Das war das Formel-1-Rennen in Spa-Francorchamps 2015: Hamiltons nächster Sieg und das Reifendrama um Vettel
Noch acht Rennen zu fahren, noch 200 Punkte zu vergeben - und jetzt schon 28 Punkte Vorsprung auf Nico Rosberg: Lewis Hamilton rückt seinem großen Traum, dem dritten WM-Titel (genauso viele hat sein großes Idol Ayrton Senna gewonnen), beim Grand Prix von Belgien einen weiteren Schritt näher.
Für Rosberg beginnt das Wochenende gemischt: Trainingsbestzeit am Freitag, aber auch Reifenschaden bei 306 km/h. "Wenn Vivian das zu Hause gesehen hat, haben bestimmt die Wehen eingesetzt", grinst der werdende Vater. Pirellis Erklärung bleibt dürftig: Der Reifen soll an einem herumliegenden Objekt aufgeschnitten worden sein, auf der Strecke wird aber nichts gefunden.
Nach starken Trainingsleistungen Pech für Ferrari: Bei Kimi Räikkönen streikt die Antriebseinheit, Sebastian Vettel landet am hinteren Ende des dicht beisammen liegenden Mercedes-Verfolgerfeldes. So bleiben am Ende nur die Startpositionen 16 und acht.
Obwohl Rosberg in den Freien Trainings oftmals schneller ist, steht am Ende doch wieder Hamilton die Pole-Position - schon zum sechsten Mal hintereinander. Und Valtteri Bottas holt als Dritter mehr raus, als man Williams noch am Freitag zugetraut hatte.
Aus und vorbei schon vor dem Start: "Keine Leistung", funkt Nico Hülkenberg in der Aufwärmrunde. Antwort von Force India: "Diese Runde an die Box kommen!" Wenig später heißt es: "Nico, wir machen den Start!" Aber dort bleibt Hülkenberg dann endgültig stehen. Nach einer weiteren Aufwärmrunde erwischt es auch Carlos Sainz (Toro Rosso), der an die Box kommt und an diesem Nachmittag keine Rolle mehr spielt.
Der Start unter neuem Reglement: Erstmals darf der Kupplungs-Schleifpunkt nach dem Rausfahren aus der Box nicht mehr verstellt werden, außerdem ist der Boxenfunk eingeschränkt. Der Fahrer hat das Losfahren wieder selbst in der Hand.
Das macht Hamilton am besten: Vor Sergio Perez und Daniel Ricciardo donnert er zur Eau Rouge runter. Rosberg hingegen "versemmelt" den Start und fällt auf Platz fünf zurück. Am besten starten Max Verstappen und Fernando Alonso: plus sechs Positionen.
Schon das ganze Wochenende durch Eau Rouge am schnellsten, geht Perez entlang der Kemmel-Geraden für ein paar Meter sogar in Führung. Aber der Geschwindigkeitsüberschuss aus Hamiltons Windschatten reicht nicht ganz, um auch als Führender in Les Combes einzubiegen.
Perez stoppt später als Ricciardo und fällt hinter den Red Bull zurück. Allerdings nur kurz, denn der Power-Überschuss reicht, um wenig später wieder vorbeizugehen. Die beiden Ferraris fahren indes einen langen ersten Stint und rutschen durch die Boxenstopps der Konkurrenz auf P3/4 nach vorne.
Ungewöhnliche Panne beim Williams-Team: Bottas bekommt rechts hinten einen harten Reifen, überall sonst weiche - was laut Reglement verboten ist. Die Durchfahrtsstrafe wirft ihn zurück. Am Ende wird es der enttäuschende neunte Platz.
Statt Grosjean/Perez vor ihm zu attackieren, scheidet Ricciardo in der 20. Runde aus. Eingangs Start/Ziel schaltet sich sein Cockpit-Display ab, plötzlich hat er keinen Vortrieb mehr. "Bitter, wenn man ein Podium verschenkt", ärgert sich Red-Bull-Motorsportkonsulent Helmut Marko später.
Während Ricciardos Red Bull geborgen wird, kommt das virtuelle Safety-Car zum Einsatz. Dabei verkürzt Rosberg, der zuvor Bottas überholt und zwei Positionen über die Strategie gewonnen hatte, den Rückstand auf Hamilton von 3,5 auf 1,9 Sekunden. Hamilton wundert sich: "Wie kann das sein?" Aber Mercedes beruhigt: "Alles in Ordnung."
Der Star des Schlussphase heißt Daniil Kwjat: Mit relativ frischen und weichen Reifen schnappt er sich zuerst Räikkönen, dann Massa und Perez. "So viel Adrenalin habe ich schon lang nicht mehr gespürt", jubelt er über den vierten Platz. Den er auch dank eines Dramas in der Schlussphase erbt...
Das Duell um Platz drei lautet Vettel vs. Grosjean: Vettels Reifen haben um sieben Runden mehr auf dem Buckel, sodass Grosjean in der 40. von 43 Runden erstmals im Windschatten des Ferrari auftaucht. Aber trotz DRS-Nachteil kann sich Vettel durch Eau Rouge zunächst gut verteidigen.
In der vorletzten Runde dann der Schock: Vettels rechter Hinterreifen platzt bei mehr als 300 km/h! Bereits in der 29. Runde hatte er Ferrari gefragt: "Vielleicht macht ein extra Stopp Sinn?" Aber das Team blieb bei der Einstoppstrategie: "Die Daten sehen gut aus, wir können bis zum Ende durchfahren." Falsch gedacht.
Hamilton gewinnt den Grand Prix von Belgien 2,1 Sekunden vor Rosberg. Grosjean wird mit 35,9 Sekunden Rückstand Dritter. Und die wutentbrannte Vettel-Kritik an Pirelli ist das große Thema nach der Zieldurchfahrt.
Das war das Formel-1-Rennen in Spa-Francorchamps 2015: Hamiltons nächster Sieg und das Reifendrama um Vettel