Wer heute nicht mehr in einem Nachwuchsprogramm der Formel 1 ist, hat fast keine Chance auf ein Cockpit: Wie haben sich die Junioren von Red Bull & Co. geschlagen
Er ist der aktuelle Meister der Formel 2: Felipe Drugovich. Doch weil der Brasilianer keinem Nachwuchsprogramm zugehörig ist, muss er 2023 mit der Rolle als Testfahrer bei Aston Martin vorliebnehmen. Ohne Juniorenvertrag geht fast nichts! Wir zeigen dir, wie die heißesten Junioren der einzelnen Teams 2022 abgeschnitten haben.
Red Bulls heißestes Eisen heißt Liam Lawson. Der Neuseeländer durfte für Red Bull und AlphaTauri drei Freie Trainings fahren und belegte mit vier Saisonsiegen Platz drei in der Formel 2. Den Platz von Pierre Gasly bei AlphaTauri bekam er trotzdem nicht und wird 2023 in die japanische SuperFormula gehen.
Ayumu Iwasa hat in seinem ersten Formel-2-Jahr überrascht. Der blitzschnelle Japaner wurde auf Anhieb Fünfter und hätte mit einem starken Jahr 2023 vielleicht Chancen, seinen Landsmann Yuki Tsunoda zu ersetzen, sollte sich dieser nicht steigern können.
Auch bei Red Bull unter Vertrag ist Jehan Daruvala, der von Force India damals als Indiens große Formel-1-Hofffnung hochgezüchtet wurde. Nur ein Sieg im dritten Formel-2-Jahr und Platz sieben sind aber eine Enttäuschung. Seine Zukunft ist offen, fest steht nur, dass er die Rolle als Reservist bei Formel-E-Team Mahindra einnehmen wird.
Auch für ihn war 2022 eine Enttäuschung: Als Formel-3-Meister war Dennis Hauger mit großen Ambitionen aufgestiegen, am Ende wurde es bei Topteam Prema nur Platz zehn in der Formel 2. Er wird 2023 mit MP Motorsport einen neuen Anlauf wagen.
Ganz frisch bei Red Bull ist Enzo Fittipaldi. Der Enkel von Ex-Weltmeister Emerson Fittipaldi fuhr 2022 noch nicht unter dem Bullen-Banner, überzeugte bei Underdog Charouz mit Platz acht aber so, dass er ab sofort unter Vertrag steht und 2023 zum besseren Carlin-Team wechseln kann.
Für ihn ist der Zug hingegen abgefahren: Jüri Vips durfte in Barcelona das Freie Training für Red Bull fahren, wurde kurz darauf aber aufgrund einer rassistischen Äußerung beim Videospielen entlassen. Weil es auch sportlich mit Platz elf in der Formel 2 nicht lief, dürfte seine Formel-1-Chance dahin sein.
Ein schlechtes letztes Wochenende in Monza kostete Isack Hadjar den möglichen Titel in der Formel 3, die er "nur" als Vierter abschloss. Trotzdem könnte es für den Franzosen nach oben gehen. Auch in der Formel 3: Der Amerikaner Jak Crawford (7.) und der Brite Jonny Edgar (12.), der aufgrund einer chronischen Krankheit zeitweise aussetzte.
Weitere Red-Bull-Junioren im Formelsport: Ren Sato (im Bild, Zwölfter in der SuperFormula), Souta Arao (Dritter in der Französischen Formel 4), Yuto Nomura (Siebter in der Französischen Formel 4) sowie Enzo Tarnvanichkul (Kartsport).
Bei Ferrari ist die Auswahl nicht ganz so groß. Man hat Robert Schwarzman, der 2022 keine Renneinsätze hatte. Der Nächste in der Reihe wäre Oliver Bearman, der manchmal etwas ungestüm war, am Ende aber Vizemeister in der Formel 3 wurde und seinen Aufstieg mit Prema in die Formel 2 verdient hat.
