Weltmeister, Konstrukteur und Geschäftsmann
Bis in die Morgenstunden des 19. Mai 2014 war John Arthur, genannt Jack Brabham der älteste noch lebende Sieger eines Formel-1-Rennens. Im Alter von 88 Jahren verstarb der Australier in seinem Haus an der Goldküste, nachdem er lange an einer Leberkrankheit gelitten hatte. Brabhams Karriere ist bis heute ein Unikum, schließlich holte er nicht nur drei WM-Titel, sondern ist auch der einzige Pilot, der sich die Krone in einem selbst konstruierten Wagen aufsetzte.
Geboren wurde Brabham in Hurtsville, einem lokalen Verwaltungsgebiet im australischen Bundesstaat New South Wales, als Sohn eines Lebensmittelhändlers. Die Schule brach er im Alter von 15 Jahren ab und trat einen Job in einer Kfz-Werkstatt an. Parallel besuchte er die Abendschule und verkaufte gebrauchte Motorräder. Anschließend arbeitete er als Mechaniker der australischen Luftwaffe.
Brabham begann kurz nach dem Zweiten Weltkrieg mit Autorennen auf Schotterbahnen, so genannten Dirttracks. Auf den Geschmack gebracht hatte ihn ein Freund aus den USA, Johnny Schonberg, mit dem er nebenbei auch seinen ersten eigenen Sportwagen konstruierte. Die beiden waren auch bei Bergrennen erfolgreich, ehe Brabham Lust auf Straßenrennen bekam. Interessante Randnotiz: Brabham hatte den Schmierstoff-Hersteller Redex als Sponsor gewonnen, die Logos auf seinem Auto wurden wegen der Werberichtlinien des australischen Verbandes jedoch verboten und mussten wieder verschwinden.
Mitte der Fünfzigerjahre zog es Brabham mit der Familie nach Großbritannien, wo er sich mit einem aus eigener Tasche bezahltem Cooper auf lokalem Parkett einen Namen machte. Obwohl er keinen Angestelltenvertrag besaß, war er in der Fabrik des englischen Autobauers kaum noch wegzudenken. Täglich wirkte Brabham mit, auch beim Bau des Formel-1-Autos.
1955 war es dann soweit: Beim Großbritannien-Grand-Prix feierte "Black Jack" im Alter von 29 Jahren sein Formel-1-Debüt. schied aber mit einem technischen Defekt aus. Den Spitznamen hatte er wegen seines tiefschwarzen Haars und seinen dunklen Augen verpasst bekommen.
Der Durchbruch kam bei einem Formel-1-Rennen in Snetterton, das nicht zur offiziellen WM zählte. Brabham duellierte sich lange mit Legende Sterling Moss um den Sieg, verlor den Zweikampf, aber gewann die Gewissheit, dass er eine Profikarriere im Motorsport anstreben wollte. Es kam nach einer missglücken Maserati-Expedition der Rückschritt in die Formel 2 mit Cooper, dazu bestritt Brabham Sportwagen-Rennen für Aston Martin und sporadische Einsätze in der Königsklasse.
Brabham galt im Straßenverkehr als Angsthase. Bis heute kursiert die Geschichte, er habe seinem Fahrerkollegen Tony Brooks (hier abgebildet) auf dem Weg zum Formel-1-Rennen in Pescara 1957 entnervt das Steuer übergeben, nachdem er sich geweigert hatte, eine längere Kolonne von Lkw auf der Autobahn zu überholen.
Die Formel 1 eroberte Brabham im zweiten Anlauf: 1959 stand er beim Auftaktrennen in Monaco nicht nur zum ersten Mal auf dem Podium, er holte auch gleich seinen ersten Grand-Prix-Erfolg. Am Ende des Jahres war es ausgerechnet der hilfreiche Autobahn-Überholer Brooks, dem er den WM-Titel vor der Nase wegschnappte.
Legendär der Weg dorthin: Beim letzten Rennen der Saison 1959, in der Hitze Floridas in Sebring, ging Brabham als Führender der Weltmeisterschaft ein paar hundert Meter vor Ziellinie der Sprit aus. Der Kämpfer aus Australien schaffte es jedoch, seinen Wagen als Vierter über die Linie zu schieben - und sich so den Titel zu sichern. Im Ziel brach Brabham vor Erschöpfung zusammen.
Weil Brabham ein Charakter war, der das Rampenlicht scheute, regte sich insbesondere in der britischen Presse Verwunderung über den Coup des Australiers. Es hieß, er habe den Titel eher seiner Unauffälligkeit als seinem Können zu verdanken.
Doch schon 1960 strafte Brabham die Kritiker: Er fuhr weiter für Cooper, schraubte aber parallel an seinen eigenen Autos. Fünf Siege in Serie brachten ihm nach einem verkorksten Saisonstart die zweite Krone. Sein Teamkollege Bruce McLaren hatte das Nachsehen - und damit ausgerechnet der Fahrer, der selbst das Potenzial hatte, als Pilot und Konstrukteur Weltmeister zu werden.
Mit Cooper ging es anschließend bergab und Brabham baute seinen eigenen Rennstall auf, mit dem 1962 erstmals an den Start ging. Weil die Motoren auf 1,5 Liter Hubraum limitiert waren, blieben Erfolge allerdings Mangelware. Erst 1966 erlaubten die Regelhüter überraschend 3-Liter-Aggregate, was Brabham gemeinsam mit der Firma Repco mit einer Nacht-und-Nebenaktion für sich nutzte: Ein sehr simpler V8-Motor war ein Zuverlässigkeitsgarant und Gold wert.
Es war das erste und bisher einzige Mal, dass ein Fahrer in einem selbst konstruierten Boliden Weltmeister wurde. Auch für Brabham selbst seine sportlich wohl größte Errungenschaft, wie er in einem Interview betonte: "Die schönste Erinnerung ist sicher der WM-Titel 1966 mit dem Repco-Brabham", berichtete er.
1970 zog er sich aus dem aktiven Rennsport zurück, nachdem er in Südafrika seinen letzten Grand-Prix-Sieg gefeiert hatte. Brabham war nie der Strahlemann und Entertainer, den sich die Medien wünschten, sondern ein eher wortkarger Ingenieur und harter Arbeiter. Hinzu kam, dass der dreifache Weltmeister schwerhörig war, was er selbst auf den hohen Geräuschpegel der Motoren zu seiner Zeit zurückführte.
Anschließend lebte Brabham auf einem Bauernhof zwischen Sydney und Melbourne. Außerdem führte er in Großbritannien eine Flugzeugfirma, eine Reihe von Kfz-Werkstätten und einen Autohandel. Er engagierte sich bis zuletzt für wohltätige Zwecke. 2012 eröffnete seine Familie ein rund sieben Millionen Euro teures Trainingszentrum für junge Rennfahrer in Brisbane.
Gewonnen hat Brabham nicht nur in seiner Formel-1-Karriere, auch zahlreiche Ehrungen ziehen sich durch seine Vita: 1979 wurde er von Königin Elisabeth II. zum Ritter geschlagen. 2007 wurde Brabham von einer Fachjury des Magazins 'Auto Action', der unter anderem auch Landsmann Mark Webber angehörte, zum größten australischen Rennfahrer aller Zeiten gewählt.