Ferrari und Strategie: Zwei Wörter, die in den letzten Formel-1-Saisons nicht zusammenpassten - Ein Rückblick auf die 25 größten Chaos-Momente seit 2015
Michael Schumacher und Ross Brawn waren als die Meister der Rennstrategie bei Ferrari bekannt. Vom legendären Dreistopp in Ungarn 1998 bis zur ebenfalls berühmt-berüchtigten siegreichen Vierstoppstrategie in Frankreich 2004. Die Zeiten bei der Scuderia haben sich jedoch geändert ...
... Bereits 2010 warf man in Abu Dhabi den WM-Titel von Fernando Alonso mit einer falschen Strategie weg. Doch auch mit Iñaki Ruedas (mitte) Verpflichtung als Chefstratege Anfang 2015 konnte man den Spieß nicht umdrehen: Ein Rückblick auf die 25 größten Chaos-Momente seit 2015.
#25 Portugal 2021: Mit Platz fünf im Qualifying von Portimao war Carlos Sainz der beste der Mittelfeldfahrer und schien gute Aussichten auf viele Punkte im Rennen zu haben. Der Spanier legt auf den Soft-Reifen einen guten Start bis auf P4 hin, fällt im weiteren Verlauf jedoch auf P6 zurück. In Runde 21 folgt der Wechsel auf die ...
... Medium-Reifen, mit denen Sainz das Rennen beenden und gleichzeitig Druck auf Lando Norris im McLaren machen soll. Leclerc setzt man in Runde 25 hingegen auf harte Reifen. Die Taktik von Sainz geht nicht auf, da die Reifen früh verschleißen und er noch einmal reinkommen muss. Am Ende wird es P11 und keine Punkte, während Leclerc 6. wird.
#24 Singapur 2018: Vor dem Wochenende eigentlich als Topfavorit auf den Sieg in Singapur gehandelt, geht Sebastian Vettel in der heißen WM-Phase gegen Lewis Hamilton nur von P3 aus ins Rennen. Beim Start kann er Verstappen für P2 überholen, doch Ferrari will den Sieg und versucht mit Vettel einen Undercut gegen Hamilton, ...
... der jedoch nicht funktioniert, da Vettel nach seinem Stopp im Verkehr hinter Perez im Racing Point herauskommt und die frischen Reifen nicht nutzen kann. Hamilton cruist ungefährdet zum Sieg und später in der Saison auch zum WM-Titel, während sich Verstappen mit einem Overcut seinen 2. Platz beim Nachtrennen wiederholt.
#23 China 2019: Nach einem nicht zufriedenstellenden Saisonstart gehen Sebastian Vettel und Charles Leclerc von den Plätzen 3 und 4 ins Rennen. Leclerc zieht direkt am Start vorbei, doch der Deutsche macht anfangs den schnelleren Eindruck. Es folgt in Runde 11 eine Teamorder pro Vettel, doch in der Folge ...
... unterlaufen dem Heppenheimer mehrere Fahrfehler, sodass er seinen Teamkollegen mehr aufhält anstatt wegzufahren. In Runde 17 macht der auf P5 liegende Max Verstappen einen Undercut, den Ferrari nur mit Vettel abwehrt. Leclerc landet am Ende auf dem 5. Platz und ärgert sich über ein verpasstes Podium.
#22 Ungarn 2017: Spannungen am Funk bei Ferrari: Nach der Doppelpole von Sebastian Vettel und Kimi Räikkönen will die Scuderia auch den Doppelsieg auf dem Hungaroring holen. Polesetter Vettel ereilt früh im Rennen jedoch ein Problem mit der Lenkung, wodurch das Lenkrad stark nach links geneigt ist. Er wird angewiesen, die Randsteine ...
