Vom Nachwuchsfahrer über Rennstall-Besitzer bis zu einem der erfolgreichsten Teamchefs in der Formel 1: Aufstieg und Fall von Christian Horner bei Red Bull
Die Motorsport-Karriere von Christian Horner reicht bis in die 1990er-Jahre zurück, als der Brite zunächst im Kartsport unterwegs ist, bevor er in den Formelsport aufsteigt.
In der Saison 1994 fährt Horner für das Fortec-Team in der britischen Formel-3-Meisterschaft, kann allerdings kein Rennen gewinnen. Er beendet die Saison auf dem 17. Gesamtrang, und kann sich auch im Folgejahr nicht deutlich steigern.
Ab 1996 startet Horner dennoch in der britischen Formel-2-Serie, in der zu dieser Zeit mit Formel-3000-Autos gefahren wird. Dort erreicht er den fünften Platz im Gesamtklassement.
Gemeinsam mit seinem Vater Garry gründet Christian Horner 1997 das Team Arden International, mit dem der Brite in der Formel-3000-Meisterschaft an den Start geht. Er kann sich nur viermal für das Rennen qualifizieren, belegt aber einmal den sechsten Platz.
Zur Saison 1998 spannt Arden mit dem KTR-Team von Kurt Mollekens zusammen, was den Erfolg kaum steigert: Der Brite landet auf dem 33. Platz der Gesamtwertung, sein belgischer Teamkollege wird Siebter. Meister wird damals Juan-Pablo Montoya, gefolgt von Nick Heidfeld.
Schon 1999 beendet Horner seine aktive Karriere und konzentriert sich fortan auf seine Rolle als Teamchef. Aufgrund einer finanziellen Unterstützung aus Russland tritt das Team ab 2000 als Arden Team Russia an, feiert zwei Podest-Platzierungen durch Darren Manning.
Der große Durchbruch gelingt allerdings in der Saison 2004: Gemeinsam mit den beiden späteren Formel-1-Piloten Vitantonio Liuzzi und Robert Doornbos feiert Arden International den Erfolg in der Teamwertung. Außerdem wird Liuzzi mit sieben Siegen in zehn Rennen zum Fahrerchampion.
Damit öffnet sich Horner die Tür zur Formel 1: Red-Bull-Gründer Dietrich Mateschitz hatte zu dieser Zeit gerade das Jaguar-Team gekauft und stellt den Briten als Teamchef ein. Liuzzi bekommt zudem eines der beiden Cockpits.
Die Erfolge lassen zunächst auf die warten, Red Bull Racing belegt in der Debütsaison nur den siebten WM-Rang. Das beste Ergebnis ist ein vierter Platz beim Großen Preis von Europa auf dem Nürburgring. Anfang 2006 stößt schließlich Adrian Newey zum Team dazu.
Doch der große Erfolg kommt erst mit Sebastian Vettel: Der Deutsche (hier gemeinsam mit Horner bei Testfahrten in Barcelona im November 2008) soll Red Bull Racing ab 2009 in der Formel 1 auf die Erfolgsspur bringen.
Im April 2009 ist es dann schon so weit: Christian Horner feiert mit Red Bull Racing nicht nur den ersten Sieg in der Formel 1, sondern direkt einen Doppelerfolg von Vettel und Teamkollege Mark Webber. In der Saison folgen fünf weitere Siege, aber beide WM-Titel gehen an Jenson Button und Brawn.
Dafür schlagen Sebastian Vettel und Red Bull Racing im Folgejahr zu: In der Formel-1-Saison 2010 holt das Team unter der Leitung von Teamchef Christian Horner gleich beide WM-Titel. Ein Meilenstein in der Red-Bull-Geschichte.
Gemeinsam mit Sebastian Vettel feiert Horner jeweils vier Fahrer- und Konstruketeurstitel in Folge. Erst in der Saison 2014 bricht die Dominanz, als die Hybridära beginnt. Zu dieser Zeit übernehmen Lewis Hamilton und Mercedes das Kommando in der Formel 1.
