Weltweit leidet die Formel 1 unter Zuschauerschwund, aber diese Fans werden der Königsklasse auf ihre ganz eigene Art und Weise treu bleiben
#10: Abu Dhabi und Bahrain. Reiche Scheichs und kurze Höschen - zugegeben, das ist nur grenzwertig in den Bereich Fankultur aufzunehmen. Aber am Persischen Golf ist man Fan der Möglichkeit, Reichtum und Wüstenatmosphäre in der Weltöffentlichkeit zu präsentieren. Dass dabei noch einige Rennwagen den Sand aufwirbeln, ist netter Nebeneffekt.
#9: China. Im Reich der Mitte mag der eine oder andere Formel-1-Fan sein, es verstecken sich aber gefühlte 80 Prozent der Kimi-Räikkönen-Fans in China. Ohne Personenschutz schafft es der Finne nicht einmal von der Box in die Hospitality, weshalb es 2013 mehr als sechs Lotus-Mitarbeiter und einen Gabelstapler brauchte, um ihn gesund von der Strecke ins Hotel zu schaffen.
#8: Monaco. Ähnlich wohlhabend wie in den Golfstaaten genießt man Motorsport auch in Monaco. An das Erdbeben im Champagnerglas hat man sich dabei über viele Jahre hinweg gewöhnt und so lässt es sich freimütig von der Yacht oder dem Balkon eines Luxus-Apartments winken. Zum Sehen und Gesehen werden gibt es kaum einen besseren Ort.
#7: USA. Den US-Amerikanern muss man in Sachen Motorsport nichts vormachen. Man sollte ihnen nur irgendwie beibringen, dass die Formel 1 ein ähnliches Spektakel wie ihr geliebtes NASCAR oder IndyCar bieten kann. Nico Hülkenberg und Co. schmeißen sich anlässlich des Wildwest-Spektakels in Texas regelmäßig ins Cowboy-Outfit und versuchen, die Fans für ihre Sache zu begeistern. In Austin hat das bisher ganz gut geklappt, allerdings säumen auch zahllose Mexikaner die Strecke...
#6: Deutschland: Camping, Dosenbier und Motorsport. Das gehörte zum Neunzigerjahre-Schick der Deutschen, hielt aber nur eine "Schumania" lang an. Den britischen Fans stand man damals in nichts nach. Eine Generation später sieht die Sache anders aus: Weder vier deutsche Fahrertitel in Folge noch ein dominanter Hersteller mit Silberpfeil-Tradition schaffen es, die Ränge in Hockenheim oder am Nürburgring zu füllen.
#5: Österreich. Die Motorsport-Leidenschaft überlebte die goldenen Zeiten eines Niki Lauda oder eines Gerhard Berger. Als im vergangenen Jahr der Grand-Prix-Zirkus nach Spielberg zurückkehrte, galt es zu beweisen, dass in der Steiermark noch immer Formel 1 gelebt wird. Das glückte mit Bravour. Zugegeben, begünstigt durch den spendablen oder einfach nur geschäftstüchtigen Brausebaron Dietrich Mateschitz, aber Atmosphäre hätte selbst Red Bull nicht so einkaufen können.
#4: Brasilien. Ist es ein Fußballstadion? Ein Popkonzert? Nein, es ist die Formel 1 in Brasilien. Das Wort "Leidenschaft" hat hier Methode und die Stadionatmosphäre ist legendär. Da braucht es keinen Nelson Piquet oder Ayrton Senna, da braucht es nicht einmal ein dramatisches Saisonfinale mit brasilianischer Beteiligung. Es reicht ein Felipe Massa auf Platz drei und selbst dem Übeltäter der dramatischen WM-Entscheidung 2008 wird noch zugejubelt: Lewis Hamilton haben die heißblütigen Südamerikaner mittlerweile vergeben.
#3: Japan. Jahr für Jahr entfaltet sich in Jaüan die wohl kreativste Fankultur der Welt. Kleine Kinder als Mini-Mechaniker verkleidet sind noch unspektakulär. Von verzierten Fingernägeln über Manga-Piloten bis zum Ferrari-Pferdekopf gab es in Suzuka schon beinahe alles am Fan zu sehen. Der japanische Anhänger zeichnet sich aber durch seine Ausdauer aus, denn die Ränge sind von den ersten Aufbauten am Donnerstag vor dem Grand Prix bis zum späten Sonntagabend gefüllt - wenn nur noch die Gabelstapler Rennen fahren.
#2: Großbritannien. Camping, Dosenbier und Motorsport. Das hatten wir doch schon einmal, oder? Mit bedingungsloser Solidarität, guter Laune bei jedem Wetter und Union-Jack-Gummistiefeln haben sich die Briten im Mutterland des Motorsports eine beständigere Fankultur als in Deutschland erarbeitet. "Die Tribünen sind immer voll, ganz gleich, ob es brütend heiß ist, stürmt oder regnet. Egal, wie es im Rennen läuft, du wirst immer angefeuert", schwärmt Jenson Button von seinen Fans. Ähnliches sagt er aber auch über Japan...
#1: Italien. Ein Land sieht Rot. Wer in Italien geboren wird, muss das Tifosi-Gen in sich tragen. Und wer keinen Ferrari-Sticker auf der Kleidung hat, der darf ausgepfiffen werden. Ähnlich wie in Brasilien ist die Beschreibung "leidenschaftlich" beinahe untertrieben, nur konzentriert sich die Begeisterung ausschließlich auf die Scuderia aus Maranello - und nach Michael Schumacher die kompletten Hoffnungen auf Sebastian Vettel.
Weltweit leidet die Formel 1 unter Zuschauerschwund, aber diese Fans werden der Königsklasse auf ihre ganz eigene Art und Weise treu bleiben