... zu vermeiden, wodurch seine Pace einbricht. Teamkollege Räikkönen hinter ihm würde gerne vorbei, darf aber nicht, da Vettel ein leichtes Opfer für die Mercedes-Piloten dahinter wäre. Vettel rettet den Doppelsieg für Ferrari ins Ziel, aber Räikkönen ist nicht gerade erfreut über die Teamtaktik, die ihm eine Chance auf den Sieg nimmt.
#21 Aserbaidschan 2019: Nach einem Crash im Qualifying geht Charles Leclerc nur vom 8. Platz ins Rennen, hat den Rückstand trotz Medium-Reifen auf seinen Teamkollegen Vettel auf Softs (P3) aber nach nur 11 Runden aufgeholt. Als Vettel und die Mercedes stoppen, fährt der Monegasse nun auf P1 immer noch gute Rundenzeiten und ...
... liegt mit 15 Sekunden in Führung. Mit einem frühen Wechsel auf harte Reifen würde er sogar bereinigt auf P2 herauskommen. Oder doch lieber ein aggressives Zweistopprennen? Ferrari entscheidet sich dafür, nichts zu tun. Mit abbauenden Reifen wird er vom Spitzentrio überholt und erst in Runde 34 an die Box beordert. Schon aussichtslos ...
... auf P5 liegend, holt Ferrari Leclerc in Runde 47 - fünf Runden vor dem Ende - noch einmal herein für die schnellste Rennrunde, die dem Monegassen auch gelingt. Doch mit Platz 5 bei über 50 Sekunden Rückstand auf Verstappen auf P4 viel zu wenig. Ein Podium wäre mindestens drin gewesen.
#20 Monaco 2017: Versteckte Teamorder, ja oder nein? Im Fürstentum holt Räikkönen vor Vettel seine erste Pole seit 9 Jahren. Den Rennstart gewinnt er ebenfalls, ehe er in Runde 34 an die Box geholt wird, um einen Undercut seitens Verstappen und Bottas von hinten abzuwehren. Sein Teamkollege bleibt jedoch draußen, ...
... um Ricciardo im anderen Red Bull abzudecken, kann dabei aber mit alten Reifen superschnelle Runden fahren. Eine Runde nach Ricciardos Boxenstopp kommt auch Vettel rein, erscheint nun aber vor Teamkollege Räikkönen als Führender auf der Strecke. Unbeabsichtigter Overcut oder wollte Ferrari für die WM, dass Vettel gewinnt?
#19 Spanien 2020: Mit dem SF1000 kämpfen Leclerc und Vettel wegen der fehlenden Motorleistung zumeist nur im Mittelfeld, daher ist die Pace der Roten auf der kurvenreichen Strecke in Barcelona relativ gut. Die von Ferrari gewählte Strategie für Vettel ist jedoch ziemlich überraschend: Auf den Medium-Reifen gestartet, legt ...
... der Heppenheimer nach 28 Runden einen Reifenwechsel ein und soll danach die restlichen 38 Runden in einem Stint zu Ende fahren. Allerdings hat er dafür die Soft-Reifen montiert bekommen! Vettel gelingt jedoch das Kunststück und wird am Ende 7. Von Startplatz 11 eine solide Aufholjagd.
#18 70-Jahres-Jubiläumsrennen 2020: Beim zweiten Rennen in Silverstone 2020 erwischt es Vettel zunächst am Start mit einem selbstverschuldeten Dreher. Er kann sich aber gut zurückkämpfen, ehe sein Team einen Boxenstopp in Runde 22 beordert, denn: Von hinten kommt Teamkollege Leclerc mit frischeren Reifen ...
... und müsste den Heppenheimer überholen. Das Risiko will Ferrari wohl nicht eingehen. Das Problem ist jedoch, dass Vettel auf den harten Reifen unterwegs war und jetzt 30 Runden auf dem Medium fahren müsste. Da diese Einstoppstrategie nicht funktionieren würde, holt man Vettel nur 11 Runden später noch einmal an die Box, was ...
