Turbogebrüll und Motorschäden: Niki Lauda, Nelson Piquet, Alain Prost und Co. in ihren Boliden aus alten Zeiten - mit bis zu 1.400 PS und ohrenbetäubendem Lärm
Wenn Spielberg die Legenden ruft, dann kommen sie: Christian Danner, Riccardo Patrese, Gerhard Berger, Niki Lauda, Jean Alesi, Nelson Piquet, Pierluigi Martini und Alain Prost sprangen in die Zeitmaschine und fuhren auf dem Red-Bull-Ring nochmals die Autos, die ihnen einst zu Ruhm und Ehre verhalfen - oder für Frust und Misserfolg sorgten.
Nelson Piquet quetschte sich in seinen Brabham BT52 aus der Saison 1983: Es war das erste Auto mit Turbomotor in der Geschichte, das seinem Fahrer zum Titel verhalf. Im Boliden schlug ein 1,5-Liter-Aggregat aus dem Hause BMW, das in der Qualifikation bis zu 1.400 PS leistete - bei nur 540 Kilogramm Fahrzeuggewicht. Designer Gordon Murray bewerkstelligte die Traumfigur mittels Aluminium, Kohlenstoff und Kunststoff mit Aramidfasern als Werkstoffe des Monocoques. Charakteristisch war auch der so genannte "Delta"-Frontflügel.
Brabham-Teamchef war niemand geringeres als Bernie Ecclestone, der Sponsorenverträge im Wert von 16 Millionen Deutschen Mark an Land gezogen hatte. Piquet gewann mit dem BT52 seinen Heim-Grand-Prix in Brasilien und zwei weitere Rennen, fuhr dazu in seinem zweiten Weltmeisterjahr fünfmal auf das Podium. Die Krone sicherte er sich als Dritter beim WM-Finale in Südafrika.
Nicht weniger beeindruckend: Der McLaren MP4/2B aus der Feder John Barnards. Im Wagen, der Alain Prost 1985 erstmals zum Champion machte und Niki Laudas Karriere beendete, werkelte ein Porsche-Motor, der unter dem Namen "TAG" - benannt nach dem Konzern des Investors Mansour Ojjeh - firmierte.
Mit bis zu 973 PS aus knapp 1,5 Litern Hubraum und sechs Zylindern sowie einer speziell auf die neuen Goodyear-Reifen zugeschnittenen Aufhängung war der McLaren seinerzeit das Maß der Dinge in der Formel 1. Rennfahren war mit einer Fünf-Gang-H-Schaltung noch echte Handarbeit.
Alte Weggefährten: Riccardo Patrese (links) und Alain Prost.
Ein Werk des Gustav Brunner, wenn auch kein besonders zuverlässiges: Der Ferrari F1/88C aus dem Jahre 1988 war mit einem aus Kevlar und Kohlestoff gebauten Chassis ein Leichtgewicht: 542 Kilogramm. 2,5 Bar Turboladung feuerten Gerhard Berger und Michele Alboreto nach vorne, wenn denn nicht...
...gerade einer der vielen technischen Defekte für Frust sorgte. Selbst nach 27 Jahren im Ruhestand blieb sich der Ferrari in dieser Hinsicht treu und ließ Berger beim Revival auf dem Red-Bull-Ring im Stich. Der Österreicher nahm es mit Humor: "Motorschaden - wie in alten Zeiten. Das Gehalt wurde nicht überwiesen, deswegen habe ich abgestellt."
Drei Jahre - nämlich von 1981 bis 1983 - im Einsatz war die Baureihe RE30 von Renault. Gefahren von Alain Prost, Rene Arnoux und Eddie Cheever schrammte die Werkskonstruktion des Gerard Larousse knapp an WM-Titeln vorbei, brachte den "Professor" jedoch erstmals in der Formel 1 auf die Siegerstraße. Der 1,5-Liter-V6-Turbo mit dem legendären Namen "Gordini" war dafür bekannt, in Kombination mit dem Chassis Piloten mit sauberem Fahrstil zu bevorzugen. Ein gefundenes Fressen für Prost.
Chris Murphy und Heinz Zollner? Heute keine klingenden Namen mehr, aber 1987 die Macher des Zakspeed 187, der Martin Brundle und Christian Danner genau zwei WM-Punkte bescherte. 933 PS in der Spitze sorgten für Vortrieb, übrigens aus einer Eigenentwicklung. Auch der Bolide aus Niederzissen blieb sich beim Comeback auf dem Red-Bull-Ring treu, streikte schon bei der Generalprobe - und wurde vor der großen Legendenparade wieder eingemottet.
Pierluigi Martini im Minardi M186-01 von 1986 - einst nicht sein Dienstwagen, sondern der des kürzlich bei einem Verkehrsunfall verstorbenen Andrea de Cesaris. Bei nur fünf Grands Prix im Einsatz erreichte die rein italienische Konstruktion lediglich einmal das Ziel. Der V6-Turbo stammte aus dem Hause Motori Moderni. Die Schmiede war eine Blitzgründung des ehemaligen Alfa-Romeo-Chefingenieurs Carlo Chiti, die nur ein Jahr später wieder zusperrte. Kein Wunder: 791 PS waren verglichen mit bis zu 1.419 Qualifying-Pferdchen der Konkurrenz ein Witz.
Und dann gab es da noch das Problem mit der Zuverlässigkeit: Immerhin schaffte es der Minardi, die Generalprobe in Spielberg zu überstehen und verabschiedete sich erst am Sonntag, dafür aber sehr spektakulär.
Zurück in seinem Weltmeister-Auto von 1984, da hat Niki Lauda gut Lachen gehabt: Der McLaren MP4/2, direkter Vorgänger und das Basismodell des von Alain Prost wieder zum Leben erweckten MP4/2B, war nicht nur wegen seines Kohlenstoff-Monocoques in seiner Ära das Maß der Dinge.
Klar, auch 31 Jahre nach seiner Pensionierung schnurrte der McLaren auf dem Red-Bull-Ring wie ein Kätzchen.
Eher ein Youngtimer: der Sauber C14, den 1995 Karl Wendlinger, Jean-Christophe Boullion und Heinz-Harald Frentzen um die Grand-Prix-Strecken steuerten. Mit Fahrer 595 Kilogramm leicht sorgte ein Dreiliter-V8 von Ford für Vortrieb. Die sechs Gänge des Getriebes wurden nicht rein manuell, sondern semi-automatisch geschaltet.
In Spielberg durfte Jean Alesi hinter das Steuer des C14, der brav seinen Dienst verrichtete. Wie ein Schweizer Uhrwerk.
Turbogebrüll und Motorschäden: Niki Lauda, Nelson Piquet, Alain Prost und Co. in ihren Boliden aus alten Zeiten - mit bis zu 1.400 PS und ohrenbetäubendem Lärm