An welchen Formel-1-Autos der langjährige Technische Direktor James Allison in seiner jahrzehntelangen Karriere mitgewirkt hat und mit welchen Erfolgen
Der englische Techniker James Allison zählt zu den erfolgreichsten Formel-1-Ingenieuren. In über drei Jahrzehnten hat er an zahlreichen WM-Siegerautos mitgewirkt. Wir zeichnen seine außergewöhnliche Karriere anhand der Fahrzeuge nach, zu denen er beigetragen hat.
1991: James Allison steigt als Junior-Designer bei Benetton ein und wird der Aerodynamik-Abteilung zugeteilt. Das erste Formel-1-Auto, an dem er arbeitet, ist der B191, mit dem zum Jahresende auch Michael Schumacher fährt.
1992: Nach nur einem Jahr wechselt James Allison als Aerodynamik-Leiter zum kleinen Larrousse-Team und bekommt es dort mit dem LC92 zu tun. Das Auto holt nur einen Punkt.
1993: James Allison geht zurück zu Benetton und übernimmt dort die Leitung der Aerodynamik-Abteilung. Michael Schumacher gewinnt mit dem B193 ein Rennen, steht bei jeder Zielankunft auf dem Podium und wird WM-Vierter.
1994: Der B194 ist Benettons erstes WM-Auto und letztes Modell mit Ford-V8-Motoren, und James Allison ist einer der Väter hinter dem Erfolg des Fahrzeugs. Michael Schumacher gewinnt auf dem Weg zu seiner ersten Weltmeisterschaft acht von 16 Rennen.
1995: Benetton wiederholt mit dem B195 (jetzt mit Renault-V10-Antrieben) den WM-Erfolg aus dem Vorjahr, gewinnt dieses Mal aber auch den Titel in der Konstrukteurswertung. Michael Schumacher triumphiert bei neun Rennen, Johnny Herbert bei zwei. Macht elf Siege in 17 Grands Prix.
1996: Michael Schumacher ist weg, Jean Alesi und Gerhard Berger sind da. Aber an die Erfolge der Vorjahre kann Benetton mit Aero-Leiter James Allison nicht mehr anknüpfen. Das Team bleibt erstmals seit Jahren ohne Sieg und erzielt mit dem B196 WM-Platz drei in der Konstrukteurswertung.
1997: Mit dem B197 bestätigt Benetton den dritten Platz in der WM-Gesamtwertung. Gerhard Berger schafft in Hockenheim seinen emotionalen letzten Grand-Prix-Sieg, kurz nach dem Tod seines Vaters.
1998: Es geht abwärts für Benetton mit dem B198 und den Fahrern Giancarlo Fisichella und Alexander Wurz. Auch, weil sich Renault zurückzieht und die Motoren fortan von Mecachrome kommen. Benannt sind die Antriebe nach der Benetton-Tochter Playlife. Ergebnis: Nur zwei Podestplätze und WM-Rang fünf.
1999: Ein letztes Mal ist James Allison bei Benetton in die Aerodynamik eines Rennautos eingebunden. Mit dem B199 gelingt aber nur ein Podestplatz, das Team rutscht ab auf WM-Position sechs.
2000: Als leitender Aerodynamiker an der Rennstrecke wechselt James Allison zu Ferrari. Er kommt genau richtig: Ferrari beginnt mit Michael Schumacher, den Allison von Benetton kennt, eine bis dahin nicht gekannte Erfolgsserie. Schumacher und Ferrari gewinnen mit dem F1-2000 beide Titel.
2001: Mit dem F2001 wiederholt Ferrari seine Erfolge, und setzt sogar nochmal eins drauf: Die Weltmeisterschaft wird schon im Sommer entschieden, das Rennauto selbst 2002 noch zu Saisonbeginn verwendet.
2002: Ferrari steigert sich mit dem F2002 erneut, fährt wieder beide WM-Titel ein. Die Krönung: Michael Schumacher steht bereits im Juli als Formel-1-Weltmeister fest! Er und Rubens Barrichello gewinnen 15 von 17 Rennen, Schumacher steht jedes Mal auf dem Treppchen.
2003: Der F2003-GA ist nicht so überlegen wie seine Vorgänger, trotzdem schaffen es Michael Schumacher und Ferrari, auch im vierten Jahr in Folge, beide WM-Titel zu gewinnen.
2004: Der Schlusspunkt der "goldenen" Ferrari-Jahre mit dem F2004 und dem fünften Totalerfolg in der Formel-1-Weltmeisterschaft. Für James Allison heißt es danach Abschied nehmen: Er verlässt Ferrari und wechselt zu Renault.
2005: James Allison ist als stellvertretender Technischer Direktor in die Entwicklung des Renault R25 involviert, der Fernando Alonso erstmals zum Weltmeister macht. Das Team gewinnt acht von 19 Rennen und damit auch den Titel in der Konstrukteurswertung.