... dem Heppenheimer gar nicht schmeckt. "Genau das haben wir heute Morgen besprochen. Ihr wisst, dass ihr das verbockt habt!", wütet er am Funk. Am Ende gibt es mit P12 keine Punkte für Vettel, während Leclerc mit 43 Sekunden Vorsprung auf P4 landet. "Die Strategie war für den Eimer", bilanziert Vettel nach dem Rennen.
#17 Italien 2019: Qualifying-Chaos im Q3 von Monza: Auf den langen Geraden möchte jeder für seine schnelle Runde einen Windschatten, doch selbstverständlich will keiner die Meute anführen. Nach dem ersten Lauf liegt Leclerc auf Polekurs, während Teamkollege Vettel nur 4. hinter den Mercedes-Piloten ist. Für den letzten Run soll der ...
... Monegasse daher Vettel ziehen, doch Leclerc versucht sich anderweitig einen Windschatten zu holen. Keiner will erster in der Schlange sein, ehe schließlich McLaren-Pilot Sainz vorprescht. Die ganze Warterei hat jedoch Zeit gekostet und nur Sainz und Leclerc schaffen es rechtzeitig über den Strich. Vettel geht leer aus und bleibt 4.
#16 China 2018: In Shanghai holt Ferrari überlegen die Poleposition vor Mercedes mit P1 und P2 für Vettel und Räikkönen. Der Deutsche führt das Rennen mit etwa 3,5 Sekunden vor Valtteri Bottas an und steht im 3. Saisonrennen vor dem 3. Sieg. Doch in Runde 19 versucht der Finne einen Undercut, ...
... auf den Ferrari mit Vettel eine Runde später reagiert. Bottas kann jedoch vorbeiziehen und Vettel hat nur einen Reifenvorteil von einer Runde, womit er auch nicht mehr zurückschlagen kann. Teamkollege Räikkönen fällt mit einem viel zu späten Stopp ebenfalls von P3 auf P6 zurück, profitiert jedoch von einer späten Safety-Car-Phase, ...
... die ihn am Ende auf P3 spült. Für Vettel kam das Safety-Car jedoch genau zum falschen Zeitpunkt. Er ist schon an der Boxeneinfahrt vorbei, sodass er sich keine frischen Reifen aufziehen kann. Zur Krönung wird er noch von Max Verstappen abgeräumt und kommt auf Platz 8 ins Ziel. Ein zweiter Platz wäre aber mindestens drin gewesen.
#15 Kanada 2016: Der SF16-H ist kein Siegerauto, aber in Montreal bietet sich eine große Chance. Von P3 gestartet überholt Vettel mit einem Raketenstart gleich beide Mercedes und übernimmt die Führung des Rennens. Diese kann er gegen Hamilton auch verwalten, ehe in Runde 11 das virtuelle Safety-Car aktiviert wird ...
... und Ferrari beide Piloten von der weichen auf die mittlere Mischung umrüstet. Damit ist klar, dass Vettel im 70-Runden-Rennen von Kanada zwei Stopps benötigen würde. Die Einstoppstrategie ist aber schneller und Hamilton gewinnt vor Vettel das Rennen. Entweder war der VSC-Stopp an sich ein Fehler oder man hätte Vettel ...
... gleich die härteste Mischung mitgeben müssen. Der harte Reifen baute nur sehr wenig ab, denn auch Hamilton kam mit Runde 24 schon früh zum Reifenwechsel, konnte aber am Rennende immer noch gute Zeiten fahren. Im Ziel fehlten Ferrari 5 Sekunden auf den ersten Saisonerfolg.
#14 Mexiko 2019: Auch hier ist Ferrari ein möglicher Sieg durch die Lappen gegangen. Von der Pole gestartet dominieren Leclerc und Vettel die Anfangsphase auf P1 und P2, während der an P3 liegende Alexander Albon im Red Bull in Runde 14 einen Undercut versucht. Eine Runde später ...
