Die Formel 1 kehrt zurück in die Steiermark: Die Höhepunkte des Österreich-Grand-Prix 2014
Endlich bekommt Mercedes ernsthaft Konkurrenz: In Kanada noch von sich selbst geschlagen, ist in Österreich Williams überraschend schnell und erobert die erste Startreihe. Sicher auch, weil Lewis Hamilton eine Zeit gestrichen wird und er die zweite Q3-Runde versemmelt. Für Felipe Massa ist es die erste Pole seit Brasilien 2008.
Massa gewinnt den Start, aber dahinter geht Nico Rosberg an Bottas vorbei - und hat nach der ersten Runde schon seinen Mercedes-Teamkollegen im Rückspiegel: Lewis Hamilton schlängelt sich auf den ersten Metern durch vier Gegner, überholt eingangs der letzten Kurve auch noch Fernando Alonso und kommt als Vierter aus der ersten Runde zurück.
Rosberg kann seinen zweiten Platz nur kurz halten: Bottas spielt auf dem Weg in die Remus-Kurve den überragenden Topspeed seines Williams-Mercedes aus und stellt die Williams-Doppelführung wieder her.
Daniel Ricciardos Arbeitstag beginnt nicht nach Plan: Bereits in der ersten Kurve rutscht er nach außen und fällt vom fünften auf den neunten Platz zurück. Da der Red-Bull-Speed wenig berauschend ist, muss er sich am Ende mit dem achten Rang zufrieden geben.
Noch schlimmer trifft es auf dem "Heimspielberg" Sebastian Vettel: "Ich habe keinen Vortrieb mehr. Sagt mir, was ich tun kann", bittet er am Funk um Hilfe. Und tatsächlich kann er das Rennen wieder aufnehmen - allerdings nur noch für die Galerie, mit einer Runde Rückstand.
Peinliche Panne bei Sauber: Esteban Gutierrez wird nach dem Boxenstopp ohne Radmutter losgeschickt, den Funkspruch, sofort stehen zu bleiben, erhält aber Adrian Sutil - dessen C33 einwandfrei funktioniert. Nach 71 Runden stehen die Positionen 13 und 19 (nach zehn Sekunden Zeitstrafe für Gutierrez) zu Buche. Obendrein nimmt Gutierrez wegen der unsicheren Freigabe auch noch eine Plus-Zehn-Strafe nach Silverstone mit.
Massa führt den Grand Prix von Österreich an, als hätte er nie etwas anderes getan - aber nur bis zum ersten Boxenstopp. Der sollte das Rennen auf den Kopf stellen. Teamkollege Bottas folgt ihm bis dahin wie ein Schatten.
Durch die Boxenstopps der Top 4 rückt plötzlich Sergio Perez mit dem Force India (und langem ersten Stint auf den härteren Reifen) an die Spitze. Eine Strategie, die sich für den Mexikaner noch lohnen sollte.
Zwischendrin erwischt es den nächsten Bullen: Daniil Kwjat spürt keine Bremswirkung mehr - und humpelt mit gebrochenem Hinterrad um den Kurs. Auch bei Toro Rosso zeichnet sich eine Heimpleite ab.
Rosberg und Bottas machen mit Perez noch vor dessen Boxenstopp kurzen Prozess. Hamilton braucht etwas länger, wodurch kurzzeitig wieder eine kleine Lücke aufreißt - vielleicht das entscheidende Polster für Rosbergs zweiten Boxenstopp. Dankbar auch, weil die Bremsen des Führenden nachzulassen beginnen.
Weiter hinten naht sich Vettels Fiasko-Grand-Prix dem Ende: Dass er für seine Berührung mit Gutierrez keine Strafe bekommt, ist nur den gnädigen Rennkommissaren geschuldet, die sich vorgenommen haben, nicht mehr jede Kleinigkeit zu ahnden. Trotzdem muss er nach 34 Runden mit Elektronikdefekt aufgeben.
In der 36. Runde geht Perez mit den frischeren Reifen an Hülkenberg vorbei und ist Siebter, macht sich auf die Jagd von McLaren-Pilot Kevin Magnussen. Am Ende kommt er als solider Sechster ins Ziel.
Massa beim ersten Boxenstopp von P1 auf P4, Bottas beim zweiten von P2 auf P3 - aber bei Williams ist man trotzdem zufrieden: 27 Punkte in einem Rennen, das hat es seit Einführung des aktuellen Punktesystems im Jahr 2010 noch nicht gegeben.
Und so kommt es im Finish wieder einmal zum Mercedes-Showdown: Phasenweise scheint Rosbergs Vorsprung zu schmelzen, obwohl beide via Funk gebeten werden, das Tempo zu drosseln. Schlussendlich kann Hamilton keine entscheidende Attacke mehr setzen.
Rosberg gewinnt den ersten Grand Prix von Österreich seit elf Jahren vor Hamilton, Bottas und Massa und baut damit seinen Vorsprung in der Weltmeisterschaft auf 29 Punkte aus. Das bedeutet, er kommt auf jeden Fall als WM-Führender zu seinem zweiten Heimrennen (nach Monaco) in Hockenheim.