-Piloten Jan Magnussen, ersetzt ab 2014 den letztendlich enttäuschenden Perez, der seines Zeichens mit Slim-Millionen im Gepäck zu Force India wechselt.
Ein Bild sagt mehr als 1.000 Worte: Button ist in Abu Dhabi durchaus flott unterwegs, wegen einer Startkollision mit Paul di Resta bleibt das aber unbelohnt. Bitter: McLaren verliert beim Dämmerungs-Grand-Prix Speed, sobald die Sonne untergeht.
Die Saison 2013 im Rückspiegel