... reagiert Leclerc an der Spitze, was ihm zu einer Zweistoppstrategie im 71-Runden-Rennen zwingt. In Runde 23 kommt Lewis Hamilton für frische harte Reifen an die Box, um Vettel vor sich im Rennen der Einstopper zu undercutten: Mit Erfolg. Ferrari kann mit Vettel nicht reagieren und versucht ihn bis Runde 37 fahren zu lassen, um ...
... am Ende einen Vorteil zu haben, doch der Deutsche kann Hamilton nicht mehr knacken und muss sich mit P2 begnügen. Auch Leclerc kommt nicht mehr ran. Ein verkorkster 2. Stopp kostet viele Sekunden, während er für seinen letzten Stint von 28 Runden den harten Reifen nehmen muss, der zu langsam ist für eine Aufholjagd. P4 wird es am Ende.
#13 Ungarn 2022: Leclerc kann im ersten Renndrittel von P3 in der Startaufstellung mit einem Overcut von Medium auf Medium an Pole-Mann George Russell und Teamkollege Carlos Sainz vorbeigehen. Die größte Gefahr stellt jedoch der von P10 gestartete Max Verstappen im Red Bull dar, der auf Softs losfährt und später ...
... auf Mediums geht und in Runde 38 noch einmal auf neue Mediums wechselt und damit einen Undercut gegen das Spitzentrio vollzieht. Bei den kalten Bedingungen auf dem Hungaroring sieht sich Ferrari trotz einer Führung von 8 Sekunden gezwungen, Leclerc zu schützen und ihm harte Reifen zu montieren, da ...
... der Soft nicht so lange halten würde. Der harte Reifen hat jedoch keine Pace und ist schwer auf Temperatur zu bringen, was zuvor schon anderen Teams zum Verhängnis wurde und Ferrari hätte sehen müssen. Verstappen gewinnt das Rennen locker, wobei Leclerc mangels Pace noch einmal reinkommen muss und nur 6. wird.
#12 Abu Dhabi 2015: Beim Qualifying zum letzten Rennen des Jahres geht es nicht mehr um viel: Die WM wurde schon lange zugunsten von Hamilton entschieden und auch die Plätze dahinter sind bezogen. Doch in Q1 unterläuft dem Ferrari-Team ein Missgeschick. Vettel bricht seine letzte Runde ab, weil der Kommandostand ...
... davon ausgeht, dass seine vorherige Runde reicht. Doch Pustekuchen. Ferrari hat sich verrechnet: Die hinteren Fahrer verbessern sich und Vettel scheidet mit P16 bereits in Q1 aus, während Teamkollege Räikkönen am Ende 3. wird. Im Rennen folgt jedoch eine Aufholjagd auf den 4. Platz, doch mit dem Podium wird es nichts.
#11 Deutschland 2018: Wieder Uneinigkeit am Funk bei Ferrari: Vettel geht von der Pole in sein Heimrennen und kann die Führung zunächst behaupten. Mit einem frühen Stopp in Runde 14 gelingt Teamkollege Räikkönen jedoch ein Undercut gegen Bottas auf P2 und auch gegen Vettel. Als der Deutsche ...
... in Runde 26 ebenfalls mit neuen Reifen aus der Box kommt, hat er den Finnen jedoch schnell eingeholt, kommt aber nicht vorbei. Nach rundenlangem Hinterherfahren, was Vettels Pace und Reifen beeinträchtigt, funkt Ferrari zu Räikkönen, dass die beiden auf unterschiedlichen Strategien seien und er seinen Teamkollegen ...
... nicht aufhalten soll, worauf er antwortet: "Ich wollt, dass ich ihn durchlasse? Sagt mir das doch einfach!" Vettel kann die Führung zurückerobern, wirft den Heimsieg in der Sachs-Kurve in Runde 51 jedoch mit einem Verbremser weg. WM-Rivale Hamilton gewinnt das Rennen von P14, während der Ferrari-Pilot einen Nuller schreibt.
