Die Formel-1-Piloten vor dem Spanien-Grand-Prix
"Die Runde beginnt mit einer langen Geraden, die auch eine DRS-Zone aufweist", klärt Hamilton auf. "Es ist sehr wichtig, den richtigen Bremspunkt für die erste Kurve zu finden und viel Geschwindigkeit durch den Scheitelpunkt mitzunehmen, ohne dabei zu weit in Kurve zwei hineingetragen zu werden. Von dort geht es direkt weiter in Kurve drei, die einfach super ist: Dort wirken hohe G-Kräfte und sie wird im Qualifying beinahe mit Vollgas durchfahren. Es ist entscheidend, den Schwung durch die ersten drei Kurven mitzunehmen."
"In Kurve vier kann man je nach Windrichtung und Abstimmung der Vorderachse deines Autos recht einfach Untersteuern haben, dann wird man in der Kurve zu weit rausgetragen", so Hamilton weiter. "Kurve fünf ist eine recht lange Kurve, in der man den Scheitelpunkt etwas schneidet. Es ist wichtig, eine gute Geschwindigkeit auf die Gerade in Richtung der Kurven sechs und sieben mitzunehmen. Dort beginnt die Strecke bis Kurve acht anzusteigen. Die schnelle Kurve neun und die Gegengerade verlaufen dann wieder gerade."
Im finalen Sektor Barcelonas muss Hamilton dann auf seinen Rückenspiegel achten. Dort könnte zum Beispiel Rosberg näherkommen. "Die letzten Kurven sind recht knifflig, weil die Hinterreifen nun schon sehr heiß sind. Es ist schwierig, in Kurve 14 und 15 einzulenken, ohne zu viel Übersteuern zu haben. Der Kurvenausgang ist hier wieder entscheidend. Man gibt im letzten Teil Vollgas und kommt erneut auf die lange DRS-Gerade, um eine weitere Runde zu beginnen. Dies ist die beste Überholstelle der Strecke."
Das erste Rennen in Europa bedeutet gleichzeitig eine starke Reduzierung der Flugmeilen. Die vielen zu erwartenden Updates kommen schneller an die Strecke. "Eine der Besonderheiten dieses Rennwochenendes ist es, dass es der Auftakt zur Europasaison ist", betont Rosberg noch einmal. "Damit kehren auch die Teamtrucks und Motorhomes ins Fahrerlager zurück. Aber dieses Rennen stellt noch aus einem anderen Grund eine Besonderheit dar: Beim Großen Preis von Spanien erreichen wir einen entscheidenden Punkt in der Saison, ab dem man die Performance des eigenen Autos so langsam mit jener der anderen Fahrzeuge vergleichen kann. Das ist ein wichtiger Moment für alle Teams."
Adrian Sutil macht sich weniger Gedanken um die Reise-, als viel mehr um die Rennabstimmung: "Der Circuit de Catalunya ist eine schöne Strecke mit hohen aerodynamischen Anforderungen an das Auto. Wir müssen bei der Aerodynamik-Abstimmung der Fahrzeuge einen Kompromiss finden. Wenn man das Auto für die beiden ersten Sektoren optimal abstimmt, hat man dafür im letzten Sektor einen Nachteil, oder umgekehrt."
Teamkollege Esteban Gutierrez freut sich auf die spanische Stimmung: "Ich mag den Circuit de Catalunya sehr und fahre dort gerne. In jeder Rennserie, an der ich teilnahm, habe ich die Atmosphäre auf dieser Strecke sehr genossen. Im letzten Jahr gelang es mir sogar, die schnellste Rennrunde zu fahren. Ich bin bereit, das Maximum zu geben und das Beste aus dem Auto herauszuholen."
Auch Romain Grosjean hat es gern, wenn er bei Autogrammwünschen keine großen Sprachbarrieren überwinden muss: "Es ist immer nett, den europäischen Fans zu begegnen. Ich freue mich, wieder nach Barcelona zurückzukehren. Ich habe ein paar gute Erinnerungen an diesen Kurs auf dem ich 2012 Vierter geworden bin. Es ist eine Strecke, die jeder sehr gut kennt."