Dafür läuft es bei Christian Horner privat umso besser. Der Brite ist seit Frühjahr 2014 mit der britischen Pop-Sängerin Geri Halliwell liiert. Im Mai 2015 folgt die Hochzeit, im Januar 2017 kommt der gemeinsame Sohn zur Welt.
In der Saison 2015 steckt Red Bull Racing in einer sportlichen Krise. Nach dem Vettel-Abschied versuchen Daniel Ricciardo und Daniil Kwjat, die roten Bullen wieder an die Spitze der Königsklasse zu bringen. In der ganzen Saison gelingt dem Team von Christian Horner allerdings kein Sieg, am Ende schlägt nur der vierte Gesamtrang zu Buche.
Mit der Verpflichtung von Max Verstappen, der ab dem fünften Saisonrennen 2016 das Cockpit von Kwjat übernimmt, geht es langsam wieder bergauf. Der Niederländer gewinnt schon sein erstes Rennen mit Red Bull Racing in Spanien, muss dann allerdings über ein Jahr auf den zweiten Sieg warten.
Erst in der Saison 2021 gelingt Verstappen schließlich der WM-Erfolg. Christian Horner freut sich über den fünften Fahrertitel unter seiner Leitung, während Red Bull Racing in der Konstrukteurs-WM nur den zweiten Platz belegt.
Durch den Tod von Red-Bull-Gründer Dietrich Mateschitz ändern sich die Machtverhältnisse an der Spitze des Brauseherstellers. Oliver Mintzlaff wird ab November 2022 zum neuen Red-Bull-Boss. Berater Helmut Marko, ein enger Freund von Mateschitz, verliert an Rückhalt, und es kommt zu internen Machtkämpfen im Formel-1-Team.
Vor dem Saisonstart 2024 folgt mit der "Horner-Affäre" ein weiterer Knall: Dem Briten wird "unangemessenes Verhalten" gegenüber einer Mitarbeiterin vorgeworfen, der Konzern sieht sich zu internen Untersuchungen genötigt. Horner gerät ins Wanken, darf seine Position letztlich aber behalten.
Die internen Spannungen lassen sich allerdings nur schwer lösen, vor allem zwischen Verstappen-Vater Jos und Red-Bull-Teamchef Horner schwelt ein Konflikt. Zwar kehrt im Laufe der Saison 2024 etwas Ruhe ein, doch der Frieden bei Red Bull Racing ist längst verflogen.
Das Red-Bull-Team zerbröckelt ab 2024 immer weiter, und Teamchef Horner verliert wichtige Personalien, allen voran Design-Legende Adrian Newey. Aber auch Rob Marshall, Sportdirektor Jonathan Wheatley und Chefstratege Will Courtenay kehren dem Team den Rücken.
In der Formel-1-Saison 2024 feiert Verstappen zwar noch seinen vierten WM-Titel, doch vor allem in der zweiten Saisonhälfte ist Red Bull Racing kaum noch konkurrenzfähig. Den Titel in der Konstrukteurs-WM verliert das Team bereits an McLaren.
Zu Beginn der Saison 2025 sind die Probleme groß. Zwar feiert Verstappen in der ersten Saisonhälfte immerhin zwei Siege in Suzuka und Imola, doch im Kampf um die beiden WM-Titel ist Red Bull völlig chancenlos. Der Niederländer wird sogar mit einem Wechsel zu Mercedes in Verbindung gebracht.
Am 9. Juli 2025 ist dann Schluss: Nach mehr als 20 Jahren an der Spitze des Formel-1-Teams von Red Bull zieht Mintzlaff als Sport-Boss des Red-Bull-Konzerns die Reißleine. Trotz Vertrag bis Ende 2030 verliert Christian Horner seine Rolle als Teamchef mit sofortiger Wirkung.
Vom Nachwuchsfahrer über Rennstall-Besitzer bis zu einem der erfolgreichsten Teamchefs in der Formel 1: Aufstieg und Fall von Christian Horner bei Red Bull