#10 Monaco 2022: Nach dem verkorksten Qualifying 2019 und dem nicht erfolgten Start von der Pole 2021, gab es 2022 die nächste Heimpleite für Leclerc. Am Samstag mit zweieinhalb Zehnteln überlegen auf der Pole, sieht es auch in der Anfangsphase des verregneten Rennens gut für den Monegassen aus. Die Top-Fahrer ...
... sind allesamt auf dem Extrem-Regenreifen unterwegs, doch es zeichnet sich schon früh im Rennen ab, dass der Intermediate deutlich schneller ist. Es will jedoch keiner an die Box, weil man keine Positionen verlieren will, da das Überholen im Fürstentum nahezu unmöglich ist. In Runde 16 steuert der an Rang 3 liegende Sergio Perez zum ...
... Wechsel auf Inters an die Box. Der Red-Bull-Pilot lag vorher 8 Sekunden hinter dem Führenden Leclerc. Bei Ferrari ist man sich jedoch unsicher, was man machen soll: Sofort reinkommen und den Undercut abwehren? Oder später direkt von den Extrem-Regenreifen auf die Trockenreifen wechseln? Während Sainz am Funk auf P2 klar macht, ...
... dass er Variante 2 durchziehen will, wählt Ferrari bei Leclerc keine der beiden Varianten. Erst 2 Runden nach Perez' Stopp holt man den Monegassen rein, aber der Mexikaner hat schon viel zu viel Zeit gewonnen. Leclerc kommt deutlich hinter ihm und auch Max Verstappen heraus, womit P4 und wieder kein Sieg im Fürstentum besiegelt ist.
#9 Belgien 2015: Nach einem Reifenplatzer von Mercedes-Pilot Nico Rosberg im Training steht Pirelli in der Kritik und fordert die Teams im Rennen auf, maximal 22 Runden mit einem Reifensatz zu fahren. Ferrari und Vettel wollen vom 8. Platz in der Startaufstellung jedoch Boden gut machen ...
... und setzen auf eine riskante Einstoppstrategie. Auf Rang 3 liegend fliegt Vettel jedoch 3 Runden vor Schluss mit einem Reifenschaden auf der schnellen Kemmel-Geraden ab. Es war seine 28. Runde auf dem Medium-Reifen. Nach dem Rennen verteidigen Ferrari und Vettel ihre Strategie, kritisieren dafür aber Reifenhersteller Pirelli.
#8 Australien 2016: Von den Plätzen 3 und 4 gestartet, legen die Ferrari-Piloten Vettel und Räikkönen einen Raketenstart hin, überholen beide Mercedes-Piloten in den ersten zwei Kurven und bilden eine Ferrari-Doppelführung. Während der Finne die Pace jedoch nicht mitgehen kann und zurückfällt, baut Vettel seinen ...
... Vorsprung an der Spitze weiter auf Nico Rosberg aus. Nach Fernando Alonsos Horrorunfall in Runde 17 kommt jedoch die rote Flagge heraus, was Vettels Vorsprung vernichtet. Die Teams dürfen beim Rennabbruch die Reifen wechseln, wobei Ferrari die in Runde 13 aufgezogenen weichen Reifen bei Vettel am Auto ...
... lässt. Rosberg, der in Runde 12 auf die mittlere Mischung wechselte, zieht jedoch neue harte Reifen auf, um die restlichen 39 Runden ohne weiteren Reifenwechsel zu absolvieren. Vettel kann beim Neustart mit den gebrauchten weichen Reifen kaum wegziehen und muss später noch einmal rein. Am Ende wird es nicht der Sieg, sondern nur P3.
#7 Brasilien 2022: Im Qualifying zum Sprintrennen in Sao Paulo schwebt Regen über der Strecke in Interlagos. In Q1 und Q2 konnten die schnellsten Zeiten noch mit den Trockenreifen gefahren werden und auch zu Q3-Beginn ist der Asphalt trocken. Ferrari glaubt jedoch an einen schnellen Wetterumschwung und schickt ...
