Die Saison 2013 im Rückspiegel
Beim Launch des VJM06 (mit anschließendem Rollout) in Silverstone kann das Team nur einen Fahrer präsentieren: Ex-DTM-Champion Paul di Resta geht in seine dritte Formel-1-Saison.
Und bekommt einen alten Bekannten zur Seite gestellt: Adrian "Sektglas" Sutil, zu dem Zeitpunkt noch unter Bewährungsauflagen, kehrt nach einem Jahr Zwangspause in die Königsklasse und zu Force India zurück. Es wird bereits seine insgesamt siebte Saison in Diensten des Teams aus Silverstone.
Und die beginnt mit einem Paukenschlag: 14 Führungsrunden beim Saisonauftakt in Australien, lange Zeit vor Weltmeister Sebastian Vettel. Zugegeben, die abweichende Strategie trägt das Ihrige dazu bei, aber am Ende steht für Sutil ein ordentlicher siebter Platz zu Buche - vor Teamkollege di Resta.
In Malaysia wird klar, wie schnell der Force India am Saisonbeginn unterwegs ist, als Sutil Bestzeit in Q2 erzielt. Trotzdem geht das Team am Ende leer aus, weil bei den Boxenstopps die Radmuttern klemmen - und beide Autos aus Sicherheitsgründen aus dem Rennen genommen werden müssen.
Der unerfahrene Rookie Esteban Gutierrez schießt den zunehmend vom Pech verfolgten Sutil aus dem Rennen und kostet dem Team wertvolle WM-Punkte. Leer geht Force India in China aber nicht aus: Di Resta kommt als Achter ins Ziel.
Die Force-India-Jungs halten es mit den Mädels anders als Sebastian Vettel: Sutil wird 2013 permanent von seiner Freundin Jennifer Becks begleitet, der Fahrerfrauen-Entdeckung des Jahres, ...
... und di Resta von seiner Langzeit-Flamme Laura Jordan.
In Bahrain schöpfen di Resta und Sutil offenbar Kraft aus ihren Beziehungen, starten aus der dritten Reihe. Doch während di Resta als Vierter nur um zwei Sekunden am ersten Podium vorbeischrammt, wird Sutil trotz seines hohen Tempos nach Kollision mit Felipe Massa in der ersten Runde nur 13.
Sutils Pechsträhne will auch in Spanien nicht abreißen: Di Resta beendet den Grand Prix in Barcelona auf Platz sechs, während sein Teamkollege wieder einmal beim Boxenstopp aufgehalten wird. Im Qualifying-Stallduell steht es 1:4, nach Punkten 6:26 gegen Sutil.
Sutil-Freundin Jennifer brilliert aber nicht nur bei der Mallya-Party, sondern stiehlt den anderen Fahrerfrauen auch bei Sonia Irvines Amber-Lounge-Event die Show.
Für ihren Freund heißt es: Immer wieder Monte Carlo! Unbeirrt vom Trainingscrash fährt er im Qualifying auf Platz acht, ...
... lässt in der Loews-Haarnadel mit tollen Manövern die Ex-Champions Button und Alonso stehen und feiert nach vier Nullnummern en suite als Fünfter sein bestes Saisonergebnis.
Nach einem weiteren Pleiten-, Pech- und Pannen-Grand-Prix in Montreal ist Sutil in Silverstone so nahe an einem Podium dran wie nie zuvor: Vierter nach der ersten Runde, Dritter nach dem Safety-Car-Restart - aber weil diejenigen besser pokern, die doch noch einmal Reifen wechseln, fällt er im Finish auf Platz sieben zurück.
In Ungarn bestreitet Sutil den 100. Grand Prix seiner Karriere (im Bild mit Manager Manfred Zimmermann und Freundin Jennifer Becks), doch sportlich befindet sich Force India inzwischen auf Talfahrt. So gut der VJM06 am Saisonbeginn mit den ursprünglichen Pirelli-Reifen funktioniert hat, so sehr schmerzt jetzt die Umstellung auf neue Gummi-Spezifikationen.
Im Regen-Qualifying von Spa-Francorchamps setzt di Resta als einziger Fahrer von Anfang an auf Intermediates - und holt sich damit beinahe die Pole-Position. Am Ende erklimmt er nicht nur Eau Rouge, sondern auch den fünften Startplatz. Es sollte das letzte Top-10-Qualifying der Saison für Force India bleiben.
Aber die Freude währt nur kurz: Nach einem schlechten Start wird der Brite von Pastor Maldonado abgeschossen. Sutil betreibt dank einiger sehenswerter Überholmanöver als Neunter Schadensbegrenzung. Kleine Randnotiz: Belgien ist sein erster Grand Prix ohne Bewährungsauflagen.
Nächstes Rennen, nächster Crash: Beim Grand Prix von Italien fehlt es dem einstigen Topspeed-Wunder Force India nicht nur an den nötigen km/h, sondern für di Resta ist erneut früh Endstation.
Nach drei punktelosen Auftritten hintereinander kommt Force India zum Heim-Grand-Prix nach Indien. Dort präsentiert Vijay Mallya zunächst mal den indischen Nachwuchspiloten Jehan Daruvala, Sieger des Formel-1-Castings "Einer in einer Milliarde", der eines Tages in der Königsklasse fahren soll.
Di Resta, hier im Gespräch mit seinem Manager Richard Goddard, merkt langsam, dass ihm die Felle davonschwimmen. Immer deutlicher zeichnet sich ab: Bei Force India wird 2014 kein Platz mehr für ihn sein.
Obwohl er Sutil weiterhin im Griff hat: Der Brite fährt in Abu Dhabi mit einer starken Leistung zu Platz sechs, während die Aufholjagd seines Teamkollegen nach verpatztem Qualifying nur mit einem WM-Punkt belohnt wird.
Bleibt nur noch das Saisonfinale in Brasilien, das Force India 2012 mit Nico Hülkenberg um ein Haar gewonnen hätte. Immerhin gelingt es, den sechsten Platz in der Konstrukteurs-WM zu behaupten - letztendlich doch deutlich: 20 Punkte vor Sauber.
Die Saison 2013 im Rückspiegel