Warum der Ferrari 640 aus der Saison 1989 in vielerlei Hinsicht ein absoluter Vorreiter war und die Formel 1 bis heute von dessen Innovationen profitiert
Drei Siege aus 16 Rennen sind keine Bilanz, mit der ein Auto in die Annalen der Formel 1 eingeht. Tatsächlich ist der Ferrari 640 aus der Saison 1989 nicht für seine Erfolge, sondern für die zahlreichen Innovationen in Erinnerung geblieben, die teilweise bis heute maßgebend sind. Wir zeigen, was diesen Ferrari so besonders macht!
John Barnard stattet das Fahrzeug mit einem semiautomatischen sequentiellen Getriebe aus. Das widerspricht dem damaligen Formel-1-Standard eines manuellen Getriebes, aber ...
... Ferrari geht bewusst einen anderen Weg - nicht nur, um die Gangwechsel zu beschleunigen, sondern vor allem, um das Getriebe besser ins Auto integrieren zu können.
Ein positiver Nebeneffekt des neuen Getriebes: Weil der Ganghebel im Cockpit wegfällt und die Fahrer per Schaltwippe direkt am Lenkrad die Gänge wechseln ...
... kann Barnard das Cockpit schmaler gestalten, wovon die Gesamtaerodynamik des Fahrzeugs profitiert.
Auch ein Kupplungspedal wird nun nicht mehr gebraucht. Deshalb kann Barnard auch die Fahrzeugfront kompakter halten.
Gleichzeitig ist das semiautomatische Getriebe ein Schutz für die Komponenten: Die Gefahr von Schaltfehlern durch ein fehlerhaftes Gangeinlegen durch den Fahrer wird gemildert, die Motoren danken es dem Konstrukteur.
Randnotiz: Barnard will eigentlich zwei Knöpfe für den Schaltvorgang am Lenkrad installieren. Die Idee, stattdessen Schaltwippen einzusetzen, stammt von Piero Ferrari.
Neu am Ferrari 640 ist darüber hinaus die Aufhängung mit Drehstabfedern. Das hat einen praktischen Hintergrund: Eine herkömmliche Federung hätte die Aerodynamik des Fahrzeugs gestört und - ein wichtiger Grund für Barnard - den 640 "unschön" aussehen lassen.
Wiederum stellen sich nützliche Nebeneffekte ein: Die rund 20 Zentimeter langen Drehstabfedern sind sehr leicht und ein Set-up-Wechsel kann rasch erfolgen. Äußerlich noch interessanter aber ...
... ist das Cola-Flaschen-Heck, das Barnard am Ferrari 640 umsetzt. Die Motorhaube schmiegt sich im hinteren Bereich regelrecht um Motor und Getriebe. Außerdem ...
... sind die Auslässe für Kühlluft ebenfalls im Heck eingebaut, nicht auf der Oberseite des Fahrzeugs wie bei der Konkurrenz in der Saison 1989.
Und am Ende steht ein formschönes Auto, dessen Design zum Vorbild für viele spätere Formel-1-Fahrzeuge wird. Die Schaltwippen am Lenkrad zum Beispiel sind seit Mitte der 1990er-Jahre Standard, ein derart schmales Heck inzwischen obligatorisch.
Warum der Ferrari 640 aus der Saison 1989 in vielerlei Hinsicht ein absoluter Vorreiter war und die Formel 1 bis heute von dessen Innovationen profitiert