... Leclerc mit Intermediates auf die Strecke. Die Fehlentscheidung wird ersichtlich, doch zur Verwunderung vieler lässt man den Monegassen weiterfahren. Erst 2 Runden später kommt der Wechsel auf Trockenreifen, doch jetzt ist die Strecke zu nass und eine rote Flagge draußen. Leclerc wird 10., während Haas-Pilot Magnussen die Pole holt.
#6 Singapur 2019: Die Vorzeichen für Leclercs 3. Sieg in Serie stehen gut: Von der Pole gestartet kontrolliert der Monegasse das Rennen vor Hamilton und Teamkollege Vettel. In Runde 19 holt Ferrari den Heppenheimer an die Box, um einen Undercut gegen Hamilton zu vollziehen, und das mit Erfolg! Doch als Leclerc ...
... eine Runde später hereinkommt, wird klar, dass Vettel auch der Undercut gegen seinen Teamkollegen gelungen ist. Leclerc schäumt am Funk, dass man ihm den Sieg mit der Strategie weggenommen hat, doch Ferrari behält die Reihenfolge bei. Am Ende steht ein Doppelsieg für die Scuderia, doch möglicherweise in der falschen Reihenfolge?
#5 Monaco 2019: Leclerc ist bei seinem ersten Heimrennen für Ferrari im Fürstentum der umjubelte Star. Mit der schnellsten Zeit im dritten Training gilt er als einer der Favoriten für das wichtigste Qualifying des Jahres. Doch für den Monegassen ist bereits mit Rang 16 in Q1 Schluss, nachdem sich ...
... sein Ferrari-Team verpokerte. Nach den ersten Läufen liegen Vettel und Leclerc nur im Mittelfeld, doch man entscheidet sich, den Lokalmatador in der Box zu lassen und Reifen zu sparen. Die Strecke wird jedoch immer besser, sodass Leclerc auf P16 rutscht und keine Chance mehr hat, seine Zeit zu verbessern. Leclerc ...
... sieht sich nach dem Qualifying-Debakel gezwungen, im Rennen mehr Risiken einzugehen, da das Überholen in Monaco als nahezu unmöglich gilt. Nach einigen starken Manövern und 4 gutgemachten Positionen, kommt es in Runde 9 zu einem Kontakt mit Nico Hülkenberg in der Rascasse: Ausfall beim Heimrennen.
#4 Belgien 2022: Mit einer Gridstrafe im Gepäck war es klar, dass die Chancen von Leclerc in Spa eher gering sind. Im Rennverlauf zeigt sich, dass Ferrari gegen die Pace von Red Bull komplett chancenlos ist. Da Leclerc kurz vor Schluss auf Rang 5 liegt, beordert ihn Ferrari in Runde 42 von 44 zur Box, um ...
... die schnellste Runde anzugreifen. Leclerc will aber nicht: "Ich würde es dieses Mal nicht riskieren", funkt er. Ferrari beharrt jedoch darauf und Leclerc kommt hinter Fernando Alonso im Alpine auf P6 zurück auf die Strecke und muss den Spanier in seiner entscheidenden Runde überholen. Die schnellste Rennrunde verpasst er um ...
... satte sechs Zehntel, was zeigt das Ferraris Unterfangen bei dem knapp bemessenen Abstand zu Alonso höchst riskant war. Doch viel schlimmer: Bei der Boxeneinfahrt überschreitet der Monegasse das Geschwindigkeitslimit, wofür er eine Fünf-Sekunden-Strafe kassiert, die ihn auf P6 spült. Der Poker für einen Punkt ging gehörig in die Hose.
#3 Großbritannien 2022: Im WM-Duell gegen Red Bull sieht es für Leclerc nach einer großartigen Chance aus, viele Punkte gutzumachen, nachdem der Führende Max Verstappen in Silverstone mit einem Problem am Unterboden bis auf den 7. Platz durchgereicht wird. Leclerc kann trotz eines leichten Frontflügelschadens ...
