Hungaroring
Sommer in der Puszta: Der Hungaroring empfängt die Formel 1 am letzten Juli-Wochenende des Jahres 2013 zum letzten Grand Prix vor der Sommerpause. Und wie so oft schon geht es in Ungarn heiß her, was vor allem am hochsommerlichen Wetter liegt.
Im Fokus stehen in an diesem Wochenende, nicht zum ersten Mal in dieser Saison, die Pirelli-Reifen. Nach dem Desaster von Silverstone, wo die italienischen Pneus gleich reihenweise platzten, rüstet der Reifenlieferant auf die Konstruktion mit einem Kevlar-Gürtel zurück, wie sie in der Saison 2012 verwendet wurde.
Am Kräfteverhältnis ändert diese Maßnahme zunächst aber nichts. Sebastian Vettel (Red Bull) eröffnet das Rennwochenende mit zwei Bestzeiten in den Freien Trainings am Freitag.
Von einem ungewöhnlichen Problem wird Toro-Rosso-Pilot Daniel Ricciardo im ersten Freien Training heimgesucht. Sein Trinkschlauch ist nicht dicht, sein Helm wird innen nass.
Der Samstag beginnt am Vormittag mit einem Abflug von Sergio Perez gegen Ende des dritten Freien Trainings und einer überraschenden Bestzeit von Lotus-Pilot Romain Grosjean.
Während des Qualifyings sorgt eine Rauchsäule über dem Hungaroring für Aufregung. Der schwarze Rauch kündete übrigens nicht von einer (erfolglosen) Papstwahl, sondern vielmehr von einem brennenden Stromgenerator.
Im Kampf um die Pole-Position schlägt dann ein Fahrer zu, mit dem vorher niemand gerechnet hatte. Nach den Plätzen 13, 6 und 6 in den Freien Trainings kommt Lewis Hamiltons Bestzeit auch für ihn selbst überraschend.
"Wie? Ich habe die Pole?", will der Mercedes-Pilot den Funkspruch seines Renningenieurs zunächst nicht glauben. Doch der Brite ist 0,038 Sekunden schneller als Vettel und erobert damit die 30. Pole-Position seiner Formel-1-Karriere. Da bleibt dem Weltmeister nichts anderes übrig, als artig zu gratulieren.
Händeschütteln auch hinter den Kulissen. FIA-Präsident Jean Todt und Formel-1-Boss Bernie Ecclestone unterzeichnen medienwirksam eine neue Rahmenvereinbarung über die Vermarktung der Formel 1, welche die Grundlage für ein neues Concorde-Abkommen bilden soll.
Am Start des Rennens bleibt Hamilton vorne und setzt sich in der Folge vom Feld ab. Weniger gut läuft es für Teamkollege Nico Rosberg, der noch in der ersten Runde nach einer Kollision mit Felipe Massa weit zurückfällt
Später reibt sich der Deutsche bei Zweikämpfen im Mittelfeld, wie hier gegen Williams-Pilot Pastor Maldonado, auf, ehe ein Motorschaden seinem Arbeitstag ein vorzeitiges Ende setzt.
Nach der ersten Runde der Boxenstopps fällt Vettel hinter den von Platz drei gestarteten Romain Grosjean zurück und muss sich in einem rundenlangen Zweikampf am Franzosen abarbeiten. Für den Lotus-Piloten ist dies aber nur der Auftakt zu einem turbulenten Rennen, in dem er noch öfter im Mittelpunkt stehen wird.
Denn nachdem Vettel vor ihm den zu dieser Zeit zweitplatzierten Jenson Button überholt, will Grosjean die Gunst der Stunde ausnutzen und auch am Briten vorbeiziehen. Das gelingt ihm letztlich, allerdings auf eine Art und Weise, die Button in Rage versetzt: "Der scheiß Lotus hat mir nicht genug Platz gelassen!", tobt der McLaren-Pilot nach der Berührung der beiden Fahrzeuge am Boxenfunk.
Doch damit nicht genug. Nach dem zweiten Reifenwechsel ist Felipe Massa Grosjeans nächster Konkurrent auf der Strecke. Mit einem sehenswerten Überholmanöver geht der Franzose außen in der schnellen Kurve vier am Ferrari des Brasilianers vorbei. Dabei verlässt er aber mit allen vier Rädern die Rennstrecke, weshalb die Durchfahrtstrafe auf dem Fuß folgt. So bliebt Grosjeans kämpferische Leistung an diesem Sonntag unbelohnt.
Adrian Sutil bringt sein 100. Grand Prix kein Glück. Schon nach 19 Runden wird sein Force India aufgrund eines Hydraulikdefekts in die Box zurückgeschoben.
Auch für Valtteri Bottas endet das Rennen vorzeitig. In Runde 42 rollt der Williams des Finne mit einem Motorschaden aus.
Von solchen Dramen bleibt Hamilton an der Spitze verschont. Trotz der sengenden Hitze kommt der bis dahin als "Reifenfresser" berüchtigte W04 mit den neuen Pirelli-Pneus gut zurecht - auch wenn ihnen Hamilton alles abverlangt.
Nach langen 70 Runden überquert Hamilton die Ziellinie als Sieger. Seinen 22. Karriere-Erfolg, den ersten in Diensten von Mercedes, bezeichnet Hamilton im Anschluss als einem "der wichtigsten Siege meiner Karriere."
Nach dem dritten Saisonsieg des Mercedes-Teams ist bei den Silberpfeilen Partystimmung angesagt.
Freuen dürfte sich eigentlich auch Kimi Räikkönen, der mit einer Zweistoppstrategie von Startplatz sechs auf Position zwei fährt. Doch zufrieden klingt der Lotus-Pilot nach dem Rennen nicht unbedingt: "Ich mache mir das Leben am Samstag selbst schwer. Und das ist dann der Preis, den wir zahlen", spricht der Finne die aus seiner Sicht zu schlechten Ergebnisse im Qualifying an.
Auch bei drittplatzierte Sebastian Vettel, der in der Schlussphase nicht mehr an Räikkönen vorbeikommt, kling nach den starken Leistungen in Training Enttäuschung durch. "Kein optimales Rennen", sagt der Titelverteidiger und gesteht: "Ich hatte mir heute schon etwas mehr erhofft."
Gut Lachen hat hingegen Pastor Maldonado. Nach einer bis dahin desaströsen Saison gewinnt der Barcelona-Sieger des Jahres 2012 am Hungaroring als Zehnter für Willaism den ersten WM-Punkt des Jahres.
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