Dort wird er auf Arthur Leclerc treffen, der dort seine erste Saison für DAMS bestreiten wird. Der Bruder von Charles Leclerc war 2022 Teamkollege von Bearman bei Prema und landete mit einem Saisonsieg auf Platz sechs.
Alle anderen Ferrari-Junioren sind noch weit weg von der Formel 1. Dazu gehören James Wharton (Bild, Formel 4), Maya Weug (Formel 4), Rafael Camara (Formel 4), Dino Beganovic (Meister der Formula Regional Europe) und Laura Camps Torras (Kartsport).
Aussichtsreichster Kandidat bei Mercedes ist Frederik Vesti, der in Abu Dhabi Formel-1-Luft schnuppern durfte. Der Däne wurde in seinem ersten Formel-2-Jahr Neunter und wechselt 2023 von ART zu Prema.
Hoch gehandelt wird auch der Italiener Andrea Kimi Antonelli, der 2022 die Deutsche und Italienische Formel 4 gewann und in die Formula Regional aufsteigen wird. Außerdem bei Mercedes: Paul Aron (Dritter der Formula Regional Europe) sowie Alex Powell, Yuanpu Cui und Luna Fluxa (alle Kartsport).
Alpine hat sein Nachwuchsprogramm nach dem Desaster um Oscar Piastri infrage gestellt, besitzt aber einige Talente im Kader. Größter Profiteur der Saga scheint Jack Doohan zu sein, der Sechster in der Formel 2 wurde, seine ersten Formel-1-Einsätze hatte und 2023 für Virtuosi an den Start gehen wird.
Für den Briten Oliver Caldwell war der Sprung in die Formel 2 deutlich schwieriger. Er fuhr eine enttäuschende Saison für Campos, kam nur zweimal überhaupt in die Punkte und landete nur auf Platz 21. Das war keine Empfehlung!
Die hat dafür Victor Martins abgegeben. Der Franzose konnte sich in einem spannenden Finale den Titel in der Formel 3 sichern und steht vor dem Aufstieg in die Formel 2. Mit dem Brasilianer Caio Collet hatte Alpine noch ein zweites Formel-3-Eisen, er wurde Achter.
Sein Aufstieg galt eigentlich als Formsache, doch Sauber-Junior Theo Pourchaire verpasste als Zweiter den Formel-2-Titel am Ende doch deutlich gegen Felipe Drugovich. Er durfte für Alfa Romeo testen, doch erst einmal setzt das Team weiter auf Guanyu Zhou. Außerdem bei Sauber: Roberto Faria (Fünfter der Britischen Formel 3).
Für ihn wird der Formel-1-Traum hingegen wahr: Logan Sargeant wird 2023 Stammfahrer für Williams in der Formel 1. Am Ende wurde es für ihn noch spannend, ob er die notwendigen Superlizenzpunkte zusammenbekommt, doch Platz vier in der Endwertung der Formel 2 (zwei Siege) hat gereicht.
Bei Roy Nissany müssen wir ehrlich sein: Er wird es nicht in die Formel 1 schaffen. Trotzdem gehört der Israeli weiter zum Williams-Kader und wird sich 2023 erneut an der Formel 2 versuchen - zum fünften Mal. Er geht für das neue deutsche Team PHM an den Start. 2022 wurde er 19.
Was mit ihrer Zukunft ist, da sind wir auch gespannt: Zum dritten Mal im dritten Anlauf holte sich Jamie Chadwick den Titel in der W-Serie, die allerdings ihre Saison vorzeitig abbrechen musste. Geht es für sie aus der Sackgasse? In der Formel 3 wurde Zak O'Sullivan Elfter, Oliver Gray in der Britischen Formel 4 Vizemeister.
Von 2019 bis 2021 hatte McLaren gar keinen Junior, seitdem ist der Amerikaner Ugo Ugochukwu der Einzige. Nach seinem dritten Platz in der Britischen Formel 4 hat er aber noch einen weiten Weg bis in die Formel 1.