Für Pastor Maldonado ist Barcelona nicht nur der Ort, wo er 2012 seinen ersten Formel-1-Sieg erzielen konnte, er fühlt sich dort auch fast wie Zuhause: "Es gibt natürlich Strecken, die um einiges dichter an Venezuela liegen, aber Barcelona bedeutet mir sehr viel, da es dort eine große Venezuelanische Gemeinschaft gibt und meine Muttersprache ja Spanisch ist. Ich hoffe also, viele Flaggen an der Strecke zu sehen und auf große Unterstützung. Es ist immer schön, vor den eigenen Fans zu fahren und ich bin fest entschlossen, meine gute Statistik hier weiterzuführen."
Sebastian Vettel reist mit weniger Sentimentalitäten an. Der in diesem Jahr durch viele Rückschläge geplagte Weltmeister analysiert nüchtern: "Die Strecke ist eine Kombination aus 180-Grad-Biegungen, schnellen und schwungvollen Kurven und Höhenunterschieden. Es gibt nicht viele Überholmöglichkeiten, daher ist es wichtig, im Qualifying eine gute Startposition zu erzielen. Durch die langen, schnellen Kurven kommt der Kurs einem Auto mit hoher aerodynamischer Effizienz entgegen. Diese sehr schnellen Kurven machen die Strecke jedoch auch zu einer Herausforderung für die Reifen, weswegen viel Boxenstopps typisch für das Rennen sind."
Boxennachbar Daniel Ricciardo freut sich schon auf die nächste Gelegenheit, seinen Teamkollegen zu ärgern: "Ich habe das Fahren auf dem Circuit de Catalunya immer genossen und finde, dass es eine tolle Strecke ist. Der Kurs hat von Allem etwas, weswegen er so beliebt zum Testen ist. Der erste Sektor ist recht nett durch seine fließenden Kurvenkombinationen. Der zweite Sektor ist ein weniger technischer, aber auch sehr interessant. Der letzte Sektor ist schließlich nicht mehr so gut. Man kann verstehen, warum sie den geändert haben, aber ich nehme an, dass das alte Layout aufregender war."
Der Australier will wieder vorne angreifen und am liebsten ums Podium kämpfen. "Es ist eine gute Strecke zum Verteidigen, was aber auch ein hohes Maß an Konzentration und das richtige Setup voraussetzt. Die Schwierigkeit ist, dass man auf der langen Start-und-Ziel-Geraden wenig Abtrieb braucht, was dich aber auf dem Rest der Runde beeinträchtigen kann und das Auto schwierig unter Kontrolle zu bringen macht. Die richtige Balance zu finden ist nicht einfach."
Wird Nico Hülkenberg beim fünften Rennen der Saison wieder ein Kandidat für die Top 6 sein? "Auch wenn wir die Strecke auswendig kennen, bleibt es trotzdem einer harter, kniffliger Kurs", sagt er. "Es ist eine dieser Strecken, auf denen es besonders darauf ankommt, die Balance des Autos zu optimieren. Wenn man sich im Auto nicht total wohl fühlt, dann wirkt sich das auf die Rundenzeit aus. Barcelona ist wegen der schnellen Kurven in den ersten beiden Sektoren der wahre Test für den Abtrieb. Die Traktion in den langsamen Kurven im letzten Sektor ist ebenfalls wichtig. Dort sollten wir stark sein."
Teamkollege Sergio Perez will in Spanien die Muskeln spielen lassen: "Ich mag Barcelona, für mich zählt der Kurs zu den besten im ganzen Kalender. Er ist mit einem Mix aus allem sehr komplett, und es gibt einige sehr lange, schnelle Kurven. Es ist physisch eine Herausforderung, besonders für den Nacken, denn es gibt sehr viele Rechtskurven. Aber es macht Spaß, dort ein Formel-1-Auto zu fahren. Es ist immer ein Rennen, zu dem die Teams neue Updates mitbringen. Also wird es interessant sein zu sehen, welche Leistung alle dort bringen werden."
Die Formel-1-Piloten vor dem Spanien-Grand-Prix