Eine weltmeisterliche 1 für Lewis Hamilton, eine kritische 4 für Überschlag-Opfer Nico Hülkenberg: So begründen wir unsere letzten Fahrernoten der Saison 2018
Sergei Sirotkin (5): Mit der (angedeuteten) Verschwörungstheorie, Williams schere sich nicht mehr um ihn, jetzt wo mit Kubica alles klar ist, sammelt der Russe keine Sympathiepunkte. Die Quali-Leistung war - gemessen am Teamkollegen - in Ordnung. Die im Rennen nicht.
Stoffel Vandoorne (4): (Ungewohntes) Sonderlob gibt's für sein Zweikampfverhalten - toll zum Beispiel der Konter gegen Grosjean. Abzüge für den Speed: 0:21 im Qualifying-Duell und 0,7 Sekunden Rückstand auf Alonso sind einfach zu viel. Und letztendlich gewinnst du in der Formel 1 eben keinen Blumentopf, wenn du zu langsam bist.
Kevin Magnussen (4): Im Vergleich zu Grosjean hat er zwar das gelassenere, aber eben auch das langsamere Rennwochenende abgeliefert. 2018 war Magnussens bestes Jahr in der Formel 1. Das gilt aber mehr für die ersten als für die letzten Rennen.
Brendon Hartley (4): Beim Stopp in der ersten Runde musste er auf einen alten Frontflügel wechseln, mit dem er nicht happy war. Riesenglück hatte er beim Mauerkuss in der Anfangsphase, der auch das Aus hätte bedeuten können. Nicht genug, um sich nachdrücklich für ein Cockpit 2019 zu empfehlen.
Valtteri Bottas (4): Wenn Hamilton souverän den Grand Prix gewinnt, muss der Mercedes gut sein. Bottas wurde aber aus der Spitzengruppe abgeschlagen Letzter. Warum die Reifen immer nur bei ihm so dramatisch einbrechen, zieht Erklärungsbedarf nach sich. War zum Saisonende einfach nicht in Form.
Lance Stroll (4): An seine guten Starts haben wir uns fast schon gewöhnt. Danach war es kein besonders auffälliges Abschiedsrennen von Williams. Stroll kann mehr, als er 2018 gezeigt hat. 2019 bei Force India werden wir genauer einschätzen können, wie gut er wirklich ist.
Nico Hülkenberg (4): Sainz, der am Ende toller Sechster wurde, hatte er eigentlich im Griff. Der Speed war da. Die Erklärung, er sei beim Crash nach innen gezogen, weil er glaubte, Grosjean sei nicht mehr da, ist aber unzureichend. Das gibt Abzug und Note 4. Schade: Da war mehr drin!
Romain Grosjean (3): Auch er hätte den Crash mit Hülkenberg vermeiden können. Kommt häufiger vor. Danach war sein Auto angeschlagen und der Speed reduziert. Bis dahin hatte er sein vielleicht bisher bestes Saison-Wochenende abgeliefert. So musste er sich mit Rang neun zufriedengeben.
Pierre Gasly (3): Für den Defekt im Qualifying kann er nichts. Damit war die Ausgangslage auf einer Strecke wie Abu Dhabi schon mal schwierig. Im Rennen tat er das, was er tun konnte, und lag auf Höhe mit Magnussen auf Punktekurs. Letztendlich hat ihm wieder die Technik einen Streich gespielt.
Esteban Ocon (3): An das starke Qualifying konnte er im Rennen nicht ganz anknüpfen. Beim Duell mit Verstappen wirkte er fast verängstigt - zumindest beim zweiten Überholmanöver. Nach Brasilien vielleicht ganz gut so. Letztendlich musste er sein Auto abstellen.
Sergio Perez (3): Im Qualifying etwas schlechter, im Rennen etwas besser unterwegs als der Teamkollege, verabschiedet sich der Mexikaner mit einer grundsoliden Vorstellung aus der Saison 2018. Dafür, dass er sein Auto als "unfahrbar" empfand, war sein Abschneiden doch ganz okay.