2006: Auch der R26 ist ein großer Wurf. Fernando Alonso und Renault verteidigen ihre WM-Titel. Für James Allison bedeutet das: Er hat sieben Jahre lang in Folge an den jeweiligen Weltmeister-Autos mitgewirkt. Diese Erfolgsserie endet jedoch mit dem Titelgewinn 2006.
2007: Fernando Alonso hat Renault in Richtung McLaren verlassen, das Momentum ist weg - Giancarlo Fisichella und Heikki Kovalainen schaffen nur einen Podestplatz, Renault wird Dritter in der Konstrukteurswertung.
2008: Mit Rückkehrer Fernando Alonso erlebt Renault einen kleinen Aufschwung und gewinnt zwei Rennen, darunter den "Crashgate"-Grand-Prix in Singapur. Am Jahresende aber ergibt sich nur P4 in der Gesamtwertung.
2009: James Allison wird Technischer Direktor bei Renault und ist damit erstmals verantwortlich für die Fahrzeugleistung. Doch Renault legt einen Fehlstart in das neue Formel-1-Reglement hin und fällt auf P8 zurück bei den Konstrukteuren.
2010: Robert Kubica leitet bei Renault die Trendwende ein, fährt zweimal aufs Podest und hilft maßgeblich mit, das Team wieder in den Top 5 der Gesamtwertung zu etablieren.
2011: Noch heißt der R31 offiziell Renault, aber die Besitzverhältnisse im Team haben sich geändert. Technisch ist weiter James Allison am Drücker, die Leistung aber stagniert. Nach erneut zwei Top-3-Ergebnissen bleibt es bei P5 in der WM.
2012: Hinter Renault liegen einige sieglose Jahre, doch unter dem Namen Lotus gelingt mit Kimi Räikkönen wieder ein Grand-Prix-Erfolg. Das Team steigert sich auf P4 in der Gesamtwertung, dann hört James Allison als Technischer Direktor auf.
2013: James Allison schließt sich Ferrari an, zunächst als Technischer Leiter für den Chassis-Bereich. Alsbald aber wird er zum Technischen Direktor bestellt. Fernando Alonso, den Allison schon von Renault kennt, wird Zweiter in der WM, Ferrari belegt P3 mit dem F138.
2014: Zu Beginn der Turbo-Hybrid-Ära bleibt Ferrari sieglos. Der F14 T ist im Vergleich zu Mercedes, Red Bull und Williams unterlegen. Das bedeutet am Saisonende P4 in der Konstrukteurswertung.
2015: Sebastian Vettel stößt neu zum Team und erzielt gleich im ersten Ferrari-Jahr drei Siege im SF15-T. Es geht wieder voran für James Allison und seine Kollegen: P2 in der WM hinter Mercedes.
2016: Wieder ist Ferrari ein regelmäßiger Gast auf dem Podium, mit dem SF16-H aber kein Siegkandidat. Der Traditionsrennstall fällt hinter Red Bull auf P3 in der Gesamtwertung zurück. Eine persönliche Tragödie erlebt James Allison im Privaten: Seine Frau stirbt unerwartet. Ihn zieht es zurück in seine Heimat England.
2017: James Allison arbeitet jetzt als Technischer Direktor bei Mercedes, dem dominierenden Team der Turbo-Hybrid-Ära. Und unter Allison knüpft der Rennstall an seine vorherigen Erfolge an. Der W08 beschert Lewis Hamilton und Mercedes beide WM-Titel in der Formel 1.
2018: Die Mercedes-Dominanz dauert an. James Allisons Ex-Team Ferrari rüttelt zwar am Thron der Silberpfeile, die bleiben aber die Nummer eins, auch mit dem W09.
2019: Wieder wird Lewis Hamilton Formel-1-Weltmeister, wieder gewinnt Mercedes beide Titel. Auch der W10 erweist sich als ausgezeichnetes Rennauto.
2020: Die Corona-Pandemie setzt auch der Formel 1 zu. In der auf 17 Rennen verkürzten Saison ist Mercedes dennoch die Nummer eins. Der W11 sorgt ein letztes Mal für den totalen Erfolg mit beiden WM-Titeln.
2021: Erstmals seit dem Beginn der Turbo-Hybrid-Ära gewinnt Mercedes nur einen Titel, nämlich den in der Konstrukteurswertung. Der Fahrertitel geht nach dem Finale in Abu Dhabi an Red-Bull-Fahrer Max Verstappen.
2022: Das neue Formel-1-Reglement bedeutet für Mercedes einen Rückschlag, denn der W13 mit seinem Zero-Pod-Konzept ist nicht schnell genug. James Allison, inzwischen technischer Gesamtleiter bei Mercedes und nicht mehr zu 100 Prozent für das Formel-1-Projekt verantwortlich, sieht nur einen Sieg durch George Russell.
2023: Auch der W14 ist zunächst kein Erfolgsmodell. Mercedes gibt daraufhin das Zero-Pod-Konzept auf - und holt James Allison wieder zurück in der Rolle des Technischen Direktors.
An welchen Formel-1-Autos der langjährige Technische Direktor James Allison in seiner jahrzehntelangen Karriere mitgewirkt hat und mit welchen Erfolgen