Der gemeinsame Weg
Felipe Massa pflegt seit seinem Formel-1-Debüt eine innige Freundschaft zu seinem Kollegen Michael Schumacher. "Wir haben viel zusammen durchgemacht. Er war ein wichtiger Mensch in der Zeit, als meine Karriere in der Formel 1 vor zwölf Jahren begann. Wir waren immer zusammen. Michael hat mir alles beigebracht. Umgang mit Menschen, Umgang mit dem Auto. Ich habe mir viel von ihm abgeguckt und bin ihm auf ewig dankbar für die gemeinsame Zeit", sagt der Brasilianer.
2002 feiert Massa sein Debüt bei Sauber. Er überzeugt das Team mit seinen Testfahrten und holt in seiner ersten Saison vier Punkte, was den 13. Platz in der Gesamtwertung bedeutet. 2003 verliert er sein Cockpit sogleich wieder an Heinz-Harald Frentzen. Er bleibt der Formel 1 jedoch als Testfahrer für Ferrari erhalten.
Dort fährt zu dieser Zeit Michael Schumacher schon um seinen sechsten WM-Titel. Als stiller Beobachter in der Garage kann Massa schon damals viel vom Deutschen lernen.
2004 holt Sauber Massa zurück hinters Steuer, wo er zwei Jahre lang wieder aktiv Erfahrungen sammeln kann. Mit Schumacher tauscht er sich während dieser Zeit noch immer gerne intensiv aus.
Als Nachfolger von Rubens Barrichello verpflichtet Ferrari 2006 schließlich Massa als Teamkollegen des inzwischen siebenmaligen Weltmeisters Schumacher und hat damit eine Fahrerpaarung, die nicht besser miteinander klarkommen könnte. Viele befürchten jedoch, Massa sei lediglich als Wasserträger für Ferraris Nummer 1 geholt worden.
Doch Massa bringt auch Leistung. Schon beim fünften Rennen der Saison holt er sich seine erste Podiumsplatzierung. Beim Grand Prix von Europa auf dem Nürburgring heißt der Sieger Schumacher, weswegen Ferrari doppelten Grund zur Freude hat.
Auch Massa erster Sieg lässt nicht lange auf sich warten. In der Türkei ist er der strahlende Sieger und kann auf dem Podium mit Kollege Schumacher anstoßen, der das Rennen als Dritter beendet.
Die Zusammenarbeit der beiden in Freundschaft verbundenen Teamkollegen endet schon nach nur einem Jahr. Schumacher gibt zum ersten Mal seinen Abschied als aktiver Fahrer aus dem Formel-1-Zirkus bekannt und macht Platz für Kimi Räikkönen. Massa winkt seinem Freund und Idol vom Siegertreppchen zum Abschied.
Schumacher bleibt dem Team allerdings in beratender Funktion erhalten und unterstützt damit nicht nur Ferrari im Allgemeinen, sondern auch den kleinen Brasilianer im Speziellen, der sich 2007 Räikkönen geschlagen geben muss. Der Finne holte sich nämlich prompt die Weltmeisterschaft im Jahr 1 nach "Schumi", während Massa nur Gesamtvierter wird.
Es müssen aufbauende Worte sein, die Schumacher seinem Weggefährten ins Ohr flüstert, denn 2008 greift Massa wieder voll an, kämpft bis zum Schluss um den Titel und hält die WM-Krone sogar für ein paar Sekunden in den Händen, bevor er sie im dramatischten aller Saisonfinale an Lewis Hamilton verlor.
2009 ist das Schicksalsjahr des Ferrari-Piloten Massa. Bei einem Unfall während des Qualifyings in Ungarn zieht er sich eine Schädelverletzung zu, muss notoperiert werden und den Rest der Saison abhaken. Zwar kann er schnell wieder vollkommen genesen, an die Leistung vor diesem Ereignis vermag er aber nicht wieder anknüpfen. Durch diese Erfahrung kann Massa jedoch in Ansätzen nachvollziehen, was Schumacher und seine Familie durchmachen müssen.
Da Massa für den Rest der Saison 2009 ausfällt, steht auf der Suche nach Ersatz der Name Schumacher ganz oben auf der Wunschliste der Italiener. Den Spekulationen über eine so frühe Rückkehr des Rekordweltmeisters wird jedoch ein jähes Ende gesetzt, als sich herausstellt, dass dieser wegen eines Motorradunfalls noch nicht fit genug für die Belastungen eines Formel-1-Boliden ist.
2010 hat Schumacher seine Verletzung jedoch auskuriert und Massa kann sich über die Rückkehr seines Freundes freuen, wenn auch nicht als Teamkollege. Denn der Deutsche unterschreibt bei Mercedes, um dem neu aufgestellten Werksteam unter die Arme zu greifen. Seine Erfolge halten sich dort aber in Grenzen. Er belegt am Ende des Jahres Rang neun in der Gesamtwertung, während Massa als Sechster gewertet wird.
Auch die Saison 2011 hält für beide Piloten keine großen Erfolge bereit. Massa belegt am Ende erneut Platz sechs. Schumacher wird Achter.
Drei Jahre nach seinem vieldiskutierten Comeback beendet Schumacher 2012 seine Karriere erneut, endgültig und aus freien Stücken, wie er betont. Hinter vorgehaltener Hand munkelt man jedoch, dass Mercedes ohnehin schon ohne den Routinier plant. Immerhin hat man schon ein Auge auf Lewis Hamilton geworfen. Bei Massas Heim-Grand-Prix in Brasilien verabschiedet sich Schumacher jedenfalls ein weiteres Mal von Fans und Kollegen.
Massa hängt indes noch ein Jahr bei Ferrari dran, das er jedoch weiterhin im Schatten von Fernando Alonso verbringen muss. Beinahe logisch erscheint dann der schlussendliche Wechsel nach acht Jahren Ferrari zu einem anderen Traditionsteam: Williams.
Heute wünscht sich Massa, mit seinem alten Freund Schumacher noch einmal im Fahrerlager über die Formel 1 fachsimpeln zu können.
Der gemeinsame Weg