Kimi Räikkönen (3): Er war Vettel dicht auf den Fersen, bis die Elektrik am Ferrari zu streiken begann und ein wichtiges Kapitel seiner Karriere beendete. Im Qualifying zog er teamintern den Kürzeren, aber 2018 war insgesamt Räikkönens beste Saison der zweiten Ferrari-Ära. Schade, dass sie nicht mit einem Podium zu Ende gegangen ist.
Fernando Alonso (3): Rein vom Speed her war der Abstand zu Vandoorne so deutlich, dass man mindestens eine 2 verteilen könnte. Aber die dreifache (!) Strafe im Finish war unnötig. Positiv, dass er auch im letzten Rennen alles versucht hat. Obwohl es nur noch um ein Ergebnis ging, das ihm im Grunde genommen egal war.
Marcus Ericsson (3): Bittersüß für den Schweden, dass er seine besten Leistungen erst brachte, als sein Sauber-Abschied feststand. Im Rennen lag er hinter Sainz, der am Ende Sechster wurde; später schied er dann aus. Wenn er diese Form halten kann, wird er in der IndyCar-Serie zu den besseren Fahrern gehören.
Max Verstappen (2): Man kann argumentieren, dass er ein starkes Rennen mit einer starken Aufholjagd gezeigt hat. Der schlechte Start lag wohl an einem Problem mit einem Notprogramm des Motors. Q2 allerdings ging auf seine Kappe, und deswegen startete er auf den falschen Reifen. Festzuhalten bleibt: Verstappen ist immer ein Hingucker!
Daniel Ricciardo (2): Nach dem gewonnenen Quali-Duell wagte er eine extreme Strategie mit dem langen ersten Stint, die beinahe aufgegangen wäre. Letztendlich fehlte im Finish des Rennens die allerletzte Durchschlagskraft, als er den Reifenvorteil hatte. Fehlerfrei wie immer. Renault wird viel Freude mit ihm haben.
Carlos Sainz (2): Negativ war eigentlich nur die Quali-Niederlage gegen Hülkenberg. Im Rennen hat Sainz dann eine mutige Strategie perfekt umgesetzt, und zwar mit dem nötigen Speed, um Leclerc zu schlagen und "Best of the Rest" zu werden. Besser hätte er sich nicht von Renault verabschieden können.
Charles Leclerc (2): Das "Wunderkind" rückt der Weltspitze immer näher. Wer mit einem Sauber noch im Q2 lila Sektorenzeiten fahren kann und im Rennen auf P4 liegt, bevor die ersten Boxenstopps anstehen, muss ein Ausnahmetalent sein. Letztendlich unterlag er gegen Sainz, weil der frühe VSC-Stopp etwas zu mutig war.
Sebastian Vettel (1): Teamkollege geschlagen, keine Fehler, knapp an Hamilton dran - es war eine astreine Leistung. Und vielleicht wäre der Kampf um den Sieg spannender geworden, wenn nicht die Crew den Boxenstopp verpatzt und Vettel hinter Ocon wertvolle Sekunden verloren hätte. Nach internen Diskussionen in der Redaktion eher 1 als 2.
Lewis Hamilton (1): Weltmeisterlich auch zum Abschluss! Die eklatante Differenz zu Bottas zeigt, wie gut Hamilton wirklich ist. 2018 konnte ihm niemand das Wasser reichen. In Abu Dhabi auch nicht. Obwohl der frühe VSC-Stopp im Nachhinein betrachtet vermutlich nicht die schnellste Strategie war.
Eine weltmeisterliche 1 für Lewis Hamilton, eine kritische 4 für Überschlag-Opfer Nico Hülkenberg: So begründen wir unsere letzten Fahrernoten der Saison 2018