Sieger Lewis Hamilton bekommt nur eine 2 für seine Leistung in Sotschi, Max Verstappen ist unser Mann des Rennens
Sergei Sirotkin (5): Dreher im Qualifying, ein vermeidbarer Schubser gegen Sainz in der ersten Runde, am Ende 18. und Letzter beim Heim-Grand-Prix: So hatte sich der Russe das nicht vorgestellt. Auch sein Speed war schlechter als der des Teamkollegen. Trotz des zwischenzeitlichen Boxenfunks, dass er angeblich von Stroll aufgehalten wird.
Stoffel Vandoorne (5): Es gibt Situationen, da merkt man, wenn einem Fahrer der Killerinstinkt fehlt. Zum Beispiel am Start, als Vandoorne den Windschatten zu wenig gesucht hat. Dass er zurückgefallen ist, weil er neben die Strecke musste, war hingegen nicht sein Fehler. Insgesamt kein fahrerisches Glanzlicht.
Brendon Hartley (5): Am Start erstmal an Gasly vorbei, später neben der Strecke und wieder dahinter, dann noch einmal überholt - eigentlich positiv. Aber die Story ist halb so schön, wenn man mit Hypersoft gegen Soft kämpft. Ansonsten ist das (kurze) Rennen nicht zu bewerten. Die klare Niederlage im Qualifying schon.
Marcus Ericsson (4): Dem Schweden muss man zugutehalten, dass er über weite Strecken hinter Grosjean feststeckte und sein Speed-Potenzial nicht ausschöpfen konnte. Das hat er sich aber wegen des im Vergleich zu Leclerc deutlich abfallenden Qualifyings selbst zuzuschreiben.
Carlos Sainz (4): Marginal schneller als Hülkenberg im Qualifying, gute erste Runde, dann von Sirotkin angeschubst und mit ein paar weggeflogenen Aero-Teilen für den Rest des Rennens stark gehandicapt: Vorletzter entspricht nicht seiner Leistung. Trotzdem kann er das viel besser.
Lance Stroll (4): Diesmal ist ihm keiner seiner berühmten Raketenstarts gelungen. Dass er im Qualifying acht Zehntel auf Sirotkin verloren hat, war Pech: Die erste Runde musste er abbrechen, die zweite wurde ihm durch gelbe Flaggen kaputt gemacht. Von Sirotkin. P15 mit einer Runde Rückstand ist nicht mehr wert als Note vier.
Nico Hülkenberg (4): Es war eines der weniger aufregenden Rennwochenenden seiner Karriere. Die Taktik, in Q2 nicht zu fahren, um im Rennen als P11/12 freie Reifenwahl zu haben, hat sich nicht gelohnt. Der lange erste Stint war da, der Speed nicht. Für P12 kann es für einen Fahrer seines Kalibers keine bessere Note geben.
Pierre Gasly (4): Schwer zu sagen, was er ohne Bremsdefekt im Rennen geschafft hätte. Sein Start war nicht berühmt. Immerhin Hartley wieder in die Schranken gewiesen. Das ist die Mindestanforderung für einen künftigen Red-Bull-Piloten. Aber eben auch nicht mehr.
Romain Grosjean (4): Mit einem Haas auf dieser Strecke nicht in die Punkte zu fahren, ist kein Ruhmesblatt. Grosjean verlor in Runde acht gleich zwei Positionen, kam dann zum Boxenstopp - aber auch mit frischen Reifen konnte er keinen Vorwärtsdrang entwickeln. Klar im Schatten von Magnussen.
Fernando Alonso (3): Dem McLaren-Team habe es an Ambition gefehlt, findet Alonso. Besonders motiviert, so ehrlich muss man sein, wirkt er selbst aber auch nicht mehr. Das Gute ist: Selbst ein lustloser Alonso ist besser als die meisten anderen im Feld.
Daniel Ricciardo (3): Wir wagen die These aufzustellen, dass Ricciardo auch ohne 30 Punkte weniger Anpressdruck nicht so durchs Feld gepflügt wäre wie Verstappen. Je näher sein Abschied von Red Bull rückt, desto mehr enteilt ihm der 21-jährige Teamkollege. Wirklich nur eine Frage der Motivation? Oder doch auch des Talents?
Sergio Perez (3): Er hat große Töne gespuckt, als er die Stallorder einforderte, und musste klein beigeben, als er sich an Magnussen genauso die Zähne ausbiss wie Ocon. Für Perez spricht, dass er den Platz ohne Murren zurückgegeben hat. Im Qualifying knapp vom Teamkollegen geschlagen.
Esteban Ocon (3): Im Qualifying einen Tick schneller als Perez, im Rennen vor ihm, aber in der ersten Runde eine Position gegen Leclerc verloren: Ocon hat schon bessere Leistungen gezeigt - aber auch schlechtere. Letztendlich in unseren Augen eine glatte Drei.
Kimi Räikkönen (3): Der Abstand zu Vettel war geringer, als es oberflächlich betrachtet den Anschein hatte. Im Qualifying wäre er ohne Fehler im letzten Sektor (von Hamilton irritiert?) auf P3 gestanden. Im Rennen war nicht viel zu holen. Wenn etwas gefehlt hat, dann wohl der letzte Funke.
Kevin Magnussen (3): Der Däne war in Sotschi der klar bessere der beiden Haas-Fahrer. Die Zwei geben wir nicht, weil er in den Zweikämpfen teilweise etwas ungeschickt zugelangt hat. Und weil er trotzdem von Leclerc überholt wurde. Alles in allem aber eine solide Vorstellung. Belohnt mit P8.
Sebastian Vettel (2): Ausgehend davon, dass der Ferrari deutlich schlechter war als der Mercedes, ist eine Zwei vertretbar. Wäre das anders, müsste man ihm eine Note abziehen - denn die erste Verteidigung gegen Hamilton war fast zu hart, die zweite dann zu lasch. Nicht die Überform, die Konkurrent Hamilton gerade hat.
Lewis Hamilton (2): Es kann keine Eins geben, wenn der Sieg durch eine Stallorder vergeben wurde. Hamilton weiß das. Dabei war er bis Q3 klar schneller als Bottas - und das auf dessen Spezialstrecke. Negativ: Der Fehler in Q3 kostete ihn die Pole. Und durch den Verbremser in der Boxeneinfahrt fiel er hinter Vettel zurück.
Charles Leclerc (1): Wir hatten für den angehenden Ferrari-Fahrer eine Zwei notiert, ließen uns dann aber doch zur Eins überreden. Weil das Manöver gegen Magnussen richtig stark war - das beste des Rennens. Und weil es keine Selbstverständlichkeit ist, mit einem Sauber "Best of the Rest" zu werden und den Teamkollegen so zu deklassieren.
Valtteri Bottas (1): In Sotschi fährt Bottas stets seine besten Rennen. Das war auch dieses Jahr so. Die Pole holte er wegen Hamiltons Fehler. Das Rennen hätte er aber aus eigener Kraft gewonnen. Glauben wir zumindest. Auch wenn er vielleicht vom reinen Speed her nicht konstant schneller war als Hamilton.
Max Verstappen (1): Was er in der ersten Runde abgeliefert hat, war einfach unwiderstehlich! Und danach setzte er auf einer Power-Strecke mit Renault-Motor phasenweise sogar Räikkönen im Ferrari unter Druck. Im Fernduell. Letztendlich war es doch eine klare Sache. Das kann seine grandiose Aufholjagd aber nicht trüben.
Sieger Lewis Hamilton bekommt nur eine 2 für seine Leistung in Sotschi, Max Verstappen ist unser Mann des Rennens