Williams gehört zu den langlebigsten Teams der Formel 1: Ob als Topteam oder im Hinterfeld, immer wieder hat der Rennstall Rookies den Einstieg ermöglicht
Fahrer, die früher für Williams fuhren, waren meist bereits gestandene Piloten. Rookies waren für das einstige Topteam eher die Ausnahme, auch wenn Beispiele wie Jacques Villeneuve zeigen, dass es auch geht. In den vergangenen Jahren hat man als Mittelfeld-Team hingegen vielen die Tür geöffnet. Wir zeigen die Debütanten bei Williams.
Franco Colapinto (2024): Obwohl er nur ein halbes Jahr Formel-2-Erfahrung hat, schmeißt Teamchef James Vowles den Argentinier in Monza ins kalte Wasser. Doch Colapinto zeigt, dass er schwimmen kann, und holt schon im zweiten Rennen P8. Sein Einsatz bleibt aber einer auf Zeit, da Carlos Sainz für 2025 längst als Stammfahrer feststeht.
Logan Sargeant (2023): Der Hype auf den ersten Amerikaner unter Liberty Media in der Formel 1 war groß, doch die Erwartungen kann Sargeant nicht erfüllen. Seinen einzigen Punkt erbt er durch eine Disqualifikation in Austin, nach anderthalb Jahren mit viel Kernschrott hat Williams dann genug gesehen.
Nyck de Vries (2022): Der Blinddarm von Alex Albon muss raus, deswegen springt in Monza de Vries ein, der in dem Jahr schon für diverse Teams getestet hat. Anders als Stammfahrer Nicholas Latifi fährt er sofort in die Punkte. Das macht Red Bull aufmerksam, die ihn für 2023 zu AlphaTauri holen - nach zehn Rennen fliegt er dort raus.
Jack Aitken (2020): Eine Verkettung bringt ihn zu einem Formel-1-Start. Weil Lewis Hamilton für das zweite Bahrain-Rennen mit Corona ausfällt, greift Mercedes auf Williams-Fahrer George Russell zurück. Den ersetzt das Team dann mit seinem Ersatzfahrer Jack Aitken. Für den Briten, der 15. wird, bleibt es der einzige Grand-Prix-Start.
Nicholas Latifi (2020): Der Kanadier muss ein halbes Jahr auf seinen ersten Start warten - Corona sei Dank. Mit dem nicht konkurrenzfähigen FW43 ist nicht viel drin, doch gegen George Russell und Alexander Albon fällt Latifi stark ab. Sein größter Einfluss in drei Jahren Formel 1 bleibt der Unfall in Abu Dhabi 2021 kurz vor Schluss.
George Russell (2019): Drei Jahre müht sich der Brite am Ende des Feldes bei Williams ab, dann erlöst sein Förderer Mercedes ihn und holt ihn in sein Werksteam, wo er Rekordweltmeister Lewis Hamilton mehr als nur die Stirn bieten kann.
Sergei Sirotkin (2018): Der Russe kommt zu einer ungünstigen Zeit, denn nach einigen guten Jahren fällt Williams 2018 wieder nach ganz hinten. Weder er noch Teamkollege Lance Stroll können mit dem FW41 viel ausrichten, und nach nur einer Saison mit einem Punkt in Monza ist Sirotkins F1-Zeit schon wieder vorbei.
Lance Stroll (2017): Kaum ein Rookie kommt so gut vorbereitet in die Formel 1. Stroll absolviert im Vorfeld tausende private Testkilometer und bekommt mit Felipe Massa einen erfahrenen Lehrmeister an die Seite. Trotzdem fällt dem Kanadier der Einstieg schwer. Er steigert sich aber, und Papa kauft ihm mit Racing Point ein eigenes Team.
Valtteri Bottas (2013): Damals noch ohne Bart und Vokuhila debütiert der Finne in einem schwierigen Jahr für Williams in der Königsklasse. Ein achter Platz in Austin ist sein einziges Punkteergebnis, doch unter neuem Reglement blüht das Team danach auf. Die Verbindung zu Manager Toto Wolff sichert ihm bei Mercedes die Rosberg-Nachfolge.
