Obwohl die Traditionsstrecke in Spa nicht mehr den großen Charme früher Tage versprüht, ist der Kurs noch immer eine Herausforderung auf allen Ebenen
Formel 1 ohne Spa? Fast undenkbar! Der Traditionskurs war 1950 bereits Teil der allerersten Formel-1-Weltmeisterschaft war und ist - trotz Unterbrechungen - auch heute noch immer ein fester Bestandteil der Königsklasse. Wir schauen uns die längste Strecke im Kalender (7,004 Kilometer) einmal etwas genauer an.
Das Highlight der Strecke ist ohne Frage Eau Rouge. "Das Gefühl, wenn du bergauf durch die Kurven fährst, ist jedes Mal wieder großartig", schwärmt Jenson Button. Allerdings ist die Kurvenkombination heute bei weitem nicht mehr so gefährlich wie früher...
"Eau Rouge und Raidillon sind legendär, aber sie sind nicht mehr so eine Herausforderung wie früher", weiß Nico Hülkenberg. Die aktuellen Autos können die Kurve problemlos mit Vollgas durchfahren. Spektakuläre Abflüge gibt es heutzutage nicht mehr.
Doch Spa ist mehr als Eau Rouge. Die Herausforderung beginnt gleich nach dem Überfahren der Ziellinie. "Eine Schlüsselstelle, in der du Zeit gewinnen oder verlieren kannst, ist Kurve 1. Alleine dort kannst du zwei Zehntel verlieren, wenn du einen Fehler machst", erklärt Sergio Perez.
Außerdem ist die erste Kurve nach dem Start immer für einen Unfall gut. 2012 hatte Fernando Alonso großes Glück, dass er nicht von Romain Grosjean am Kopf getroffen wurde.
Ebenfalls in Erinnerung dürfte allen Fans und Piloten der Start 1998 geblieben sein, als es bei Regen den größten Massencrash in der Formel-1-Geschichte gab. Heutzutage würde man bei solchen Bedingungen wohl hinter dem Safety-Car starten.
"Regen" ist auch gleich das richtige Stichwort, denn Niederschläge sind in Spa keine Seltenheit. "Auf der einen Seite der Strecke kann die Sonne scheinen, während es auf der anderen regnet", erklärt Daniel Ricciardo.
"Eine falsche Entscheidung kann ein großer Nachteil sein", weiß auch Esteban Gutierrez. Wer bei wechselhaften Bedingungen auch nur eine Runde zu spät zum Reifenwechsel an die Box kommt, verliert auf der langen Runden eine Menge Zeit.
"Mehr als 70 Prozent der Runde gibst du Vollgas, was für sich alleine schon eine Herausforderung ist", verrät Fernando Alonso im Hinblick auf die "Ardennen-Achterbahn". Doch Achtung: Speed ist nicht alles!
"Entweder bist du in Sektor eins und drei schnell, wo es um Höchstgeschwindigkeit geht, oder in Sektor zwei, wo es mehr Kurven gibt", erinnert Romain Grosjean. Hier macht's die richtige Mischung.
Auf den Tribünen könnten sich an diesem Wochenende viele niederländische Fans einfinden. Die Holländer haben bereits seit Jahren keinen eigenen Grand Prix mehr, und mit Max Verstappen gibt es quasi auch einen Lokalmatadoren, den sie lautstark anfeuern werden.
"Ich bin hier nicht viel gefahren, aber es kommt schon sehr nahe ran (an meine Heimat; Anm. d. Red.). Es werden sehr viele Fans kommen, darauf freue ich mich definitiv", freut sich der Red-Bull-Pilot, der übrigens im belgischen Hasselt geboren ist. Seine Mutter ist ebenfalls Belgierin.
Im vergangenen Jahr begeisterte Verstappen die Zuschauer bereits mit seinem spektakulären Überholmanöver gegen Felipe Nasr, doch das wohl legendärste Überholmanöver in Spa gab es bereits 15 Jahre zuvor...
In der Saison 2000 überholte Mika Häkkinen Michael Schumacher unter freundlicher Mithilfe von Ricardo Zonta - damals übrigens ganz ohne DRS. In diesem Jahr gibt es derweil wieder zwei DRS-Zonen, die das Überholen (noch) einfacher machen sollen.
Ein echter Spa-Spezialist im Fahrerfeld ist übrigens Kimi Räikkönen. Der Finne konnte hier 2004, 2005, 2007 und 2009 gewinnen - übrigens sein bis heute letzter Ferrari-Sieg. "Die Atmosphäre ist ganz anders als auf neueren Kursen", lobt der Finne den Charme, den sich Spa bis heute - zumindest teilweise - bewahrt hat.
Obwohl die Traditionsstrecke in Spa nicht mehr den großen Charme früher Tage versprüht, ist der Kurs noch immer eine Herausforderung auf allen Ebenen