Abu Dhabi
Sergio Perez (Chancen: *): McLaren hatte zuletzt wieder Rückenwind - und eine ganze Saison ohne McLaren-Podium, das ist eigentlich undenkbar. Button hat hier zwar 2009 seine WM-Party gefeiert, aber gegen Hamilton in den gemeinsamen McLaren-Jahren nie Land gesehen. Daher lautet unsere Prognose: Wenn das Team aus Woking an diesem Wochenende überrascht, dann eher mit Perez. Der hat 2012 im Qualifying immerhin Kobayashi gut eine halbe Sekunde eingeschenkt.
Pastor Maldonado (Chancen: *): Der Venezolaner möchte sich für Lotus empfehlen, und zwar nicht nur für den Fall, dass die Investorenmillionen nicht fließen und er mit seinen PDVSA-Geldern einspringen muss. Kein besserer Ort dafür als Abu Dhabi, wo er im Vorjahr als Fünfter eine seiner besseren Leistungen abgeliefert hat. Als eines der wenigen kleineren Teams hat Williams sogar noch einmal neue Teile dabei. Mit einem Top-12-Ergebnis im Qualifying ist Maldonado einiges zuzutrauen.
Nico Hülkenberg (Chancen: **): Nach dem verkorksten Saisonbeginn ist Hülkenberg irgendwie zur Überraschung des Monats geworden - seit der Galavorstellung in Südkorea zählt er quasi permanent zu den Top-6-Kandidaten. Die Frage ist, ob Sauber in Abu Dhabi gut genug sein wird. Die Historie sagt eher nein. Hülkenbergs Formkurve eher ja.
Kimi Räikkönen (Chancen: **): "Null-Bock-Kimi" hatte am Donnerstag nicht einmal Lust, zu den üblichen Medien- und Sponsorenterminen zu erscheinen, und sein Manager beschreibt das Verhältnis zum Lotus-Team als zerrüttet. Unwahrscheinlich, dass der Vorjahressieger unter diesen Umständen zu Höchstform auflaufen wird (in der er sogar ein Sieganwärter wäre). Vielmehr werden Erinnerungen an 2009 wach, als er seine Ferrari-Saison nur noch lustlos zu Ende fuhr.
Felipe Massa (Chancen: ***): Im Formcheck haben wir es schon mal geschrieben: Massa ist immer dann am besten, wenn ihm das Wasser bis zum Hals steht, und momentan fährt er um die Fortsetzung seiner Karriere in der Formel 1. Die Führungsrunden in Neu-Delhi haben gezeigt, was er kann. Die große Frage ist jedoch: Kann er diesen Speed auch mal konstant über eine ganze Renndistanz gehen? Dann ist er sogar für Alonso eine ernstzunehmende Gefahr.
Mark Webber (Chancen: ***): Webber wartet geduldig auf seinen Abschieds-Sieg, aber Abu Dhabi war bisher immer Vettel-Land. Den Feind im eigenen Team wird er wohl kaum knacken können - aber wenn der Red Bull überlegen ist und Vettel (ausnahmsweise nicht Webber!) Probleme hat, dann ist Webber jederzeit gut genug, um den aufgelegten Elfmeter zu verwandeln. Ein Vettel-Geschenk, als später Wiedergutmachung für Malaysia, wird es nicht geben: "So etwas würde ein Mark Webber nicht annehmen", sagt Teamchef Christian Horner.
Nico Rosberg (Chancen: ***): In Indien hat Rosberg bewiesen, dass alle einen Fehler machen, die glauben, dass er seit der Sommerpause gegen Hamilton kein Land mehr sieht. Wenn der Mercedes und die Pirelli-Reifen funktionieren (und harmonieren), ist dem Deutschen jederzeit ein Podestplatz zuzutrauen. Unser Tipp: Die Unterhose von Neu-Delhi einmal umdrehen und noch ein drittes Mal verwenden!
Fernando Alonso (Chancen: ***): Eigentlich gibt es kaum einen Grund, der dafür spricht, Alonso nach der fast schon peinlichen Schlappe von Indien zu den großen Favoriten zu zählen. Aber einen Alonso muss man eben immer auf der Rechnung haben, und wenn er irgendwo in den ersten drei Startreihen steht, kann er nach der ersten Kurve auch gut und gerne führen. In Abu Dhabi vielleicht nicht ganz so leicht wie sonst, weil der Weg bis dorthin sehr kurz ist.
Lewis Hamilton (Chancen: ****): Wenn es dunkel wird, strahlt Lewis Hamiltons (Mercedes-)Stern oft am hellsten. Ein Glanzlicht hat er in Abu Dhabi mit unterlegenem KERS-McLaren schon 2009 gesetzt, als er in Führung liegend ausgeschieden ist, und auch in Singapur ist der Brite bei Nacht immer Weltklasse. Ob sein Silberpfeil gut genug ist, um ernsthaft um den Sieg zu kämpfen, sei dahingestellt, aber dass Hamilton als Fahrer am Wochenende dazu in der Lage sein wird, steht außer Frage.
Romain Grosjean (Chancen: *****): Seit Räikkönen seinen Wechsel zu Ferrari bekannt gegeben und damit seine Motivation, sich für Lotus noch den Hintern aufzureißen, irgendwo vergraben hat, blüht der Franzose regelrecht auf. Nicht erst seit dem Beinahe-Sieg in Suzuka fährt er in der Form seines Lebens, sondern auch die Aufholjagd in Neu-Delhi (vom 17. Startplatz noch aufs Podium) war beeindruckend. Dass sich Lotus trotz des Pirelli-Wechsels die "Reifenflüsterer"-Qualitäten bewahrt hat, hilft natürlich. Dass der Lotus in Abu Dhabi potenziell gut funktionieren müsste (siehe Räikkönens Sieg 2012) auch.
Sebastian Vettel (Chancen: *****): Für den neuen und alten Weltmeister spricht, dass er auf Wolke sieben schwebt und die letzten sechs Rennen gewonnen hat. Gegen ihn spricht, dass er die letzten sechs Rennen gewonnen hat. Denn jede Serie reißt (rein wegen der statistischen Wahrscheinlichkeit) irgendwann, und mehr als sechs Siege am Stück, das hat es in der Formel-1-Geschichte erst zweimal gegeben: Alberto Ascari 1952/53, Michael Schumacher 2004. Und vielleicht spürt "Super-Seb" ja auch den Kater von der WM-Party noch ein bisschen - als routinierter Trinker gilt der emsige Arbeiter nicht unbedingt. Trotzdem ist er unter normalen Umständen absoluter Topfavorit - auch, weil ihm die Strecke in Abu Dhabi fahrerisch entgegenkommt.
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