Was in Suzuka sonst noch geschah: Lotus isst Lieferpizza, Mercedes Wiener Schnitzel und RTL Cremetorte
Es ist eine der Storys des Suzuka-Wochenendes 2015: Lotus' Finanznöte sind inzwischen so arg, dass sich das Team die umgerechnet rund 30.000 Euro Miete für das Hospitality-Häuschen nicht mehr leisten kann. CEO Matt Carter hängt indes ständig am Telefon, um die Insolvenz abzuwenden und den überlebenswichtigen Renault-Deal einzufädeln.
Und wer keine Hospitality hat, der hat auch kein Essen für die Mechaniker. Die bestellen am Donnerstag kurzerhand Pizza bei einem Lieferservice - und bezahlen dafür mutmaßlich aus eigener Tasche. Ab Freitag dürfen sie in die Paddock-Club-Kantine, auf persönliche Einladung von Bernie Ecclestone - bei dem sich das Team via Twitter artig bedankt.
Die Einladung gilt aber nicht für Teammanagement (Gerard Lopez ist bei Ecclestone schon lange nicht mehr willkommen) und Fahrer. Jolyon Palmer nimmt's mit Humor: Nach gerade mal einer Installation-Lap am verregneten Freitagmorgen schnappt er sich Nachos und Kaffee - ganz "old school" auf einem Werkzeugkoffer.
Da geht's diesen Herren schon besser: Niki Lauda (seine Ehefrau Birgit hat vor Suzuka erfolglos versucht, ihn zum Kauf einer neuen Dachgeschoßwohnung in Wien zu überreden) und Toto Wolff haben offenbar keine Lust auf Sushi... Und genießen stattdessen, ganz klassisch österreichisch, ein Wiener Schnitzel.
Und verdienen sich die Mahlzeit auch mit ihrer harten Arbeit. Mal kümmert sich Toto um Lewis, ...
... mal Niki um Nico. Und das funktioniert bisweilen ja auch ganz gut. Zuckerbrot und Peitsche eben.
Von wegen "Eier baumeln lassen": Mercedes hat sich Sebastian Vettels Spruch aus erfolgreicheren Red-Bull-Tagen offensichtlich zu Herzen genommen und arbeitet bis spät in die Nacht hinein am Projekt zweiter Doppel-WM-Titel. Das gilt besonders für Nico Rosberg, der schon nach Singapur lieber mit den Ingenieuren im Hotelzimmer am nächsten Setup tüftelte, statt sich irgendwo in Tokio beim Sightseeing zu vergnügen.
Hart gearbeitet wird auch bei Honda, der Erfolg fehlt aber noch. Nur eines ist seit den Glanzzeiten in den 1990er-Jahren nicht anders geworden: Die Entwicklungsbasis in Sakura erinnert eher an ein Krankenhaus mit Chirurgen als an eine Racing-Fabrik mit Ingenieuren.
Diesen Grand-Prix-Besuch hätten sie sich wohl lieber erspart: Takahiro Hachigo, CEO von Honda, und Ron Dennis, CEO der McLaren-Gruppe, in der Startaufstellung - noch nicht ahnend, dass ihnen Fernando Alonsos Funksprüche wenig später einen der schwärzesten Tage ihrer sportlichen Laufbahn bescheren würden.
Da erinnert man sich doch lieber an goldene McLaren-Honda-Tage wie jenen 20. Oktober 1991, als Ayrton Senna Weltmeister wurde und Gerhard Berger in der letzten Kurve den Sieg schenken konnte. In exakt diesem McLaren-Honda MP4/6, mit dem Berger auch 24 Jahre später noch bei seiner Demofahrt frenetisch gefeiert wird.
Genau wie Jenson und Jessica Button. Sie ist halbe Japanerin, er inzwischen auch - zumindest im Geiste. Als sich die beiden kennengelernt haben, war Button schon Honda-Fahrer. Der Kreis schließt sich. Big in Japan!
Bombenstimmung beim Ultra-Music-Festival in Tokio, und eine kleine, aber feine Formel-1-Fraktion ist mittendrin: Jessica Button, Kamui Kobayashi, James Rossiter, Jenson Button und dessen Physio Chris Buncombe.
Party machen, das konnte auch der große Ayrton Senna. Vor 25 Jahren hat er erst Alain Prost absichtlich abgeschossen und dann in dieser Log-Cabin-Bar (inzwischen leider geschlossen) beim Karaoke bis tief in die Nacht hinein seinen zweiten WM-Titel gefeiert.
Ja, er stellt sich gar nicht so dumm an, beim Sumo-Ringen, der gerade mal 66 Kilo schwere Sonnyboy Daniel Ricciardo. Zumindest besser als Teamkollege Daniil Kwjat. Aber dass er letztendlich keine Chance hat, versteht sich von selbst: "Das ist so, als würdest du gegen eine Ziegelmauer laufen!"
Apropos Ricciardo: Felipe Massa sendet via Twitter liebe Grüße an den Dauerlächler aus Australien - und meint, in einem japanischen Supermarkt endlich die richtige Zahnbürste für seinen Kollegen gefunden zu haben...
Gelächelt wird auch bei RTL: Formel-1-Vertrag erst kürzlich verlängert, jetzt in Suzuka 400. Grand-Prix-Übertragung - darauf darf man durchaus mal anstoßen. Kai Ebel wird sogar die Ehre zuteil, die Podiums-Interviews vor einem weltweiten Millionenpublikum zu führen. Dass dabei zuerst die Technik versagt, steckt er als Vollprofi locker-lässig weg.
Wir haben uns schon gewöhnt an diesen Anblick: Mercedes feiert mit einem Teamfoto einen Doppelsieg (zum achten Mal in der Formel-1-Saison 2015) - und Hamilton ist sogar beim Davonlaufen vor der Champagnerdusche schneller als Rosberg.
Er sitzt da schon im Flieger nach Hause: Sebastian Vettel freut sich nicht nur über Platz eins und drei beim Asien-Double - sondern vor allem darauf, seine Lebensgefährtin und seine beiden Töchter wieder zu sehen. In diesem Sinne: Viel Spaß, Seb, und bis zum nächsten Mal!
Was in Suzuka sonst noch geschah: Lotus isst Lieferpizza, Mercedes Wiener Schnitzel und RTL Cremetorte