Pastor Maldonado (2011): Der amtierende GP2-Meister drängt mit viel Geld aus Venezuela in das Team. In seiner Karriere wird er eher als Crashkid berühmt, gewinnt in Barcelona 2012 aber auch überraschend einen Grand Prix. Als die Geldquelle versiegt, verschwindet auch Maldonado von der Formel-1-Bildfläche.
Nico Hülkenberg (2010): Der "Hulk" steigt vom Test- zum Stammfahrer auf und holt in Brasilien sogar sensationell die Pole. Trotzdem muss er dem Geld Maldonados weichen und kommt bei Force India als Ersatzfahrer unter. Aber nach einem Jahr steigt er auch dort auf und wird fortan zu einer festen Größe im Mittelfeld.
Kazuki Nakajima (2007): Als Alexander Wurz spontan seinen Rücktritt beschließt, kommt der Japaner beim Saisonfinale in Brasilien zu seinem ersten Einsatz. Auch in den folgenden beiden Jahren fährt er für das Team, doch nachdem er 2009 keine Punkte holt, ist für den späteren Le-Mans-Sieger zumindest in der Formel 1 Feierabend.
Nico Rosberg (2006): Als erster Meister der neuen GP2-Serie steigt Rosberg in die Formel 1 auf und holt gleich im ersten Rennen die schnellste Rennrunde. Er wächst in eine Führungsrolle und darf ab 2010 zusammen mit Michael Schumacher das neue Mercedes-Team begleiten. Nach dem WM-Titel 2016 tritt er sofort zurück.
Juan Pablo Montoya (2001): Dass er keine Angst vor großen Namen wie Michael Schumacher hat, zeigt der Kolumbianer von Beginn an. Fans feiern die mutigen Manöver Montoyas, der vier Jahre an der Seite von Michaels Bruder Ralf fährt, anschließend erst zu McLaren und dann in die USA wechselt. Zweimal gewinnt er dort das Indy500.
Jenson Button (2000): Erst ein Shootout zwischen ihm und Bruno Junqueira entscheidet über sein Cockpit, das er als damals jüngster Fahrer bekommt. Nach nur einem Jahr wechselt er zu Benetton und dann zu BAR, wo er Hondas Zugpferd wird. Bis 2006 muss er auf seinen ersten Sieg warten, 2009 soll dank Doppeldiffusor sogar der WM-Titel folgen.
Jacques Villeneuve (1996): Nur ein Defekt verhindert den Sieg im allerersten Rennen, beim Saisonfinale raubt ihm ein weiterer Defekt die letzte Titelhoffnung. Doch den Titel holt der Kanadier ein Jahr später nach. Seinen letzten Sieg hat er da bereits gefeiert, denn seine Karriere entwickelt sich mit dem Wechsel zu BAR im Rückwärtsgang.
David Coulthard (1994): Der Schotte hat den wohl schwierigsten Einstieg und soll den in Imola tödlich verunglückten Ayrton Senna ersetzen. Das schafft er ordentlich, gewinnt in Portugal 1995 sein erstes Rennen und wechselt anschließend zu McLaren, wo er jahrelang im Spitzenfeld dabei ist, aber nie den Titel holt.
Jean-Louis Schlesser (1988): 1983 versucht er sich mit RAM einmal erfolglos an der Qualifikation, doch seine Chance kommt fünf Jahre später - einen Tag vor seinem 40. Geburtstag. In Monza ersetzt er den kranken Nigel Mansell, kollidiert aber beim Überrunden mit Ayrton Senna und verhindert so McLarens perfekte Saison.
Jonathan Palmer (1983): Der Vater von Jolyon Palmer bekommt von Frank Williams und Patrick Head aus Dank für seine zwei Jahre als Testfahrer einen Einsatz in einem dritten Auto spendiert. Beim Heimrennen in Brands Hatch wird er 13., doch es bleibt sein einziger Williams-GP. Weitere sechs Jahre fährt er für RAM, Zakspeed und Tyrrell.
Williams gehört zu den langlebigsten Teams der Formel 1: Ob als Topteam oder im Hinterfeld, immer wieder hat der Rennstall Rookies den Einstieg ermöglicht