... auf seinen Teamkollegen Carlos Sainz, der an erster Stelle liegt, aufholen und wird nach rundenlangen Diskussionen am Funk über eine mögliche Teamorder schließlich durchgelassen. Leclerc fährt an der Spitze davon und sieht wie der sichere Sieger aus, ehe Ocon mit einem Defekt ein Safety-Car gegen Rennende auslöst. Doch ausgerechnet ...
... Spitzenreiter Leclerc lässt Ferrari auf alten harten Reifen draußen, während man Sainz, der zu diesem Zeitpunkt 5 Sekunden dahinter auf P2 liegt, frische Soft-Reifen montiert. Beim Neustart ist der Monegasse komplett chancenlos und wird von Sainz geschluckt, wobei sich der Spanier einer Teamorder des Ferrari-Teams widersetzt. Am Ende ...
... wird Leclerc nur 4., womit er nur 6 Punkte auf Verstappen in der WM aufholt, während Sainz gewinnt. Die Frage, die sich stellt: Warum hat Ferrari nicht beide Autos reingeholt? Die Antwort von Ferrari: Weil man mit Sainz nicht die Position gegen Hamilton verlieren wollte. So hat allerdings Leclerc gleich 3 Plätze und den Sieg verloren.
#2 Japan 2018: Erneut droht im letzten Qualifyingsegment Regen, während die Strecke mit Start des Q3 noch hauptsächlich trocken ist. Ferrari schickt jedoch sowohl Vettel als auch Räikkönen mit Intermediates auf die Strecke, während der Rest mit Trockenreifen Bestzeiten fährt. Nach der Outlap holt Ferrari beide Piloten rein und wechselt ...
... auf Trockenreifen. Die Strecke ist jedoch schon deutlich feuchter als zuvor. Räikkönen kann sich noch auf den 4. Platz retten, während Vettel in der Löffel-Kurve auf dem nassen Randstein ausrutscht und nur 9. wird. Die Strecke wird immer nasser, weshalb beide Ferraris bei ihren zweiten Versuchen von der Strecke fliegen.
#1 Russland 2019: Totales Chaos am Funk bei Ferrari: Der von der Pole ins Rennen gegangene Leclerc zieht den an Rang 3 gestarteten Vettel im Windschatten auf dem langen Weg zur ersten Bremszone, um eine Ferrari-Doppelführung zu kreieren. Der Plan geht auf, doch statt Leclerc führt nun ...
... Vettel das Rennen an. In der Folge fordert der Monegasse sein Team auf, die Führung wieder übernehmen zu dürfen, da dies so vor dem Rennen abgesprochen wurde. Vettel will den Platz trotz mehreren Aufforderungen seines Teams aber nicht hergeben. Der Heppenheimer kann nun wegziehen, doch Ferrari versucht ...
... die alte Ordnung durch einen Undercut von Leclerc wiederherzustellen. Als Vettel in Runde 26, und damit vier Runden später als sein Teamkollege, sein Reifenwechsel absolviert, ist der Monegasse tatsächlich vorne. Nur 2 Runden später fällt Vettel mit einen Motorproblem jedoch aus und stellt sein Auto ungünstig ...
... im letzten Sektor ab. Das virtuelle Safety-Car wird aktiviert und beide Mercedes-Piloten an der Spitze legen zeitsparend ihren ersten Stopp ein. Vettel ist raus und Leclerc jetzt nur noch bereinigt 3., wo er auch am Ende landet. Aus einem ungefährdeten Doppelsieg wurde somit nur der dritte Platz für Ferrari in Sotschi.
Ferrari und Strategie: Zwei Wörter, die in den letzten Formel-1-Saisons nicht zusammenpassten - Ein Rückblick auf die 25 größten Chaos-Momente seit 2015